Der Weg zum BMPT

Die Idee, ein schwer gepanzertes Fahrzeug für die Infanterie-Bekämpfung zu konstruieren, gab es nicht nur in der Sowjetunion, aber die sowjetische Industrie begann bereits Mitte der 1980er Jahre, intensiv daran zu arbeiten. Die Erfahrungen in Afghanistan und Tschetschenien lehrten die Sowjets eine schmerzhafte, aber wertvolle Lektion: Selbst schwer gepanzerte, mit Kanonen bewaffnete Fahrzeuge waren in urbaner Umgebung anfällig gegen die Infanterie. Die massive Verbreitung und die bedeutenden Verbesserungen von Infanterie-Panzerabwehrwaffen (die meistens auf dem HEAT-Prinzip basierten) vergrößerten diese Bedrohung zusätzlich, so dass man eine Zeitlang - insbesondere im Westen - glaubte, dass der Panzer überflüssig werden würde, ähnlich Luftschiffen und Panzerzügen einige Jahrzehnte zuvor. Andere wiederum suchten aktiv nach Möglichkeiten, die Balance zugunsten gepanzerter Fahrzeuge zu verändern, und eine dieser Ideen war ein schwer gepanzertes Fahrzeug mit Infanterie-Bekämpfungswaffen als Begleitung für die "klassischen" Panzer.

Der Schutz gepanzerter Fahrzeuge gegen die feindliche Infanterie erforderte bestimmte Fahrzeug-Eigenschaften, die gewöhnliche Panzer nicht hatten. Als Erstes war eine exzellente Rohrerhebung wichtig, um in gebirgigen oder urbanen Umgebungen Ziele zu treffen, die über dem Panzer lagen. Dies war eine der ersten Lektionen, die die sowjetischen Truppen in Afghanistan lernten: Die feindliche Infanterie versteckte sich oft auf Bergen, welche vom Feuer der standardmäßigen BMP-1-Fahrzeuge wegen zu geringer Rohrerhebung nicht erreicht wurden. Die sowjetischen Truppen waren deshalb gezwungen, Flugabwehr-Fahrzeuge als Bodenunterstützung einzusetzen (die gut bewaffnet, aber sehr schlecht gepanzert und deshalb manchmal sogar gegen kleine Waffen anfällig waren). Dieses Problem wurde später durch die Ankunft des BMP-2 gelöst.

bmp2afgh

Eine weitere sehr wichtige Anforderung bestand darin, das Fahrzeug gegen Infanteriewaffen resistent zu machen, insbesondere gegen HEAT-Werfer wie die Panzerabwehr-Granatwerfer der berühmten RPG-Serie. Das setzte nicht nur eine dicke Panzerung (idealerweise Verbundpanzerung) voraus, sondern auch einen massiven Einsatz explosiver Reaktivpanzerung (ERA) zum Schutz empfindlicher Fahrzeugteile; in Afghanistan war eine solche Technologie allerdings nicht massenweise verfügbar.

Nichtsdestotrotz begann das Tscheljabinsker Traktorenwerk zwischen 1985 und 1986 die Ausarbeitung eines Entwicklungsprogramms für ein Fahrzeug, das man als "Bergpanzer" bezeichnete. Zwischen 1987 und 1996 entstanden drei unterschiedliche Projekte, die als Bodenunterstützung konzipiert waren: die Objekte 781, 782 und 787 (manchmal von bestimmten russischen Quellen als Objekt 745 bezeichnet).

Objekte 781 und 782

Diese beiden Projekte wurden 1987 initiiert und in Tscheljabinsk unter der Leitung von V.L. Werschinkij entwickelt. Ihre Grundlage waren umfassend modifizierte T-72B-Rümpfe, bei denen insbesondere der frontale Teil erheblich überarbeitet war; doch die größte Änderung überhaupt war die Tatsache, dass die Fahrzeugseiten jetzt schwer gepanzerte wasserdichte Fächer mit zwei stabilisierten 40 mm-Granatwerfern und Munition, genauso wie andere Systeme wie Luftfilterung, Treibstoffbehälter und Batterien enthielten. Diese Lösung verbesserte den Seitenschutz des Rumpfes erheblich.

Object 781
Quelle der Fotografie: Warfiles.ru

Von zwei derart modifizierten Rümpfen war einer (Objekt 781) mit zwei 30 mm-2A72-Geschützen bewaffnet (jedes davon in einem eigenen, unabhängigen Geschützturm und mit einem 7,62 mm-Maschinengewehr an der Seite), genauso wie mit einem Panzerabwehr-Lenkflugkörper-System (Konkurs oder Kornet) und entweder einem 7,62 mm- oder einem 12,7 mm-Maschinengewehr, das extern an der Einstiegsluke des Kommandanten angebracht war. Der zweite Rumpf (Objekt 782) hatte einen Niedrigprofil-Geschützturm für zwei Mann, bewaffnet mit einem gezogenen 100 mm-2A70-Geschütz mit geringem Rückstoß (das gleiche wie beim BMP-3) sowie einer 30 mm-2A72-Kanone. Der Geschützturm war außerdem mit einem weiteren 40 mm-Granatwerfer ausgerüstet (zusätzlich zu dem am Rumpf befestigten).

Beide Fahrzeuge hatten große Besatzungen: Fahrer, Richtschütze, Kommandant, zwei Grenadiere (plus zwei Infanteristen als Unterstützung zum Feuern aus zusätzlichen, auf dem Rumpf montierten 7,62 mm-Maschinengewehren); das Objekt 782 zum Beispiel konnte theoretisch auf 6 verschiedene Ziele gleichzeitig schießen.

object 782
Quelle der Fotografie: Globalsecurity.org

Beide Fahrzeuge wurden ab 1987 in Tscheljabinsk getestet. Das Objekt 781 ging bei den ersten Versuchen als Sieger hervor und wurde dem Objekt 782 vorgezogen (dieses Projekt wurde eingestellt, obwohl der Prototyp auch heute noch existiert). Die Entwicklung des Objekts 781 wurde eigentlich sehr gut bewertet und bis zum Zerfall der Sowjetunion in 1991 in Tscheljabinsk fortgeführt, als das Projekt dem postsowjetischen Chaos zum Opfer fiel und ebenfalls eingestellt wurde. Beide Prototypen landeten schließlich im Kubinka-Museum.

Nächster Versuch: Objekt 787

Obwohl die Forschungen zum Objekt 781 abgebrochen wurden, dienten der Tschetschenien-Krieg und die katastrophalen Ergebnisse der Panzereinsätze in urbanen Umgebungen als Anstoß dafür, die Entwicklung eines Feuerunterstützungsfahrzeugs in Russland fortzusetzen. Tscheljabinsk trat erneut auf den Plan und entwickelte zwischen 1995 und 1996 ein komplett neues Fahrzeug, das sogenannte Objekt 787 (einige Quellen nennen es Objekt 754). 1996 entstand ein Prototyp. Er hatte im Grunde den Rumpf und den Geschützturm des T-72AV (mit der reaktiven Panzerung Kontakt-1, wie die Bezeichnung des Panzers andeutet), doch anstelle der üblichen 125 mm-Kanone wurde das Fahrzeug mit zwei 30 mm-Geschützen mit hoher Rohrerhebung ausgerüstet, die an den Seiten des Geschützturms angebracht wurden (genauso wie zwei 12,7 Maschinengewehre). Um die Feuerkraft zu steigern, erhielten die 30 mm-Geschütze Unterstützung durch ungelenkte Raketen (ursprünglich für Hubschrauber entwickelt). Unter sich nannten die Konstrukteure das Fahrzeug "Gadjuka" (Otter).

Object 787
Quelle der Fotografie: Kampfpanzer.de

Bei Versuchen erzielte dieses Fahrzeug exzellente Ergebnisse (die Versuche fanden in Kubinka vom 5. bis zum 10. April 1997 statt), aber es wurde aus einem höchst merkwürdigen Grund abgelehnt. Am Anfang unterstützten viele hochrangige russische Beamte das Fahrzeug (einschließlich des Leiters des GABTU, Generalobersts S.A. Majew, des früheren Marschalls der Sowjetunion, L.V. Kulikow und des Hauptmilitärberaters des Verteidigungsministeriums, Armeegenerals M.M. Zajcew). Das Militär fing an, in Radio und Fernsehen Werbung für das Fahrzeug zu machen, mit dem Ziel, so viel Unterstützung wie möglich für das neue Fahrzeug zu gewinnen. Die Kontrollinstitutionen nahmen daran Anstoß und klagten die Teilnehmer (einschließlich der Fahrzeug-Konstrukteure) der "Veröffentlichung russischer Militärgeheimnisse" an. Eine Untersuchung wurde eingeleitet, und der ganze Prozess führte zu zahlreichen Personalwechseln im Tscheljabinsker Traktorenwerk, genauso wie zur Einstellung der Arbeit am Objekt 787 (da es den angeklagten Konstrukteuren verboten wurde, das Projekt weiterzuführen). Der einzige Prototyp wurde nach Kubinka gebracht.

Die Farce um das Objekt 787 verlangsamte die Entwicklung dieser Fahrzeugklasse erheblich, stoppte sie aber nicht. Das Tscheljabinsker Traktorenwerk war jetzt außer Sicht und hörte mit der Entwicklung dieses Fahrzeugtyps völlig auf, indem es sich ausschließlich auf Traktorenbau konzentrierte. Die Idee war aber nicht gestorben und wurde intensiv von I.N. Rodionow (dem russischen Verteidigungsminister zwischen 1996 und 1997) und anderen Militärvertretern diskutiert. In der Zwischenzeit begannen Konstrukteure vom Uralwagonzawod aus Nischnij Nowgorod, an einem Prototyp zu arbeiten, und stellten 2000 das erste Objekt 199 "Ramka" vor.

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