Aktuell kommen weltweit zwei Arten von Schützenpanzern zum Einsatz. Beim ersten Typ handelt es sich um aufgewertete Modelle aus der Ära des Kalten Krieges, wie die russische BMP-Serie oder den amerikanischen Bradley. Diese für den Einsatz in einem großangelegten konventionellen Krieg entwickelten Fahrzeuge sind in ihrem Grundaufbau meist schlecht geschützt und müssen sich auf zusätzliche Panzerungspakete verlassen (die teilweise von Drittanbietern hergestellt werden), um sich auf den modernen Schlachtfeldern zu behaupten.
K21 XC8, Photo aus armor.kiev.ua
Die zweite Gruppe stellen die SPz aus der Zeit nach dem Kalten Krieg, die den Fokus auf soliden Schutz von Besatzung und Truppen setzen. Mit den stetig wachsenden Anforderungen an Panzerung und Schutz und dem damit verbundenen Gewichtsanstieg kopieren sie in einem gewissen Sinn die aktuelle Entwicklung von Kampfpanzern. Sie sind generell sehr groß, gut geschützt, vollgepackt mit modernster Technik und sehr, sehr teuer. Der südkoreanische K21 IFV gehört definitiv zu dieser zweiten Kategorie.
Der K21 wurde in den 2000er-Jahren entwickelt, um Fahrzeuge der K200-Serie (der vollständige Name lautete K200 Korean Infantry Fighting Vehicle) zu ersetzen. Ungeachtet seines langen Namens handelte es sich beim K200 im Prinzip um einen M113 mit einigen zusätzlichen Komponenten, was ihn eher zu einem MTW machte, als zu einem SPz – und genau das sollte der K21 ändern. In diesem Artikel befassen wir uns jedoch nicht mit dem SPz selbst, sondern mit einem später auf Basis desselben Chassis entstandenen Leichtpanzer.
Etwa um das Jahr 2012 herum kamen die Verantwortlichen von Doosan DST (dem Hersteller des K21) zu dem Schluss, dass sie ihr Angebot um ein für den Export bestimmtes Feuerunterstützungsfahrzeug (beziehungsweise, je nach Sichtweise, um einen Leichtpanzer) erweitern sollten. Dazu musste jedoch ein anderer Geschützturm her, da der ursprüngliche K21-Turm diese Steigerung der Feuerkraft nicht tragen konnte.
Man setzte dabei auf eine relativ einfache und kostengünstige Option, nämlich die K21-Wanne mit einem bereits existierenden Turm eines Drittanbieters zu kombinieren. Also wandte sich Doosan DST an CMI Defense (weithin bekannt unter dem Namen Cockerill), einen belgischen Konzern, der sich auf die Herstellung ganzer Waffensysteme spezialisiert hat, wie die populären CT-CV- und XC8-Türme, die alle von euch kennen müssten, die bei Armored Warfare die beiden WWO Wilk fahren. CMI ließ sich auf eine Zusammenarbeit mit Doosan ein und so präsentierte man im Februar 2013 auf einer Rüstungsmesse in den Vereinigten Arabischen Emiraten einen privat finanzierten Export-Leichtpanzer.
Diesen Leichtpanzer einen Prototypen zu nennen wäre etwas übertrieben, vielmehr handelte es sich um ein mehr oder minder funktionsfähiges Vorführmodell. Es bestand aus einer K21-Wanne und einem XC8-Turm.
An der Wanne wurden keine großen Änderungen vorgenommen. Man baute den Truppenraum einfach zu einem Munitionslager um.
K21 XC8, Photo aus armor.kiev.ua
Das Fahrzeug wog selbst mit dem größeren Turm nur 25 Tonnen, was sich besonders auf die Schutzwerte auswirkte. Die Wanne bestand aller Wahrscheinlichkeit nach aus einem Fiberglas-Aluminium-Verbund (zu der Zusammensetzung der K21-Panzerung gibt es keine offiziellen Informationen und die Angaben unterscheiden sich je nach Quelle), der einen STANAG-Schutz der 5-6. Stufe bot. Frontal ist das Fahrzeug demnach gegen 30-mm-APDS-Projektile gewappnet, wie sie von der russischen Maschinenkanone 2A72 verwendet werden (dem langen Geschütz des BMP-3). Die Seiten sollen 14,5-mm-AP-Geschossen standhalten.
Der Zwei-Mann-Turm XC8 bestand aus Stahl und bot standardmäßig Schutz der STANAG-Stufe 3 (gegen 7,62-mm-AP-Geschosse), konnte jedoch mit zusätzlichen Panzerungsplatten verstärkt werden, um dem Schutzfaktor der Wanne ebenbürtig zu werden.
Zusätzlicher Schutz wurde durch die Nebelmittelwurfanlage Galix im Turm gewährleistet, sowie des weiteren durch:
- Sich selbst versiegelnde Treibstofftanks
- Ein automatisches Brandschutzsystem
Als zusätzliches Upgrade wurde auch ein Hard-Kill-APS-System angeboten.
Der Turm konnte optional mit zwei unterschiedlichen Waffensystemen ausgerüstet werden – mit einer 105-mm- oder einer 120-mm-Kanone. Bei Armored Warfare ist nur die 120-mm-Variante zugegen. Ähnlich wie beim Wilk XC8, handelte es sich bei der Hauptwaffe um eine schweizerische Glattrohrkanone vom Typ RUAG 120 mm L/50 Compact Tank Gun, die sowohl standardmäßige 120-mm-NATO-Munition, als auch eine 120-mm-Version des kanonenlancierten Lenkflugkörpers Falarick von CMI abschießen konnte Die Falarick-Rakete hatte eine Reichweite von 5 Kilometern und wurde gemeinsam mit der Ukraine entwickelt. Ihr Tandem-Sprengkopf konnte ca. 1000 mm Panzerung durchschlagen (sobald eventuelle ERA eliminiert wurde), vermutlich sogar noch mehr. Die Fluggeschwindigkeit betrug ca. 300 m/s.
Die Kanone konnte um -10 Grad gesenkt und um +45 Grad angehoben werden, womit auch tief fliegende Ziele ins Visier genommen werden konnten (Hubschrauber u.ä.). Die Kanone war natürlich voll stabilisiert, wurde automatisch geladen (der Großteil der Munition wurde im hinteren Bereich des Turms gelagert) und von einer modernen digitalen FLA von Cockerill kontrolliert. Das System umfasste:
- Laserabstandsmesser
- Stabilisierte Tag- und Thermaloptik für den Kommandanten
- Stabilisierte Tag- und Thermaloptik für den Richtschützen
Auf Kundenwunsch konnte das Fahrzeug um weitere Komponenten erweitert werden:
- Stabilisierte Panorama-Thermaloptik für den Kommandanten mit separatem Laserentfernungsmesser
- IFF-Sensor (der alliierte und gegnerische Fahrzeuge erkennen konnte)
- Schlachtfeldkontrollsystem
Der Panzer wurde von einem 750-PS-Turbocharger-V10-Dieselmotor vom Typ Doosan D2840LXE angetrieben, der es auf 72 km/h beschleunigte (im Gelände 40 km/h). Alternativ wurde auch eine 840-PS-Version des Motors angeboten und das Fahrzeug war amphibisch.
Kurzum, es war ein tragfähiges Konzept für die Anforderungen des modernen Schlachtfelds und das blieb es auch – ein Konzept. Nach dem Debüt im Februar 2013 wurde es noch einmal im Oktober desselben Jahres in Südkorea ausgestellt. Darüber hinaus sind keine weiteren Vorführungen bekannt, ebenso verhält es sich mit etwaigen Kaufverträgen. Das Fahrzeug wird zwar bis heute von Doosan angeboten, scheint jedoch bislang kein Interesse potenzieller Käufer geweckt zu haben. Bei näherem Hinsehen könnte das an zwei "problematischen" Umständen liegen:
- Das K21-Chassis ist wahrscheinlich ziemlich teuer oder an untragbare Bedingungen gekoppelt
- Die Plattform wird ausschließlich in Südkorea verwendet, was die Wartung zu einem kostspieligen Unterfangen macht
Heutzutage ist der Preis eines Leichtpanzers oft der entscheidende Faktor, schließlich werden diese Panzer meist deswegen gekauft, weil sie im Vergleich zu den überaus teuren KPz erschwinglich sind, sodass ein teurer Leichtpanzer sich verständlicherweise nur schlecht verkaufen lässt.
Bei Armored Warfare wird der K21 XC8 ein Leichter Fortschrittspanzer des 10. Tiers sein. Er wird über dasselbe Waffensystem verfügen, wie der Wilk XC8, allerdings wird er im Gegensatz zu diesem Jagdpanzer keine PELE-Munition einsetzen können. Dafür wird der K21 XC8 dank seinem modernen Ketten-Chassis agiler und manövrierfähiger als der Wilk sein. In Sachen Tarnung wird er dem PL01 zwar unterlegen sein (u.a. wegen dem fehlenden ADAPTIV-System), dafür jedoch präziser.
Wir hoffen, dass er euch gefallen wird und sehen uns auf dem Schlachtfeld!