M1 Abrams: Flüsternder Tod - Teil 2

Im ersten Teil folgten wir der Entwicklung des XM1-Prototyps bis zu seiner Indienststellung als M1 Abrams-Kampfpanzer. Heute werfen wir einen Blick auf sein weiteres Schicksal.

Wie bereits erwähnt, bestellte das Verteidigungsministerium eine ganze Reihe Abrams-Panzer und ließ sie umgehend an die erste Bataillon ausliefern, die mit ihnen bestückt werden sollte. Es ist kein militärischer Einsatz gewesen, eher eine ausgedehnte Testphase mit serienmäßig gefertigten Fahrzeugen, die im Vergleich mit den Prototypen bereits über vielerlei Verbesserungen verfügten (etwa das verbreiterte Heck des Geschützturms, ein anderes MG für Ladeschützen, zusätzliche Infrarotscheinwerfer und viele andere Änderungen).

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Während des ausgedehnten militärischen Testlaufs konnten mehrere Probleme aufgespürt und beseitigt werden, die direkt mit dem Gebrauch des Fahrzeugs zu tun hatten und an sich keine gravierenden Fehler darstellten. Auch wenn das Fahrzeug anfangs von der Öffentlichkeit kritisiert worden ist, gewann es unter Mannschaften und Kommandeuren schnell Freunde. Es ist ein solider, nützlicher Kampfpanzer gewesen, was von Beginn an so gewollt war.

Die Produktion steigerte sich und ab 1982 wurde der Abrams auch im Arsenal Tank Plant von Detroit produziert. Im März 1982 geriet Chrysler in finanzielle Schwierigkeiten und musste die gesamte Abrams-Produktion an General Dynamics Land Systems abgeben. Dessen ungeachtet steigerte sich die Produktion 1983 und 1984, zuerst auf 60, dann auf 70 Panzer pro Monat.

Bewaffnung des Abrams

Wie bereits erwähnt ist der Abrams ursprünglich mit einer 105-mm-M68-Kanone bestückt gewesen (einer Version der omnipräsenten Royal Ordnance L7). Kurz nach seiner Präsentation wurden allerdings schon Pläne geschmiedet, die Bewaffnung des Abrams zu verbessern, um ihm mehr Power zu verleihen. Es wurden unterschiedliche Waffensysteme getestet (darunter amerikanische, britische und deutsche), die Wahl fiel schließlich auf die deutsche 120-mm-Glattrohrkanone von Rheinmetall. Neben der höheren Durchschlagskraft lag der Vorteil dieser Kanone darin, dass sie keinen signifikanten Umbau des Geschützturms erforderte - es wurden nur wenige Modifikationen an Lafette und Kanonenblende vorgenommen. Die einzige nennenswerte Änderung bestand darin, dass die Kapazität der Panzermunition von 55 auf 40 reduziert wurde (36 im hinteren Teil des Geschützturms, 4 im Rumpf). Die Amerikaner vereinfachten auch das Verschlusssystem von Rheinmetall (diese Idee wurde anschließend auch von den Deutschen umgesetzt). Diese modifizierte Waffe erhielt 1980 nach erfolgreichen Tests in Aberdeen die Bezeichnung „M256“ und ist bis heute eine der mächtigsten Panzerkanonen der Welt.

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Anfang 1981 wurde eine Testreihe von 14 M1E1-Panzern produziert, also M1-Abrams-Modellen, die mit der neuen 120mm-Kanone und einer anderen, verbesserten Geschützturm-Panzerung ausgestattet wurden. Der M1E1 ist im wesentlichen ein Vorläufer des späteren M1A1-Abrams gewesen, der ersten signifikanten Weiterentwicklung der Serie. Bevor der M1A1 in Serie gehen konnte (man wollte die Tests des neuen Kanonensystems abwarten), wurde ein Interim-Modell namens M1 IP (Improved) kreiert. Der IP erhielt, neben den bereits erwähnten Änderungen, eine verbesserte Aufhängung und ein modifiziertes Übertragungssystem. Außerdem wurde das Fahrzeug mit einer Druckkabine ausgestattet, um die Besatzung vor giftigen Gasen zu schützen. Wie bereits erwähnt, wurde die Turmfront verstärkt und einige Änderungen in der Innenausstattung der Kabine vorgenommen. Diese Modifikationen hatten allerdings ihren Preis, denn die zusätzliche Panzerung und die schwerere Kanone vergrößerten merklich das Gewicht. Die Gewichtssteigerung reduzierte unter anderem die Höchstgeschwindigkeit um 6 Km/h. Insgesamt wurden 894 Abrams-Panzer der IP-Reihe produziert und mit der Ausnahme der Turmfront-Modifikation wurden nach und nach alle M1-Panzer auf den IP-Standard getrimmt.

Was die angehenden Abrams-Besatzungen jedoch wirklich überzeugte, sind die Tests Panzerung gewesen. Während der bereits erwähnten Modifikationsphase führte die Armee mehrere Tests mit sowjetischer Munition durch (die freundlicherweise vom israelischen Militär zur Verfügung gestellt wurde) und verglich die Ergebnisse mit Tests der M60-Panzerung. Die Ergebnisse sind wirklich beeindruckend gewesen: Geschosse, die den M60 komplett zerstörten, brachten den Abrams nicht einmal dazu, langsamer zu werden. Die Testergebnisse wurden den Abrams-Besatzungen vorgeführt und steigerten merklich deren Kampfmoral. Das Filmmaterial konnte aus verständlichen Gründen nicht öffentlich gemacht werden, wurde aber mehreren Mitgliedern des US-Kongresses präsentiert, die ursprünglich gegen das Projekt gewesen sind und nun dem (zugegeben sehr kostspieligen) Projekt grünes Licht gaben. Die Vereinigten Staaten sind endlich im Besitz eines der besten Kampfpanzer der Welt gewesen, wenn nicht des besten.

Die ersten Einheiten, die mit dem Abrams bestückt wurden, sind die 1st Cavalry Division und die 2nd Armored Division gewesen. Die Auslieferung ging wie geplant über die Bühne und die Fahrzeuge wurden als zuverlässig akzeptiert. Zu erster Berühmtheit gelangte der Abrams-Panzer während des zwischen den USA und Kanada 1982 durchgeführten Reforger-Manövers - die turbinengetriebenen Fahrzeuge sind so leise gewesen, dass sie sich nahezu unbemerkt an „feindliche“ Formationen anschleichen konnten, was ihnen den Spitznamen „Flüsternder Tod“ einbrachte. Ein weiterer großer Vorteil - wie sich herausstellte - ist die Wartungszeit des Motors gewesen, bei der im Feldeinsatz der gesamte Energieblock in einer Stunde ausgetauscht werden konnte (im Gegensatz zu vier Stunden beim M60), da die Turbine klein und modular gewesen ist (und zuverlässiger als der Dieselantrieb des M60). Es gab natürlich auch weniger erfreuliche Momente, wie zum Bespiel den Treibstoffverbrauch des Panzers, der ganz im Gegensatz zu den auf dem Papier stehenden Spitzenwerten stand. So betrug zum Beispiel der Fahrbereich des M60A3 483 km bei 1420 Litern Treibstoff, während der Fahrbereich des Abrams 499 km bei 1908 Liter Verbrauch lag (eine Steigerung im Treibstoffverbrauch um nahezu ein Drittel). Ungeachtet dieses Sachverhalts wurde der Abrams dank seiner herausragenden Qualitäten als US-Kampfpanzer erster Wahl akzeptiert.

Weitere Verbesserungen

Die Entwicklung des Panzermodells hörte nicht mit dem M1A1 auf. Ende 1988 wurde ein Kampfwertsteigerungsprogramm unter dem Namen „M1A1 Block II“ gestartet (aus dem später die M1A2-Version des Abrams hervorgegangen ist), im Verlauf dessen nahezu das gesamte Fahrzeug von Grund auf überarbeitet und mit modernster Technologie ausgestattet worden ist, inklusive einer vollständigen Computerisierung und Reduzierung von überflüssigen Komponenten, was das System insgesamt robust und belastbar machte. Die Überholung beschränkte sich nicht nur auf die Kommandostruktur, sondern führte auch ein neues Sichtsystem für den Richtschützen ein, das nicht nur in der Lage ist, Ziele am Boden zu verfolgen, sondern auch langsam fliegende Luftziele, was die Treffgenauigkeit des Fahrzeug extrem erhöhte.

Im Gegensatz zu sowjetischen Modellen konnte der Abrams auch im Kampfeinsatz während der beiden Golfkriege überzeugen, in dem er dem Feind gnadenlos zusetzte. Auch wurde der Abrams im Gegensatz zu sowjetischen Modellen niemals in großem Maße exportiert (außer an einige wenige „Vertrauenswürdige“ Länder) und ein Teil seines Erfolgs liegt ohne Zweifel in der ausgeklügelten Technologie der größten Militärmacht der Welt, mit der sich der Großteil der Armeen des Nahen Ostens nicht messen kann.

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Bis heute wird das Modell ständig verbessert, die letzte Version, der M1A2 SEP v2, zeichnet sich unter anderem durch fortschrittliche Panzerung aus, die Zukunft des Abrams-Kampfpanzers aber liegt generell im Ungewissen. Einigen Quellen zufolge plant die US-Armee zwar, das Abrams-Programm weiterzuentwickeln (es ist eine M1A3-Version im Gespräch), doch mit den aktuellen Einschnitten im Budget wird der Fokus in den nächsten Jahren wohl eher drauf liegen, ältere M1-Modelle auf den letzten Standard zu bringen. In welche Richtung sich der Abrams-Panzer auch entwickeln wird, sicher ist, dass die Vereinigten Staaten eine ihre zuverlässigsten Waffen nicht aufgeben werden. Der Abrams wird sicher noch lange Jahre dienen, wenn nicht gar Jahrzehnte.

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