Autoren: PanzerAce, Life_in_Black
Vor gut fünfundsiebzig Jahren gewann der M4 Sherman das Rennen um die Nachfolge des mittleren Panzers M3 und wurde seinerseits zum erfolgreichsten mittleren Panzer des Zweiten Weltkriegs. Das Design orientierte sich an Vorgaben des amerikanischen Waffendepartements vom 31. April 1940 und stellte die simpelste von fünf auf dem Lee/Grant basierenden Varianten dar, die schließlich in Serienproduktion ging. Dieser 1941 produzierte und als T6 bekannte Panzer ist ein modernes Fahrzeug gewesen, dessen Turmradius ausreichend war, um eine schnellfeuernde 75-mm-Kanone zu hieven, was anderen alliierten Panzern, wie dem Crusader und dem Ram, nicht möglich gewesen wäre. Diese Eigenschaft wurde im weiteren Verlauf des Zweiten Weltkriegs zum Standard für Panzer dieser Klasse. Aus der schließlich produzierten Version des Panzerprototyps T6 ging direkt der M4 General Sherman hervor. Heute werfen wir einen Blick auf sein Erbe - die modernisierten Versionen.
M50 Sherman
Anders als in Belton Coopers sachlich ungenauem Buch „Death Traps“ (dt. „Tödliche Fallen“) dargestellt, ist der Sherman ein für seine Zeit guter Panzer gewesen. Dank seiner Fähigkeit, Frontalbeschuss bis 50 mm standzuhalten, seiner beachtlichen Leistung im Kampf gegen Infanterie und den schier unendlichen Erweiterungsoptionen war der M4 ein zuverlässiger und fähiger mittlerer Panzer. Die schwer zu bedienenden und anfälligen Konkurrenzmodelle Panther und T-34 konnten weder in Sachen Vielseitigkeit, noch im Vergleich der Feuerkraft standhalten, vor allem in der modernisierten 76-mm-Version. Nach dem Krieg wurde das zuverlässige und relativ kostengünstige Fahrzeug erfolgreich exportiert und fand besonders im Einflussgebiet des US-Militärs großen Zuspruch. Im Zuge der fortschreitenden Panzerentwicklung der 1950er-Jahre entschied man sich in vielen Betreiberstaaten, die im Dienst stehenden Shermans zu modernisieren. In Ländern wie Israel, Argentinien, Ägypten und Chile entwickelte man weitgehend modernisierte Versionen des Panzers, wobei die israelischen Entwicklungen regelmäßig die Konkurrenz das Fürchten lernten und auch als heiße Kandidaten für Armored Warfare im Gespräch sind. Lasst uns also fünfundsiebzig Jahre nach der Vorstellung des Originals einen Blick auf die unterschiedlichen und länderspezifischen Sherman-Upgrades werfen.
Die wohl bekanntesten Vertreter dieser „Super-Shermans“ wurden in Israel entwickelt. Aus dem Programm gingen zwei Modelle hervor, der M-50 und der M-51. Die beiden sind jedoch keineswegs komplett heimische Entwicklungen gewesen. Zu jener Zeit reaktivierten auch die Franzosen ihre Waffenexporte mit mehreren Lizenzversionen ihrer erfolgreichsten Militärtechnik, die unter anderem auch in Israel ihren Abnehmer fand.
M51 Sherman
So bestellte man 1953 neben dem AMX-13 auch die 75-mm-Kanone CN-75 50, mit der die M4-Sherman-Flotte aufgerüstet werden sollte. Nachdem das Geschütz sowohl in Israel, als auch in Frankreich auf einem M10 Jagdpanzer getestet wurde, wählte man als Turm das 75-mm-M3-Modell und nannte das Resultat M-50. Die erste M-50-Lieferung aus Frankreich gelangte noch rechtzeitig nach Israel, um an Kämpfen der Sueskrise 1956 teilzunehmen, parallel dazu wurden bis in die frühen 1960er alte Shermans auf M-50-Niveau gebracht.
Aufgrund der steigenden Lieferungen moderner sowjetischer Waffentechnik an Ägypten und Syrien in den späten 1950er-Jahren begann man sich in Israel Sorgen zu machen und wandte sich wieder an Frankreich mit der Bitte, den Sherman abermals zu modernisieren und mit einer mächtigen französischen 105-mm-Langrohrkanone auszustatten, die in der Lage wäre, modernste sowjetische Panzerung mit HEAT-Geschossen zu durchschlagen. Dafür wurde das Fahrwerk des M4A1 auserkoren und mit dem 76-mm-Turm „T23“ zum M-51 vermengt, der im Jahre 1962 den Dienst in der israelischen Armee antrat. Sowohl der M-50, als auch der M-51 kamen im Sechstagekrieg und im Yom-Kippur-Krieg zum Einsatz, wo der M-51 gegen die weitaus mächtigeren T-62 durchaus eine gute Figur machte. Mit der Zeit gingen die beiden Sherman-Varianten in Reserve und wurden schließlich ausgemustert oder verkauft. Einige Modelle wurden zu Artillerieeinheiten umgebaut. Daraus entstanden folgende Varianten:
M-50 155mm: Eine französische Model 1950 155-mm-Kanone auf einem klassischen Sherman-Fahrwerk. Die ersten Modelle verwendeten eine VVSS-Aufhängung und einen R-975-Sternmotor von Continental, die später durch eine HVSS-Aufhängung und einen Cummins VT8-460 ersetzt wurden.
L-33 Ro’em: Wegen seines offenen Designs ist der M-50 155mm bei den Mannschaften nicht sonderlich beliebt gewesen, weil deren Schutz nur minimal gewährleistet werden konnte. Das ist der Grund für die Entwicklung eines neuen Fahrzeugs mit einer Soltam M68 L/33 155-mm-Kanone gewesen, einer auf Lizenz von Soltams Mutterkonzern Tampella produzierten, voll verkleideten Waffe gewesen.
Makmat 160mm: Der Makmat 160mm trat in den frühen 1960ern seinen Dienst als Plattform für den Soltam M-66-Mörser an. Es war eine extrem mächtige Waffe, die sowohl im Yom-Kippur-Krieg, als auch während der Operation „Frieden für Galiläa“ 1982 eingesetzt wurde.
Auch Ägypten setzte verbesserte Sherman-Versionen bei Kämpfen ein. Anders als in Frankreich und Israel, wo sämtliche Sherman-Upgrades der 1950er-Jahre mit dem Sternmotor Continental R-975 modifiziert wurden, verwendete man in Ägypten für die dortigen M4A4-Modelle den Zweizylinder-Dieselmotor 6046 von General Motors statt des Chrysler A4 Multibank-Motors, was in einem M4A4/M4A2-Hybrid resultierte. Was die Bewaffnung betraf, entschied man sich in Ägypten für die leichtere, aber auch schlechtere Variante und kaufte französische AMX-13 FL-10-Geschütztürme. Die Fahrzeuge nahmen mit mäßigem Erfolg am Sinai-Krieg teil und fielen reihenweise in israelische Hände, nur um kurz darauf in M-50er umgewandelt zu werden.
Sherman with FL-10 turret
Chile hatte schon immer die Ambition, zu den militärisch stärksten Nationen Südamerikas zu gehören. Da man dort dank amerikanischer Importe in der Nachkriegszeit gute Erfahrungen mit dem M4 Sherman gesammelt hatte, entschied man sich ab 1979 für den Kauf israelischer M-50 und M-51. Zu jenem Zeitpunkt sind die alten Cummins-Motoren bereits ziemlich verschlissen gewesen, weshalb man die chilenischen Shermans mit neuen 8V71T-Dieselmotoren von Detroit ausstattete. Auch wenn man in Chile nicht ganz von der Kapazität der 105-mm-Kanone des M51 bei der Panzerbekämpfung überzeugt war, akzeptierte man sie dank des effizienten Einsatzes gegen die Infanterie. Auf der anderen Seite wurden die 75-mm-Geschütze des M-50 als völlig veraltet angesehen und mit israelischer Hilfe durch die neue IMI HVMS 60-mm-Kanone ersetzt, die in der Lage war, die Frontpanzerung von T-62ern auf 2500 Meter zu durchschlagen. Diese neu ausgerüstete Fahrzeug wurde als M-60 bekannt, obwohl bis heute nicht geklärt ist, ob es sich dabei um eine offizielle Bezeichnung handelte. Die M-60 und M-51 dienten neben den moderneren Leopard 1 und AMX 30 lange Jahre in der chilenischen Armee. Anzumerken wäre noch, dass auch die chilenischen M24 Chaffees mit der 60-mm-HVMS-Kanone aufgerüstet wurden.
M60 Sherman
Im südamerikanischen Wettrüsten konkurrierte Argentinien mit Chile um die militärische Vorherrschaft und sah sich angesichts der Neuanschaffungen des Nachbarn im Panzerbereich in Zugzwang. Mit französischer Unterstützung wurde in den 1970er-Jahren ein ähnliches Sherman-Upgrade wie im Fall des israelischen M-51 vorgenommen, bei dem die argentinischen Sherman Fireflies mit CN-105-57 L/44 105-mm-Kanonen und französischen Poyaud 520 Motoren mit 325 PS aufgerüstet wurden. Dieses Modell wurde als Repotenciado bekannt und diente in Argentinien bis in die 2000er-Jahre, lange nachdem sein Nachfolger, der Leichtpanzer TAM, eingeführt wurde.
Sherman Repotenciado
Darüber hinaus existierten weitere, weniger bekannte Nachkriegsversionen des Sherman. So wurde in Jugoslawien eine sowjetische A-19 122-mm-Feldkanone zusammen mit dem 500-PS-Motor eines T-34 auf einen Sherman montiert, als Versuch, seine Anti-Panzer-Fähigkeiten zu erhöhen. Das als SO-122 bekannte Projekt wurde relativ zügig eingestellt - der verunstaltete Geschützturm und die katastrophale Rohrneigung machten adäquate Infanterieunterstützung und indirektes Feuer nahezu unmöglich. Auch in Indien experimentierte man in Richtung M-50, indem man während der ersten Indisch-Pakistanischen-Kriege D-56T- und CN-50-Kanonen des PT-76 und des AMX-51 auf Shermans montierte. Allerdings machten verbesserte PT-76-Versionen und die geringen Schutzfähigkeiten der Sherman-Wanne das Projekt überflüssig und es existiert je nur ein Exemplar der umgewandelten Versionen.
SO-122, Photo von Predrag Popovic
Auch wenn die meisten Shermans mittlerweile nicht mehr im Dienst sind, werden sie immer noch von einigen Ländern eingesetzt. Erst kürzlich reaktivierte Paraguay seine von Argentinien im Nachlass erhaltene Repotenciado-Flotte, um sie neben den noch älteren M3-Stuart-Leichtpanzern zu Trainingszwecken zu nutzen. Auch wenn diese Panzer beim Kampf gegen moderne Panzerung keine Chance haben, besteht immer noch die Möglichkeit, dass die mächtigen 105-mm-HEAT- und HESH-Geschosse oder gar die 37-mm-Kanone des Stuart im Kampf gegen leicht gepanzerte Fahrzeuge, Infanterie und alte KPz Schaden anrichten können.
In der Zeitlinie von Armored Warfare wären die Sherman-Originale bereits 100 Jahre alt. Die Nachfolgemodelle M-50 / 60, M-51, Repotenciado, M4 FL-10, SO-122 und andere Artillerieversionen des Sherman könnten theoretisch durchaus als erschwingliche und leicht zu bedienende Panzer, Jagdpanzer oder Artilleriefahrzeuge niedriger Tiers fungieren und privaten Militärunternehmen in überschaubaren Konflikten gute Dienste leisten.