Eintrag 48 - Das Ende der Linie
- Irgendwo in Texas, Anfang Dezember 2039
Die Geräusche der Schlacht draußen wurden von der dicken Tür gedämpft, die Blackwood hinter ihnen zuschlug, als sie alle mit gezogenen Waffen in den Eingangskorridor des Bunkers rannten. Hinter der inneren Tür errichteten mehrere Seahawks eine provisorische Barrikade aus den Trümmern, die im Eingangsbereich verstreut lagen. Lange würde sie niemanden aufhalten, dachte Seagrove, besonders wenn die Gegner Powerrüstungen hätten. Der Einsatz der klobigen Breachersuits war jedoch ein zeitaufwendiges Unterfangen, und er – wie auch der Rest von ihnen – hoffte, dass sie bis zur Ankunft der Clayburn-Truppen längst verschwunden wären.
„Schnell, hier entlang“, rief Blackwood und bedeutete ihnen, sich zur zweiten Tür am Ende des Flurs zu beeilen, die – wie sie annahmen – zum Lagerbereich führte. Im Gegensatz zur Außentür war dieser Eingang offen, und alle drei stürmten in den dahinterliegenden, gewaltigen Raum, der als Hauptlagerraum gekennzeichnet war. Drinnen blieben sie stehen, um durchzuatmen und sich umzusehen.
Der Raum war komplett leer.
Keine Regale oder Kisten begrüßten sie, keine Reihen von Fahrzeugen oder Vorräten. Überreste von Papieren und zerbrochene Möbel bedeckten den kalten Betonboden des Bunkers – ein Zeichen für eine hastige Evakuierung. Die Stille wurde nur durch ihr schweres Atmen und ein sanftes metallisches Klicken unterbrochen, als die Eingangstür hinter ihnen geschlossen wurde. Verwirrt blickte Seagrove auf Kathryn Grey, die neben ihm stand, schockiert, und er konnte denselben Schrecken, den er fühlte, in ihrem Gesicht erkennen.
„Nein... nein... nein... oh Gott, bitte nicht“, wiederholte sie, vor Angst wie gelähmt, und suchte verzweifelt nach der Rettung, die ihnen versprochen worden war.
„Endstation, meine Liebe.“
Blackwoods Worte ließen sie herumfahren. Er stand dort, die Pistole auf sie gerichtet, und feuerte zwei Schüsse ab.
Für Seagrove schien die Zeit sich zu verlangsamen und in eine Reihe scheinbar zusammenhangloser Bilder zu zerfallen.
Blackwoods zynisches Grinsen.
Sein Finger, der den Abzug seiner Pistole drückt.
Ein Funke am Laufende.
Kathryn, die wimmernd zusammenbricht, ihre Waffe loslässt und sich den Bauch hält.
Seine eigene Schulter, die in einem Schwall aus Blut explodiert.
Seine Waffe, die zu Boden fällt.
Plötzlich fand er sich am Boden wieder, nach Luft schnappend. Kathryn wimmerte immer noch, zusammengerollt in der Fötusstellung auf dem Boden neben ihm. Er konnte plötzlich alles in unglaublichen Details sehen: das Rot seines eigenen Blutes, Kathryns schmerzverzerrtes Gesicht und Blackwoods triumphierenden Ausdruck.
„Ah, keine Sorge, Josh, es ist nicht tödlich. Ich will euch beide lebend für das, was kommt.“
„Du Bastard“, hörte er Kathryn durch zusammengebissene Zähne flüstern.
„Also warst du es die ganze Zeit. Du hast uns an Clayburn verraten.“
Blackwoods Lachen hallte durch den Raum. Von seiner Position aus sah Seagrove, wie Blackwood sich lässig auf die Überreste einer zerbrochenen Holzkiste setzte.
„Oh, ich kann dir versichern, Josh, ich habe nichts dergleichen getan. Alles wird in einem Moment klar werden“, lächelte Blackwood gönnerhaft.
In Seagrove schwoll die Wut wie eine große, unaufhaltsame Flutwelle an. Später würde er sich an die Minuten, die auf diesen Moment folgten, kaum erinnern können, abgesehen von einem einzigen Bild: Blackwood, wie er von seinem Platz stürzt. Er konnte nie wirklich erklären, wie er es geschafft hatte. Ein Glückstreffer, Blackwoods Arroganz, ihn für erledigt zu halten, oder eine Antwort auf seine und Kathryns Gebete.
Kathryn würde ihm später erzählen, dass er mit seinem gesunden Arm schneller nach einer Waffe gegriffen hatte, als sie es jemals bei jemandem gesehen hatte, und dass er Blackwood erschoss. Seine Waffe klang wie Donner im geschlossenen Raum, und Blackwood brach zusammen, mit einer großen Wunde, die sich unter seinem rechten Auge öffnete.