Eintrag 40 - Eisernes Pferd
- Jacksonville, Florida, 25. November 2039, am Abend
"Das waren keine föderalen Truppen. Habt ihr diesen Abrams gesehen, der sie anführte? Er war über und über mit Totenköpfen und Zähnen verziert. Das waren Söldner, die versuchten, sich in die Stadt zu schmuggeln! Ich würde sagen, wir folgen ihnen und verpassen ihnen einen Tritt in den Arsch!" Blackwood betrachtete Grey ruhig - er konnte sehen, dass sie von der Aktion, die vor zwei Stunden in den Außenbezirken stattgefunden hatte, immer noch unter Adrenalin stand. Er lehnte sich an die Wand und wartete einige Sekunden, bevor er antwortete.
"Komm runter, Kate. Wir haben schon gewonnen. Du hast einigen Einheimischen das Leben gerettet, sie sind außer sich vor Glück. Teufel", fügte er mit einem verschmitzten Lächeln hinzu, "Ich habe gesehen, dass dir nicht nur einer hinterhersah. Heute Nacht wirst du nicht einsam sein, wenn du meine Meinung hören willst."
Er konnte sehen, wie Seagrove ihm quer durch den Raum einen wütenden Blick zuwarf, beschloss aber, ihn zu ignorieren. Ihr Gespräch wurde durch die vierte Person, die den Raum betrat, unterbrochen - es war einer der leitenden Mechaniker. Blackwood konnte sich nicht an seinen Namen erinnern, aber glücklicherweise konnte Seagrove es.
"He, Tom, was ist los?"
Der Mann war voller Schmiere und sah müde aus. Bevor er antwortete, schnappte er Seagroves Bierglas, das auf dem Tisch in der Nähe stand und leerte es in einem Zug. Seine Hände hinterliessen schwarze Flecken auf ihm. Er drehte sich seufzend zu ihnen um.
"Es gibt Probleme, Boss. Ich habe mit den Jungs den Rest unserer Geräte inspiziert und es sieht schlecht aus. Unsere Panzer sind durch. Sie halten natürlich noch ein paar Kilometer durch, aber die meisten müssen vollständig überholt werden. Ich spreche von vollständig ausgestatteten Anlagen. So etwas habe ich das letze Mal gesehen, als wir noch in England waren. Wir haben getan, was wir konnten, aber..."
Alle blickten finster drein, aber er fuhr fort.
"Aber das ist noch nicht das Schlimmste, Boss. Den Schrott, den sie hier haben - natürlich ist es eine ganze Menge, aber fast alles ist in dem gleichen Zustand oder sogar noch schlechter. Ich sah ein paar Sheridans, die müssten brauchbar sein. Aber dieser Stingray, den wir vorher gesehen haben? Sie haben ihn aus Thailand oder sonstwoher und müssen ihn seit einem Jahrzehnt gelagert haben. Die Luft ist salzig. Alles ist verrostet Die eroberten Abrams-Panzer sind auch Schrott. Sieht so aus, als hätten die Regierungstruppen bei der Wartung geknausert. Kurz gesagt", fasste er zusammen, "wir sind am Arsch."
Es wurde mucksmäuschenstill im Raum und jeder von ihnen dachte nach, was man jetzt tun könnte. Es war Grey, die seinen Kopf zuerst hob.
"Jungs, mir nach."
Sie gingen alle in ihre Jeeps und fuhren nach Westen durch die Stadt. Es war spät, aber die Strassen brummten immer noch vor Leben - sie mussten mehrfach hupen, um durchzukommen und einmal mussten sie sogar einem Straßenkampf ausweichen. Sie passierten die Fighting Falcon Söldner, die auf ihn zurannten, um ihn aufzulösen und erreichten endlich ihr Ziel - die alte Amtrakstation im nordwestlichen Teil der Stadt.
Jetzt war sie kaum mehr als ein mit Bäumen bewachsener Trümmerhaufen, der das gesamte Gebiet verschandelte, aber das Ziel ihres Ausflugs tauchte fast unmittelbar vor ihnen auf.
"Verdammt, is sie nich eine Schönheit, Boss", rief der leitende Mechaniker und wischte sich die dreckige Stirn mit seinem ebenso schmutzigen Ärmel.
"Glaubst du, du kriegst sie wieder in Gang?"
Der Mechaniker zuckte die Schultern.
"Wir können es versuchen. Sieht so aus, als wäre sie schon lange nicht mehr benutzt worden. Vielleicht eine Dekade. Aber diese Sachen wurden für die Ewigkeit gebaut."
Sie standen für eine Weile still und betrachteten die massive Lokomotive und die Haufen von schweren Waggons, die still in der Mitte des aufgegeben Gleisgeländes standen. Sie spürten die Blicke der ärmsten Bürger von Jacksonville, die in den Ruinen hausten, aber niemand trat ins Licht. Sie wussten, dass man Söldner besser nicht provozierte.
Nach einer kurzen sorgfältigen Inspektion nickte der leitende Mechaniker.
"Ja, sieht erstaunlich gut aus. Wir werden gleich am Morgen anfangen, daran zu arbeiten."
"Alles klar", erwiderte Blackwood, "Ich werde mit dem Stadtkommandanten sprechen, aber sie haben eindeutig keine Verwendung dafür. Sieht so aus, als hätten wir eine Fahrgelegenheit."