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Eintrag 32 - Die Scherben aufsammeln (Teil 1)

  • Al-Arish, 19. Oktober 2039

Einst machten die Monarchen aus öffentlichen Hinrichtungen ein Spektakel. Die Menge jubelte, während der Verurteilte gehängt wurde und man verkaufte Snacks, während die Steine flogen. Peter Clayburns Tod hingegen war, obwohl auch ihm ein Publikum beiwohnte, weit davon entfernt – wenige Worte, ein Schuss und das über allem schwebende Gefühl, es würde sich sowieso nichts ändern.

Kurz bevor er den Abzug drückte, flüsterte Blackwood Peter Clayburn etwas ins Ohr. Clayburns Augen weiteten sich geschockt und behielten ihren furchtbaren Ausdruck auch nachdem sein lebloser Körper zu Boden fiel. Blackwood steckte die Pistole in den Halfter und dann war alles zu Ende.

Wirklich zu Ende? Dass er dem Hingerichteten etwas ins Ohr geflüstert hatte, bemerkten auch Seagrove, Grey und andere hochgestellte Offiziere. Später am Abend musste sich Blackwood einer Gruppe seiner eigenen Offiziere stellen, die ihm Fehlverhalten und Kollaboration vorwarfen, was er gelassen zur Kenntnis nahm.

Wie üblich war Grey die lautstärkste von ihnen. Sein Gesicht zeigte keine Regung, im Innern aber war er amüsiert über die Tatsache, dass sie diese Gruppe anführte, während die Pläne für die Wüstenexpedition ihre gewesen sind und sie nicht auf Seagroves Einwände gehört hatte. Er musste sich dazu zwingen, wieder in die Realität zurückzukehren, derweil eine weitere Schimpftirade eines technischen Offiziers mit den Worten endete:

"...und was sollen wir jetzt tun? Die Clayburn-Marine ist immer noch in dem Gebiet stationiert, wird haben die Reparaturen gerade erst abgeschlossen und die Altalena wird erst Montag in See stechen können. Clayburn bleibt also eine ganze Woche, um uns alle abzuschlachten. Und in der Wüste wimmelt es immer noch vor wutentbrannten Söldnern."

Blackwood hob seine Augenbrauen, als ob er den letzten Teil ignorieren würde.

"Die Altalena?"

Der Techniker errötete.

"Einer der Einheimischen hat diesen Namen vorgeschlagen. Er hat sich durchgesetzt. Was soll's auch," fügte er genervt hinzu, "ein Name ist genauso gut, wie der andere."

Abermals war Blackwood amüsiert und er fragte sich, ob die anderen wussten, warum. Er erhob sich schließlich von seinem Stuhl und sagte ruhig:

"Meine Herren, es reicht. Das gilt auch für dich, Kate."

Sein regloses Gesicht hielt ihren Blicken stand und sie verstummten.

"Lasst mich auf eure Anliegen eingehen, eins nach dem anderen. Erstens, die Söldner. Warum, glaubt ihr, haben wir Kathryns Plan befolgt?"

Er nickte in ihre Richtung und sprach nach einer Pause ruhig weiter, seine Hände hinter dem Rücken verschränkt, wie ein Professor vor seinem Auditorium, der die Pläne für das nächste Semester bespricht, satt Fragen von Leben und Tod.

"Wir brauchen diese Ressourcen. Das wisst ihr alle."

Er nickte sich selbst zu, eine Geste, die mittlerweile alle hier kannten.

"Danach gab es kein Zurück mehr, also nutzten wir die Situation aus. Die Einheimischen hatten wir mit den ersten Schüssen eh gegen uns aufgestachelt. Es war unumgänglich – man kann sich nicht mit jedem einigen. Verzeih, Josh," er wandte sich mit einem Lächeln an Seagrove.

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