Diary29

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Eintrag 29 - Tagebücher aus El Arish

  • Eintrag: 1

Heute ist der ... Ich habe keine Ahnung, welcher verdammte Tag heute ist. Es ist schon seltsam, im Elektronikzeitalter nicht genau den Tag bestimmen zu können ... Ich habe diese Ding in einem der Bunker gefunden. Sieht so aus, als habe sich jemand mit einem Baseballschläger daran zu schaffen gemacht. Das Datum will sich einfach nicht einstellen lassen. Es steht auf 1.1.1972 00:00:00 und lässt sich nicht ändern. Wie dem auch sei. Heute erfolgt mein erster Eintrag. Cutter hat mir gesagt, dass ich alles niederschreiben sollte. Er nennt das Ganze Therapie ... Nun, ich persönlich glaube, dass er nicht ganz dicht ist ... Cutter. Wenn Sie das hier lesen, bedeutet das, dass ich tot bin. Und das heißt: Du bist verrückt! So, jetzt ist es raus ...

  • Eintrag: 2

Es ist jetzt Mitte Juli, soweit ich weiß. Aber dennoch war mir kalt, als ich heute aufgewacht bin. Es ist schon unglaublich: Obwohl die Wüste am Tag so heiß wird, kann die Temperatur in der Nacht um bis zu 20 Grad fallen. Am Tag repariere ich Panzer unter der brennenden Wüstensonne, und des Nachts friere ich mir in meinem Zelt den Arsch ab. Ich weiß nicht, wie lange wir hier noch so weitermachen können.

  • Eintrag: 3

Seit meinem letzten Eintrag ist nun schon eine Woche vergangen. Ich glaube, ich bin jetzt bereit, ein paar weitere Zeilen zu Papier zu bringen. Allerdings nicht allzu detailiert. Wir sind in Kairo gelandet. Und irgend so ein Penner hat angefangen, zu schießen. Annie ist im Humvee stecken geblieben, gerade als der Benzintank getroffen wurde. Des Nachts höre ich sie noch immer schreien. Jede Nacht. Vielleicht ist es ja das, was mich jede Nacht so zittern lässt. Die Chefs waren relativ gelassen; Wahrscheinlich war sie nichts weiter als ein weiteres eingeplantes Opfer. Manchmal werden sie auch als "irrelevant" klassifiziert. Annie hat nicht gekämpft. Sie hat gekocht und sauber gemacht. Ich kann natürlich nicht für die anderen sprechen, aber ihr Lachen und ihre Witze, wenn sie uns etwas selbstgemachtes Essen überreicht hat, hat sie für mich sehr wohl "relevant" gemacht.

  • Eintrag: 4

Wenn man sich auf einem Kriegspfad befindet, dann ist immer was los. Beerdigungen, dahinscheidende Freunde und all diese Sachen. Aber es sind die kleinen Sachen, die dich wirklich mitnehmen. Wie zum Beispiel Telefonbatterien. Belanglos nicht wahr? Nun, alles hier funktioniert mit Batterien, und wir haben keinen Nachschub mehr. Heute Nachmittag hat sich die Batterie von Joans Telefon verabschiedet. Die einzigen noch vorhandenen Bilder ihrer Kinder befanden sich darauf. Und nun kommt sie nicht mehr ran. Ich kann hören, wie sie im nächsten Zelt weint. Darum trage ich das Foto meiner Familie in meiner Tasche. Das Leben ist scheiße.

  • Eintrag: 5

Nun, unsere Vorgesetzten haben in ihrer unendlichen Weisheit die Einheimischen dieser Region verärgert. Indem sie deren Zeug gestohlen haben. Ich bin vielleicht nur ein kleiner Techniker und so weiter, aber ich glaube nicht, dass das ein cleverrer Schachzug war. Wir brauchen Essen, ja. Aber wir hätten etwas dafür eintauschen können. Na ja, wer weiß. Vielleicht haben sie ja irgendeinen größeren Plan. Zumindest sagen sie uns das. Aber ich glaube, dass sie genauso verloren sind, wie der Rest von uns. Heute bin ich auf einige der Nachschubsressourcen gestoßen, die sie "geborgen" haben – sie befinden sich im südlichsten Bunker. Direkt neben den Leichensäcken.

  • Eintrag: 6

Der Scheiß, den die Einheimischen hier fahren, ist unglaublich. Gerade heute haben sie einen originalen T-72 angeschleppt. Das Ding ist beinahe 60 Jahre alt. Irgendein verrückter Russe hat das Ding überall mit allen möglichen Kritzeleien beschmiert, die keiner lesen kann. Ich wünschte, Ivanov wäre noch immer hier bei uns. Er war ein Arschloch, zugegeben, aber Mann ... wenn's ums Trinken ging, konnte der mit einigen der Besten von uns mithalten. Wir kriegen immer noch Schrott. Wir haben Sheridans, BMPs, britische Vierräder und sogar ein verrücktes Fahrzeug britischen Typs, das ich nicht erkennen kann. Scheint aus den Bauteile verschiedener Panzer zusammengesetzt worden zu sein. Ich habe keine Ahnung, auf welche Art und Weise so viel von dem Kram hier landet oder wie sie es geschafft haben, dass das Zeug immer noch läuft.

  • Eintrag: 7

EIGENTUM VON THOMAS BELLAMY, TECHNIKER. WENN DU DAS HIER LIEST, UND ICH DAS HERAUSFINDE, WIRD DEIN FAHRZEUG MITTEN IN DER WÜSTE UNTER EINEM MYSTERIÖSEN MOTORENPROBLEM LEIDEN

  • Eintrag: 8

So, ich bin also jetzt der Abteilungschef für Technik. Nicht, wie ich mir den Job vorgestellt habe. Zu viel Arbeit – keine Zeit, um zu schreiben oder an andere Dinge zu denken.

  • Eintrag: 9

Clayburn kommt zu uns. Der alte Bastard wird uns nicht gehen lassen. Wir wussten, dass das passieren würde, aber es fühlt sich so surreal an. Die Tage vergehen, einer nach dem anderen. Und alle gleichen sich, ohne Abweichungen oder besondere Vorkomnisse. Du stehst auf, du gehst an die Arbeit (Gott, ich vermisse den Teil, an dem es immer Frühstück gab und die Chance, sich zu waschen). Am Abend überprüfst du im Essenszelt die Namen derer, die an diesem Tag nicht so viel Glück gehabt haben wie du. Dann nimmst du einen Schluck, um die Gefallenen zu ehren (zumindest das, was von ihrer Ehre noch übrig war) und weinst dich dann in den Schlaf. Wenn du nicht so müde bist, dass du direkt einnickst.

  • Eintrag: 10

Heiliger Bimbam, wie fange ich es an, über so etwas zu schreiben. Nun, Clayburn ist angekommen. Mit den Crimson Reavers. Wir sind sowas von tot. Aber das ist noch nicht das Schlimmste von allem. Die haben Kühlschränke mit den abgetrennten Köpfen der Familienmitglieder der Typen von hier mitgebracht. Ehefrauen, Ehemänner, Großelter und sogar ... Kinder. Wie kann man nur so abgrundtief böse sein? Das ist wahnsinn. Was sind das nur für Monster? Wie dem auch sei ... Ich hatte Glück. Ron und Dave von meiner Schicht hatten keines. Ich glaube nicht, dass ich Ron jemals zuvor weinen gesehen habe. Das fühlte sich so seltsam, so unwirklich an. Wie ein Albtraum, aus dem man einfach nicht mehr aufwachen kann. Dutzende Menschen, die ich kenne, haben jemanden verloren. Ich habe via Flurfunk erfahren, dass einige Familienmitglieder gewarnt worden sein sollen und es geschafft haben sollen, den Konzernschlägertypen zu entkommen. Meine Leute sind weg, ich hatte nichts zu verlieren, aber ... oh Mann ... Ich wüsste nicht, wie ich weitermachen sollte. Ich habe sogar den Major, Seagrove weinen gesehen. Er sieht seit einigen Tagen wie ein Geist aus. Was er tun musste (mussten wir das?), scheint ihn noch immer zu verfolgen. Er ist ein guter Kerl. Wir fühlen mit ihm mit. Grey ist einfach nur ein dreckiger Bastard, aber selbst sie war ... geschockt. Das hat man gesehen.

  • Eintrag: 11

Es ist jetzt 24 Stunden her und die Basis wacht langsam auf. Die Leute sehen verändert aus. Als ob irgendetwas in ihnen gestorben wäre. Man hört keine Musik mehr, keine Witzchen oder flotten Sprüche im Laden mehr. Wir sind einfach nur fokussiert.

Die einzige Person, die keinerlei Anstalten machte, zu weinen, war Blackwood. Der Typ ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Marty von der Kommunikation hat versucht, ihn in der Datenbank ausfindig zu machen, aber alle Einträge wurden gelöscht. Nichts ungewöhnliches – Marti hat gesagt, Blackwood hätte die Order dazu gegeben. Als wir uns im Balkan aufgesplittet haben. So sei es schwieriger, ihre Familienmitglieder aufzuspüren. Ich weiß nicht. Vielleicht. Irgendwie seltsame Vorstellunge, dass Clayburn keinerlei Backups haben soll. Aber andererseits war Blackwood einer der höchsten Offiziere – er hatte wahrscheinlich die Freigabe, das zu tun.

Als er hier ankam, hatte er die Reputation, sich um seine Männer zu sorgen, und in gewisser Weise tat er das – wir haben nie "gepokert" und nie Zivilisten abgeschlachtet. Okay, die Einheimischen sind technich gesehen keine Zivilisten. Oder sind sie das? Ich kann nicht mehr sagen.

  • Eintrag: 12

Und NATÜRLICH haben sich die lokalen Söldner Clayburn angeschlossen. Das hätte ich auch getan, wenn irgendein Arschloch meine Familie verhungern lassen würde. Ich hasse Grey. Genug, dass vielleicht ein kleiner technischer Unfall passieren könnte. Nachricht an mich selbst: Löschfunktion von Einträgen funktioniert nicht. Mit Marty darüber reden.

  • Eintrag: 13

Irgendeine Operation ist gerade im Gange. Uns kleinen Leuten erzählt man natürlich nichts. Aber beide, Grey und Seagrove wurden dabei gesehen, wie sie in Richtung Wüste aufbrachen. Zu müde, um zu schreiben. Das wars.

  • Eintrag: 14

Wir haben es geschafft! Wir haben diese Bastarde besiegt. Sie haben eine Art Plan ausgearbeitet für irgendeine riesige Operation da draußen. Ich weiß nicht viel, nur dass sie sie mithilfe eines Zangenmanövers überwältigen konnten. Sie wurden von diesem fetten Schwein Peter angeführt. Und als sein Panzer getroffen wurde, haben die Reavers einfach kehrtgemacht und sich zurückgezogen. Ich weiß auch nicht, warum. Wir haben die Söldner abgeschlachtet und ... und ich habe gehört, dass Grey das kleine, fette Schweine aus dem Wrack gezogen und persönlich hierher geschafft haben soll. Blackwood hat ihm vor allen anderen einen Kopfschuss verpasst. Die Reavers haben ihre Schiffe bestiegen und sind einen Tag später aufgebrochen – zufrieden, die Basis blockiert zu haben. Die Hälfte der Basis hat sich während dieser Nacht die Kante gegeben.

  • Eintrag: 15

Wir verschwinden aus diesem Höllenloch. Das lasse ich hier. Wünscht uns Glück.

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