Die deutsche Nachkriegsgeschichte, vor allem die des westlichen Teils, ist eine Geschichte des wirtschaftlichen Aufstiegs, der auf Jahrzehnten harter Arbeit ohne große Worte und Gesten beruhte. Die Deutschen konzentrierten sich auf den ökonomischen Erfolg, waren sich ihrer Vergangenheit bewusst und blickten in eine florierende Zukunft.
Die deutsche Waffenindustrie spiegelte diesen Ansatz wieder (was sie im Grunde auch bis heute), indem sie Militärfahrzeuge produzierte, die es nicht nötig hatten, als die besten der Welt angepriesen zu werden, weil sie es entweder schlichtweg waren – oder zumindest verdammt nah dran kamen. Der vielleicht bekannteste Vertreter dieser Spezies war der Kampfpanzer Leopard 2, dessen Reputation die Qualität anderer deutscher Militärprodukte häufig in den Schatten stellte. Und eines dieser Produkte war der SPz Marder.
Marder 2
Um die Entwicklungsgeschichte des Marders und die dahinter stehende Philosophie zu verstehen, müssen wir uns in die dramatischen Tage des Zweiten Weltkriegs zurückversetzen. Bereits zu Beginn des Krieges realisierte das deutsche Heer, dass sich zusätzliche Feuerkraft für Mannschaftstransportwagen der Infanterie auf jeden Fall auszahlte. Aus dieser Idee entstanden die zahlreichen aufgerüsteten Varianten der allgegenwärtigen deutschen Halbkettenfahrzeuge, die sowohl mit Geschützen (20 mm, 37 mm), als auch mit Haubitzen von der Art der kurzen 75 mm L/24 ausgestattet waren. Es existierte sogar eine lange 75-mm-Pseudo-Jagdpanzer-Version mit der berühmten deutschen PaK 40. Diese aufgewerteten MTW waren durchaus erfolgreich (auch wenn Halbkettenfahrzeuge dieser Art generell viel zu Wünschen übrig ließen) und wurden bis zum Ende des Krieges eingesetzt.
Was die Geschichte der Nachkriegszeit anbelangt, gibt es die Tendenz, zwischen 1945 und 1946 eine konkrete Grenze zu ziehen. Die alte Welt lag in Trümmern und eine neue Ära begann. Deutschland war vier Jahrzehnte lang geteilt und die Folgen dieser Teilung sind teilweise auch noch dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung zu spüren. Für die Menschen damals gab es so etwas wie eine rote Linie nicht, die Wunden waren noch frisch und man trauerte um die vielen Toten.
Als der Kalte Krieg begann, waren die meisten Soldaten und Offiziere der neu gegründeten westdeutschen Bundeswehr Veteranen des Zweiten Weltkriegs mit viel Wissen und Erfahrung. Und da die Ausrüstung der Bundeswehr anfänglich von den Amerikanern beschafft werden musste, Weigerten sich die Deutschen, die Kampftaxi-Doktrin der U.S. Army zu adoptieren. Sie hatten ihre Lektion mit Feuerunterstützung der Infanterie gelernt und wollten ihre Infanterieeinheiten mit größerer Feuerkraft in Form einheimischer SPz ausstatten. Damit hatten sie natürlich recht, auch wenn diese Einsicht mit viel Blut erkämpft werden musste – deutschem Blut im Zweiten Weltkrieg und ein Jahrzehnt später mit amerikanischem Blut in Vietnam.
Als Ergebnis ihres Denkansatzes präsentierten die Deutschen ein Projekt namens HS.30. Auch wenn es sich dabei im Prinzip immer noch um einen MTW handelte, wurde das Modell mit einer 20-mm-Maschinenkanone von Hispano Suiza ausgestattet, was dem Fahrzeug eine ansehnliche Feuerkraft verlieh, die dem zweiten im Dienst der Bundeswehr befindlichen MTW den Rang ablief – dem amerikanischen M39 (der seltsamerweise von den Deutschen als SPz behandelt wurde). Leider war es auch ein technologisches Desaster, mit einem schwachen und unzuverlässigen Motor, schwachem Getriebe und schwacher Federung. Heute erinnert man sich in seinem Zusammenhang hauptsächlich an den Schmiergeldskandal bei der Beschaffung des Hauptgeschützes und die Untersuchung seiner relativ schwachen Leistung. Von den ursprünglich zehn Tausend bestellten Fahrzeugen wurden ungefähr zwei Tausend gebaut, bevor das Modell von dem neuen deutschen SPz ersetzt wurde – dem Marder.
HS.30
Parallel dazu setzte die Bundeswehr auch reguläre MTW ein. Seit 1969 lösten amerikanische M113 die wilde Ansammlung von veralteten Fahrzeugen aus der Kriegsära ab, darunter die in die Jahre gekommenen Universal Carriers. Schützenpanzer sind generell teurer als Mannschaftstransportwagen und es fehlten schlichtweg die Mittel, um die gesamte MTW-Flotte zu ersetzen (was übrigens auch einer der Gründe ist, warum die Bundeswehr bis heute aufgewertete M113 einsetzt). Der Weg für die Entwicklung des Marders war jedenfalls geebnet.
Der SPz Marder wurde in den 1960er-Jahren entwickelt, um den damals bereits in Verruf geratenen HS.30 abzulösen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger war der Marder ein echter SPz, was sich vor allem in seiner Bewaffnung bemerkbar machte. Sie war größer, kräftiger und erfolgreicher. Es gab zahlreiche spezialisierte Versionen des Marders, deren Beschreibung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde (und die in einem gesonderten Artikel abgehandelt werden), was jedoch außergewöhnlich war, ist die Tatsache, dass der deutsche Schützenpanzer 1971 in den Dienst akzeptiert wurde, also ein ganzes Jahrzehnt vor dem amerikanischen Bradley. Er war mit einer 20-mm-Rheinmetall-Kanoneausgerüstet, besaß gut gewinkelte Panzerung, soliden Schutz und gute Mobilität dank seines kräftigen MTU-Motors. Kampfwertsteigerungen verrichten ihren Dienst bis zum heutigen Tag, interessanter jedoch ist, dass der Marder trotz auf der Hand liegender Vorzüge zu keinem Zeitpunkt groß exportiert werden konnte, was an den Beschränkungen für deutsche Waffenexporte lag (ähnlich wie im Falle der Schweiz konnten deutsche Waffenkonzerne nur an Kunden verkaufen, die gar kein Interesse hatten). Die Exporte kamen erst dann wirklich zustande, als die Deutschen bereits darüber nachdachten, den Marder zu ersetzen.
Marder 1A3
Lasst uns ein Jahrzehnt nach vorn springen. Im Jahr 1982 ist der Kalte Krieg trauriger Alltag und der Marder hat die Hälfte seiner vorgesehenen Lebensspanne erreicht. Das bedeutete für die Verantwortlichen beim Bund, dass sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Nachfolger machen mussten. Zwischen 1982 und 1984 wurden die Eigenschaften eines zukünftigen SPz ausgelotet, bis die verantwortliche Kommission am Ende folgende Anforderungen formulieren konnte:
- Der SPz sollte mindestens dieselbe Mobilität auf dem Schlachtfeld aufweisen, wie der Leopard 2
- Sitzplätze für 7 Panzergrenadiere
- Frontaler Schutz gegen sowjetische panzerbrechende 30-mm-Munition (als Gegengewicht zum sowjetischen BMP-2)
- Voll stabilisierte Maschinenkanone mit 30 bis 50 mm Kaliber
Zwischen 1984 und 1988 wurden mehrere Vorschläge eingereicht und am Ende entschied man sich für Krauss-Maffei als Hersteller für Wanne, Motor und Fahrwerk, während Rheinmetall für die Entwicklung einer neuen Maschinenkanone, des Geschützturms und der Feuerleitanlage beauftragt wurde. Die Munitionszuführung sollte von Oerlikon Contraves und Heckler Koch geliefert werden. Das neue SPz-Projekt erhielt die Bezeichnung Marder 2. Die ursprüngliche Ausschreibung zwischen 1997 und 2001 eine Produktion von 1000 dieser neuen SPz vor. Der erste Prototyp entstand bis 1991 und wurde der Bundeswehr am 17. September dieses Jahres vorgestellt.
Mit 44,2 Tonnen wog er fast 16 Tonnen mehr als der Marder 1. Diese massive Steigerung war nicht nur durch den größeren Umfang des Fahrzeugs bedingt, das wie vorgesehen sieben Soldaten transportieren konnte, sondern vor allem durch die erhöhten Schutzmaßnahmen. Die Basiswanne des Marder 2 bestand aus Panzerstahl und schützte die Fahrzeugfront vor allen gängigen 30-mm-Projektilen, während die Seiten und das Heck gegen 7,62-mm-AP-Geschosse und 155-mm-Granatensplittern geschützt waren. Mit einer geplanten Zusatzpanzerung konnte das Fahrzeug Beschuss durch 14,5-mm-AP-Geschosse aus jedem Winkel widerstehen.
Marder 2
Rheinmeitall entwickelte einen neuen Geschützturm mit der Bezeichnung TS 503. Es war ein Zwei-Mann-Turm, in dem der Kommandant und der Richtschütze nebeneinander saßen (der Platz des Richtschützen befand sich rechts von dem Geschütz), während der Fahrer in der Wanne Platz nahm. Die Bewaffnung bestand aus der neuen einläufigen Doppelkaliber Maschinenkanone Rh 503 von Rheinmetall mit 35 und 50 mm Kaliber. Der Wechsel zwischen den beiden Kalibergrößen war einfach und dauerte nur wenige Minuten. Und auch wenn die 50-mm-Kaliber-Geschosse kräftiger austeilen konnten, konnte das Fahrzeug beim Einsatz der 35-mm-Kaliber-Projektile mehr Munition mitführen. Das Geschütz war voll stabilisiert und die Kadenz konnte zwischen 150 und 400 Schuss pro Minute eingestellt werden (die Anzahl der mitgeführten Projektile betrug 277). Die Höchstreichweite betrug 2000 Meter und die Kanone konnte auf +45 Grad gehoben und -10 Grad gesenkt werden.
Folgende Munition konnte eingesetzt werden:
- 35 mm APFSDS-T
- 35 mm HE-EFT (High Explosive Electronic Time Fuse – fortschrittliche programmierbare HE-Munition)
- 50 mm APFSDS-T
- 50 mm HE-EFT-T (eine 50-mm-Version der fortschrittlichen 35-mm-HE-Munition mit zusätzlichem Sucher)
Dem Richtschützen stand ein fortschrittliches Visier zur Verfügung. Das Modell PERI-ZTWL 128/45 bestand aus:
- Laserabstandsmesser
- Tag/Nachtoptik
- Wärmebildkamera
Der Kommandant verfügte über ein eigenes PERI-RT-60-Periskop und konnte die Wärmebildkamera des Richtschützen über eine Videoleitung zuschalten.
Das Fahrzeug wurde von einem wassergekühlten 18,3 Liter 8-Zylinder-Dieselmotor vom Typ MTU 881 Ea-500 angetrieben (dieser wurde später auch bei der Panzerhaubitze 2000 eingesetzt), der exzellente 1000 PS Leistung aufbrachte, dem Fahrzeug hervorragende Mobilität und ein Leistungsgewicht von 22,62 PS/t verlieh. Der Motor wurde mit einem Getriebe vom Typ Renk HSWL-284-C kombiniert und brachte den Marder 2 auf bis zu 62 km/h.
Alles in allem entstand ein exzellentes Fahrzeug mit modernster Technologie, das jedoch zwei essenzielle Probleme hatte:
- Es war ziemlich teuer
- Es entstand im Jahr 1991
Zum Zeitpunkt seiner Vorstellung endete gerade der Kalte Krieg und es gab keinen Bedarf für einen supermodernen SPz. Von der Sowjetunion ging keine Bedrohung mehr aus, die Wiedervereinigung stand vor der Tür und jedem war bewusst, dass sie nicht billig sein würde. Sowohl bei der NATO, als auch in der Sowjetunion waren die 1990er-Jahre eine Zeit, in der zahlreiche vielversprechende Projekte begraben werden mussten. Dieses Schicksal ereilte auch den Marder 2.
Im Verlauf des Entwicklungsprozesses entstanden zwei Prototypen – der VT 001 und der VT 002. Nach dem Ende des Projekts ging der VT 001 in die Wehrtechnische Studiensammlung Koblenz, wo er bis heute bewundert werden kann. Der VT 002 wiederum wurde verkauft und 2009 verschrottet. Die Deutschen behielten den älteren Marder 1 im Dienst und steigerten seinen Kampfwert bis zur Ablösung durch den SPz Puma. Der Prozess begann 2010 und soll bis 2020 abgeschlossen sein.
Bei Armored Warfare wird der Marder 2 ein Premium-SPz des 8. Tiers sein. Das Modell wird mit der 50-mm-Version der Rh 503 ausgerüstet sein und fortschrittliche Munition mit PELE-Mechanik verschießen können (wie sie am Rosomak erfolgreich getestet worden ist). Das Fahrzeug wird über keine ATGM verfügen, dafür jedoch mit Zusatzpanzerung ausgestattet sein, die den Schutzwert der Basiswanne erhöhen wird. Der Marder 2 wird zu den schwereren SPz gehören und über eine hohe Trefferpunktzahl verfügen.
Wir hoffen, dass euch dieses Fahrzeug gefällt und sehen uns auf dem Schlachtfeld!