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Eintrag 37 - Unfreundliche Küsten

  • Zwei Stunden später

Die Sache lief nicht gut.

"Auf gar keinen Fall! Wir sollten sie fortjagen – wisst ihr etwa nicht, was diese Arschlöcher getan haben?" Aber natürlich wisst ihr es, wir haben es doch zusammen in den Nachrichten gesehen!"

Der riesige Indianer, der in einer alten Uniform der U.S. Army steckte, war außer sich vor Wut. Er wölbte seine Muskeln und es sah aus, als würde er Seagrove und Blackwood, die gerade in der Zentrale der lokalen Miliz um den Tisch des Kommandanten herumstanden, anspringen und ihnen mit einer einzigen Bewegung seiner riesigen Arme das Genick brechen. Er beruhigte sich erst nach dem tadelnden Blick seines Vorgesetzten.

Der Kommandant, ein alter Hase in seinen Mittfünfzigern, sah so müde aus, wie sich Blackwood fühlte. An dem glatt rasierten Gesicht, dem typischen Kurzhaarschnitt und den ruhigen und gemäßigten Gesten erkannte Blackwood in ihm einen respektablen Veteranen.

Der Kommandant schüttelte den Kopf und rieb sich die Augen, bevor er schließlich antwortete.

"Sie sind wirklich einer, der sich was traut, Blackwood, das muss man ihnen lassen. Aber der Mist, den sie und ihre Leute in Afrika verzapft haben, wurde über konzerninterne Nachrichten in die ganze Welt heraus posaunt. Über einen Piratensender ist die Kunde sogar zu ins in dieses Drecksloch vorgedrungen. Herzlichen Glückwunsch, sie gelten ab jetzt als Paradebeispiel für das Gefasel von "alle Söldner sind mordlustige Arschlöcher," er lächelte ironisch, als er Blackwoods beleidigtes Gesicht sah.

"Ein Glück für sie," fuhr er fort, "dass wir guten Leute hier nicht alles glauben, was im Fernsehen erzählt wird. Es würde mich auch gar nicht wundern, wenn die Konzernleute selbst für die Hälfte dieses Schlamassels verantwortlich wären. Und wir hier draußen sind keine Fans der Konzerne und ihrer Verbündeten in der Regierung."

"Ihr sagt, ihr wollt Leute rekrutieren. Fein. Macht euch aber keine großen Hoffnungen," der Kommandant schüttelte seinen Kopf, "wir sind nicht die einzigen hier, die Nachrichten gucken. Hört zu..."

Er seufzte und rieb sich wieder die Augen.

"Wenn ihr uns keinen Ärger bereitet, lassen wir euch gewähren, allerdings können wir euch nicht helfen, ohne dass wir dabei die Unterstützung der hiesigen Bevölkerung verspielen und das kommt für uns nicht in Frage. Ihr könnt mit jedem und allem handeln, solange es auf freiwilliger Basis geschieht. Habe ich mich klar ausgedrückt?"

Blackwood und Seagrove gaben sich mit der Antwort zufrieden und nickten, während der örtliche Kommandant protestierte.

"Aber Herr General, wir können nicht einfach..."

"Genug. Und hören sie auf, mich so zu nennen, Wolf. Wir sind nicht mehr in der Armee. Und was sie und ihre Truppe angeht," er wandte sich wieder an Blackwood und Seagrove, "so haben sie eine Woche. Dann machen sie sich wieder aus dem Staub. Verstanden?"

"Verstanden," Blackwood nickte.

"Im Süden wimmelt es nur so vor Feds. Ihr solltet eure Zeit also sinnvoll nutzen und euch vor ihnen in Acht nehmen."

"Feds?"

"Federales, pendejo," antwortete der fünfte Mann in der Runde, der bis dahin still hinter dem Rücken des Kommandanten gestanden hatte.

"Regierungstruppen. Sie sind gut bewaffnet und haben nichts für Söldner übrig. Es gibt zwar einen mehr oder weniger stabilen Waffenstillstand, aber der gilt nur für uns, nicht für euch, Cabrones."

"Verstanden," sagte Blackwood knapp und dachte, dass die Sache immer komplizierter wurde.

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