Eintrag 23 - El Arish
- Al-Arish, 23. August 2039
Die Seahawks hatten gerade eine schwierige Zeit hinter sich. Sie versuchten, die Al-Arish-Basis zu erobern und an Ressourcen für ihre Reise in Richtung Westen zu beschaffen. Bei ihrer Ankunft in Ägypten teilte Blackwood die bereits geschrumpften Seahawks in zwei Einheiten. Die erste Einheit, angeführt von Blackwood selbst, machte sich zur Al-Arish-Basis auf und nutze dafür die von Ibrahim zur Verfügung gestellten Informationen.
Sie griffen in der Morgendämmerung an. Der Angriff kam für die leichten Einheiten der Suez Incorporated, die das Gebiet verteidigen sollten, völlig überraschend. Die Verantwortlichen von Suez Incorporated gingen nicht davon aus, dass ihr Hinterhalt in Kairo scheitern würde und haben deshalb keine Außenposten der konzerneigenen Streitkräfte vor einer möglichen Bedrohung durch die Seahawks gewarnt. Das ermöglichte Blackwood, die gesamte Region mit seinen Einheiten zu überrennen und dabei ausreichend Wasser- und Treibstoffvorräte zu sichern. Die Verluste der Seahawks waren überschaubar – mehrere Panzerfahrzeuge wurden beschädigt und rund ein Dutzend der Männer und Frauen war leicht verletzt. Die Einheiten der Suez Incorporated waren völlig baff und machten sich entweder aus dem Staub oder ergaben sich, sobald das Schießen begann.
Die Gefangenen wurden zusammengetrieben und weil Blackwood keinen Sinn darin sah, sich ihre Versorgung aufzubürden, wurden sie nach und nach freigelassen und mit genügend Vorräten ausgestattet, um auf ihrem Weg zurück in die Zivilisation nicht zu sterben. Mehrere ergebnislose Angriffe der Suez Incorporated wurden in den darauf folgenden Wochen abgewehrt und es wurde klar, dass die Streitkräfte des Konzerns, die aus leichter Infanterie und einigen älteren Panzerfahrzeugen bestanden, keine Chance gegen die Seahawks-Veteranen hatten. Ein kleiner Teil des Suez-Personals, der genug von der Konzernwelt hatte, entschied sich sogar dazu, bei den Seahawks anzuheuern und half bei den Vorbereitungen.
Der zweiten Einheit der Seahawks unter Führung von Kathryn Grey und Joshua Seagrove, die ausreichende Mengen an Vorräten für die Reise in Richtung Westen beschaffen sollte, erging es etwas anders.
Seit dem ersten Tag war klar, dass sich Kathryn Greys skrupellose Taktik durchsetzen würde. Geleitet von ihrem Credo, dass da lautete "mit allen erforderlichen Mitteln", schenkte sie den Bedürfnissen der örtlichen Bevölkerung keine Beachtung und setzte meist auf den Einsatz von Gewalt, wenn es ihr bei etwaigen Verhandlungen nicht schnell genug voranging. Sie ging die Liste von Dörfern, alten Militäranlagen, Versorgungsstationen und anderem Orten in der Wüste durch, die auf Informationen von Fjodor Sokolov basiert und gab den Bewohnern und Truppen nie mehr als zwei Stunden, um zu kooperieren oder gnadenlos vernichtet zu werden.
Joshua Seagrove operierte zunächst auf eigene Faust; er versuchte die Einhemischen meist zu irgendeiner Art von Deal zu bewegen, doch Kathryns brutale Reputation machte seine diplomatischen Versuche zunichte und er fand sich zusehends mit feindlich gesinnten und misstrauischen Menschen konfrontiert, die in ihm nur noch einen weiteren Vertreter einer konzerneigenen Armee sahen, der die Gegend von "Unerwünschten" säubern sollte.
Dies führte fast zu einer Katastrophe, als die Seahawks unter Joshua Seagroves die scheinbar verlassene Siedlung Al-Rayasan erreichten. Nach einer vorsichtigen Annäherung wurden die Panzereinheiten aus von einer stark aufgestellten Söldnergruppe aus dem Hinterhalt heraus angegriffen. Ohne die schnelle Verstärkung durch den Teil der Truppe unter Kathryn Greys Kommando wäre die Schlacht schnell zu einem Desaster geworden. Am Ende wurden die Söldner zurückgeschlagen, doch der Preis dafür war hoch: Zehn Seahawks starben und die Einheit verlor zwei ihrer wertvollen Stryker.
Die gestiegene Feindseligkeit zwang Joshua Seagrove schließlich dazu, seine diplomatischen Versuche einzustellen und sich Kathryn Greys Linie unterzuordnen. Nach einer weiteren Woche wurden jegliche Verhandlungen von vornherein ausgeschlossen und jeder Bewaffnete umgehend als potenzieller Gegner behandelt. Die Vorräte wurden zwar beschafft, doch die Seahawks mussten dafür bitter bezahlen. Die gesamte Region stellte sich gegen sie und mehrere Versorgungstrucks wurden angegriffen und geplündert, was die ohnehin schon knappen Ressourcen der Seahawks noch weiter dezimierte.
Wie sich jedoch herausstellte, sollten zornige Söldner nicht die letzte Sorge der Seahawks sein...