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In Entwicklung: Kampfpanzer 70

Der Kampfpanzer 70 ist das Ergebnis eines 1963 ins Leben gerufenen Gemeinschaftsprojekts zwischen Westdeutschland und den Vereinigten Staaten, aus dem auch der amerikanischen MBT-70 hervorging. Seine Entwicklungsgeschichte gilt bis heute als Paradebeispiel dafür, wie Panzerentwicklung schiefgehen kann und auch wenn es weder in der amerikanischen, noch in der deutschen Panzergeschichte der einzige Schnitzer gewesen ist, so gehört er doch zu den bekanntesten.

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Kampfpanzer 70

Die Entwicklung des Kampfpanzers 70 begann mit dem Ziel, die in die Jahre gekommenen M48 und M60 in den beiden Ländern zu ersetzen. Diese Panzer waren natürlich nicht schlecht und wurden bereits oft im Kampfwert gesteigert, was teilweise extreme Laufzeitverlängerungen nach sich zog, jedoch nicht darüber hinweg täuschen konnte, dass der M60 von vornherein als Zwischenlösung gedacht war, die irgendwann ersetzt werden sollte. Es musste etwas weit moderneres her, das den fortschrittlichen Sowjetpanzern die Stirn bieten konnte.

Aus diesem Grund wurde im August 1963 ein Kooperationsabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den USA unterzeichnet, gefolgt von einem Vertrag zwischen den mit der Entwicklung beauftragten Firmen im Dezember 1963. Das Fahrzeug sollte bis 1970 einsatzfähig sein, was dem Programm seinen Namen gab, MBT-70 für die amerikanische, bzw. Kampfpanzer 70 für die deutsche Version.

In den USA wurde General Motors mit der Entwicklung beauftragt, während der Zuschlag in Deutschland an die DEG (Deutsche Entwicklungsgesellschaft mbH) ging, einen Zusammenschluss mehrerer Industrieunternehmen, die jeweils für einen Teilbereich der Entwicklung verantwortlich waren. Darunter:

  • Rheinstahl-Henschel
  • Krauss-Maffei
  • MaK

Und andere. Sowohl die DEG, als auch GM beteiligten sich fortan am Entstehungsprozess, in dessen Verlauf die Anforderungen an den künftigen KPz erarbeitet wurden.

Um die Schwierigkeiten zu verstehen, mit denen sich beide Seiten konfrontiert sahen und nachvollziehen zu können, wie es zum späteren Zusammenbruch kam, muss man sich die historischen Umstände bewusst machen, in denen die Zusammenarbeit stattgefunden hat. Schließlich war es das Jahr 1963. Der Zweite Weltkrieg lag gerade einmal 18 Jahre zurück und steckte noch in frischer Erinnerung sowohl der Amerikaner, als auch der Deutschen. Die Männer, die als Zwanzigjährige Europa befreiten, waren jetzt in ihren Vierzigern und die Grausamkeiten des Krieges gegen Deutschland hinterließen ihre Spuren.

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U.S. MBT-70

Ein anderes Problem stellte die Sprachbarriere sowie die unterschiedlichen Maßsysteme dar - die Geißel unzähliger vielversprechenden transatlantischer Projekte. Die Amerikaner bestanden darauf, das imperiale System zu verwenden, während die Deutschen natürlich das metrische System bevorzugten. Nach vielen Diskussionen einigte man sich schließlich auf die Verwendung des metrischen Systems für die Montagepläne, für den internen Gebrauch jedoch blieb jede Seite bei ihren bevorzugten Einheitensystem, was seinen Teil zu dem allgemeinen Chaos beitrug.

Schließlich kam es auch bei der Produktion zu Meinungsverschiedenheiten. In der Theorie sollten beide Seiten miteinander kooperieren und stets die Komponente wählen, die ungeachtet ihrer Herkunft die beste Alternative darstellte, in der Realität jedoch warb jede Seite massiv für Komponenten, die jeweils in ihrem Land produziert wurden, was natürlich viele Konflikte zur Folge hatte. Teilweise eskalierten banale Streitigkeiten, bis sie auf der Ebene der Verteidigungsministerien verhandelt werden mussten, was zu enormen Verzögerungen führte.

Die Situation wurde prinzipiell gelöst, indem jede Seite die Entwicklung ihrer eigenen Komponente fortsetzte, wobei eine Version offiziell als "Reserveteil" galt. In Realität wurden schließlich zwei unterschiedliche Komponenten verwendet.

Ungeachtet aller Probleme wurde das gemeinsame Entwicklungsprogramm gestartet und beide Seiten einigten sich 1965 auf die Liste der Grundanforderungen für den zukünftigen KPz. Dazu zählten:

  • Eine voll stabilisierte Hauptwaffe, die aus der Fahrt heraus schießen kann
  • Digitale Feuerleitanlage mit Zielerfassung
  • Stabilisiertes Tag- und Nachtvisier
  • Versetzung des drehbaren Fahrerstands in den hydraulisch bewegten Turm
  • Klimatisierter und ABC-sicherer Kampfraum
  • Hohes Leistungsgewicht (30 PS/t)
  • Hydraulisches Laufwerk
  • Schottpanzerung für Wanne und Turm
  • ABC-Schutzanlage

Kurzum, das Fahrzeug sollte so fortschrittlich wie möglich gestaltet werden und Bauteile enthalten, die zuvor weder auf amerikanischen, noch auf deutschen Panzern zu finden waren.

Manche der Anforderungen gaben Anlass zu hitzigen Debatten. Die Deutschen beispielsweise hatten keinen Bedarf an Klimaanlagen, weil der Panzer dafür vorgesehen war, in Europa im Falle eines Angriffs auf die Bundesrepublik eingesetzt zu werden. Die Amerikaner hingegen schwebten Einsätze rund um den Globus vor, einschließlich tropischen und heißen Regionen. Man zog auch das andere Extrem in Betracht und wollte das Fahrzeug entsprechend gegen Kälte schützen. Und natürlich gab es auch die Gewichtsvorgaben - das Fahrzeug sollte für den Lufttransport über weite Strecken geeignet sein.

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Auflagerung Test

Beide Seiten sahen eine Gefahr durch nukleare Angriffe seitens der Sowjetunion (die Kuba-Krise lag gerade einmal drei Jahre zurück), sodass man sich viele Gedanken über den Besatzungsschutz machte, einschließlich eines angemessenen ABC-Schutzes. Am Ende erhielt das Fahrzeug ein deutsches ECU-System (Environmental Control Unit), bestehend aus Klimaanlage, leistungsstarker Heizanlage für kalte Klimazonen und einer Überdruckanlage mit Filtern.

Worauf sich die beiden Seiten jedoch nicht einigen konnten, war die Hauptbewaffnung.

Die Deutschen verlangten nach einer Kanone mit hoher Mündungsgeschwindigkeit, die ohne Mühe schwer gepanzerte Ziele eliminieren und Angriffe durch Panzerdivisionen die Stirn bieten konnte, wie sie seitens der UdSSR von Ostdeutschland her erwartet wurden. Die Amerikaner wiederum wollten einen 152-mm-Raketenwerfer installieren und argumentierten damit, dass diese Maßnahme die Überlebenschancen der Besatzung noch erhöhen würde, da Lenkflugkörper gepanzerte Ziele auf größere Entfernung ausschalten könnten. Die Deutschen setzten dem entgegen, dass die Waldgebiete und urbanen Landschaften in Europa einen solchen Vorteil zunichte machen würden und herkömmliche Panzergeschütze flexibler einzusetzen wären.

Am Ende setzten sich die Amerikaner durch, sodass die Kombinationswaffe XM150 im Kaliber 152 mm installiert wurde, die in der Lage war, Shillelagh-Lenkflugkörper abzufeuern. Dabei handelte es sich im Grunde um eine längere Version des beim Leichtpanzer Sheridan verwendeten Raketenwerfers. Die Mindestreichweite des Shillelagh-Lenkflugkörpers betrug 650 Meter – auf kürzeren Distanzen musste der Richtschütze auf konventionelle Geschosse zurückgreifen, in diesem Falle HEAT, HE, "Bienenstock"-Flechet-Projektile, Weißen Phosphor und – anders als beim Sheridan – APFSDS-Geschosse.

Die Deutschen arbeiteten an einer Variante mit 120-mm-Glattrohrkanone, die jedoch niemals gebaut worden ist. Desweiteren wurde die koaxiale 20-mm-Maschinenkanone Rh202 von Rheinmetall angebracht, die vor allem für weiche Ziele gedacht war.

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Kampfpanzer 70

Bei der XM150 handelte es sich um eine massive Waffe, die in Verbindung mit einem automatischen Lademechanismus im Turm installiert wurde. Um die Größe und - was noch wichtiger war - das Gewicht des Panzers gering zu halten, mussten daher einige ungewöhnliche Lösungen entwickelt werden.

Allem voran ermöglichte es der Autolader, die Mannschaftsgröße auf drei Mitglieder zu reduzieren. Der Fahrer, dessen Platz sich üblicherweise in der Wanne befindet, wurde in den Turm versetzt und konnte seine Position unabhängig von der Ausrichtung des Turms ändern. Auch wenn der Fahrer vom Turm aus eine bessere Sicht hatte, brachte die Lösung auch Nachteile, denn die ständige Schwenkung und Gegenschwenkung führte zu Desorientierung und Kopfschmerzen.

Auf der anderen Seite blieb die Besatzung zusammen und konnte so in eine gut geschützte Kapsel eingeschlossen werden, was die Überlebenschancen aller drei Besatzungsmitglieder deutlich erhöhte. Das ermöglichte große Einsparungen beim Gewicht, weil andere Bereiche des Fahrzeugs, wie die Wanne, nicht schwer gepanzert werden mussten.

Die Panzerung von Turm und Wanne war als Schottpanzerung ausgelegt und bestand aus Stahl mit einer Polyethylenschicht zum Strahlenschutz. Manche Quellen behaupten, dass es sich bei der Panzerung um Verbundpanzerung handelte, was jedoch nicht stimmt. Die dabei gemeinte "Verbundlage" ist nichts anderes, als der Strahlenschutz.

Und dann wäre da noch das hydropneumatische Laufwerk. Die frühere Variante wurde in den USA gebaut, die spätere in Deutschland und beide waren höchst komplex. Die Ketten stammten aus Deutschland (635-mm-Modell von Diehl) und das Ganze wurde von mehreren Motoren angetrieben – die Amerikaner verwendeten zwei 1500-PS-Continental-Motoren, während die Deutschen einen Motor von Daimler Benz verwendeten (MB 873 Ka-500).

Alles in allem war das Fahrzeug sehr fortschrittlich, aber auch ziemlich kompliziert. Die ersten US-Testläufe des Laufwerks endeten im Juni 1966 und die des deutschen Laufwerks im September 1966. Beide wurden im Oktober 1966 Vergleichstests unterzogen, allerdings wurde keines der Modelle für den endgültigen Einsatz ausgewählt. Die Laufwerktests liefen noch bis 1969 ohne Ergebnis weiter, weil jede Seite auf der Verwendung ihres Modells beharrte.

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Kampfpanzer 70

Von den ursprünglich 8 pro Land geplanten Prototypen wurden die ersten im Juli 1967 (USA) und Oktober 1967 (Deutschland) fertig. Beide wurden 1968 ausgiebig getestet und bereits im Februar wurde entschieden, die Zahl der Prototypen von 8 auf 6 zu reduzieren.

Der Bau der zweiten Prototypenreihe begann 1969 und resultierte in:

  • 3 rein experimentelle Fahrzeuge
  • 4 Prototypen mit Continental-Motoren
  • 3 Prototypen mit MB-Motoren

Die Prototypen hatten mit vielen "Zahnungsproblemen" zu kämpfen, was das Projekt immer wieder verzögerte. Die Prototypen waren auch schwerer, als ursprünglich geplant, doch das größte Problem war bei Weitem der Preis. Die Kosten des gesamten Programms explodierten auf kolossale 830 Millionen D-Mark (das entsprach 1969 ca. 544 Millionen Dollar), von denen Deutschland ca. 310 Millionen D-Mark zahlte. Ein solches Kostenverhältnis war nicht vertretbar.

Das führte zum Abbruch des deutschen Teils des Programms Ende 1969, dem die Amerikaner in Januar 1970 folgten, was die Entwicklung des MBT-70 endgültig beendete. Die Vereinigten Staaten entwickelten das Konzept weiter (was zur Entwicklung des XM803 führte) und auch die Deutschen blieben nicht mit leeren Händen zurück. Die kostbaren Erfahrungen wurden bei der Entwicklung des Leopard-2-Kampfpanzers eingesetzt.

Visuell unterscheidet sich der Kampfpanzer 70 zwar von der amerikanischen MBT-70-Version, doch beide verfügen über dieselben Grundstrukturen und können oft miteinander verwechselt werden. Bei Armored Warfare wird der Kampfpanzer 70 ein Premium-Kampfpanzer des 6. Tiers und vergleichbar mit dem MBT-70 sein.

Wir hoffen, dass euch der neue Panzer gefallen wirde und sehen uns auf dem Schlachtfeld!

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