Kommandanten!
Besonders häufig erhalten wir Beschwerden über die schwache Leistung des Tier-1-Leichtpanzers PT-76. Wir haben uns die Performance näher angesehen und beschlossen, den Panzer durch ein passendes Fahrzeug namens Objekt 906 bzw. PT-85 zu ersetzen.
PT-85
Der Leichtpanzer Objekt 906 wurde in den frühen 1960er Jahre in Wolgograd (bis 1961 Stalingrad, weshalb in Quellen häufig beide Namen vorkommen) entwickelt. Ziel des Programms war es, den alternden Leichtpanzer PT-76 mit mehr Feuerkraft zu versehen. Die 76-mm-Kanone war nie besonders leistungsstark gewesen und 15 Jahre nach Ende des Krieges war ihre Technik mehr als veraltet. Es ist nicht so, dass der Panzer feindliche KPz bekämpfen sollte, aber die 76-mm-Geschosse boten nicht annähernd genügend Feuerkraft, was definitiv ein Problem darstellte.
Aus diesem Grund sollten die alten Fahrzeuge durch neue Leichtpanzer ersetzt werden. Ein Angebot hierzu kam von der VTZ (Volgograd Tractor Plant), die unter der Leitung von I.V. Gavalov einen ziemlich modernen Nachfolger des PT-76 entwickelt hatte. Die Entwicklung begann 1960, woraufhin in den Jahren 1961 bis 1962 sechs Prototypen erstellt wurden.
Wie der Name bereits vermuten lässt (PT ist die russische Abkürzung für "Schwimmender Panzer"), handelte es sich dabei um einen Amphibienpanzer, was auf die gesamte Form und Aufmachung des Fahrzeugs Einfluss hatte. Mit einfachen Worten: ein sehr russischer Panzer. Nicht, dass andere Länder nicht auch Amphibienfahrzeuge entwickelt hätten, doch bei der Entwicklung der russischen PT-Serie legte man besonders großen Wert auf die Möglichkeit, Flüsse überqueren zu können.
Dies bedeutete außerdem, dass das Fahrzeug sehr leicht sein musste und tatsächlich wog es nur 15 Tonnen. Damit war es beinahe 2 Tonnen schwerer als sein Vorgänger, es war jedoch mit 9,2 Metern auch länger als der 7,6 Meter lange PT-76. Außerdem war dieser Panzer etwas höher. Dennoch konnte er mithilfe der Antonov An-12-Frachtmachine transportiert werden.
Dieses geringe Gewicht war nur durch die Verwendung einer Aluminiumlegierung (ABT-101) möglich, aus der die Wanne bestand. Der Geschützturm bestand hingegen aus 2P-Panzerstahl.
Die Panzerung wies die folgende Stärke auf:
- Obere Frontalplatte: 20 mm bei 78 Grad
- Untere Frontalplatte: 30 mm bei 50 Grad
- Seiten: 25 mm (unten) bzw. 30 mm (oben) bei 90 Grad
- Heck: 20 mm
- Dach: 12 mm
- Boden: 8 mm
- Turmfront: 15 mm bei 50 Grad
- Turmseiten: 8 mm bei 40 Grad
- Turmdach: 8 mm
Nicht besonders viel, aber die Panzerung war ausreichend, um die Besatzung auf 100 Meter (oder mehr) vor 14,5 mm-AP-Geschossen zu schützen, während die Seiten nur 7,62 mm-AP-Geschosse abhielten (auf 350 Meter bzw. mehr hinsichtlich Wanne und Geschützturm). In anderen Worten: Auf kurze Distanz war die Panzerung des Fahrzeugs gegenüber Sturmgewehren oder noch leistungsstärkeren Waffen unzulänglich. Andererseits war es gegenüber seinem Vorgänger eine eindeutige Verbesserung. Außerdem war das Fahrzeug mit dem automatischen Brandschutzsystem "Rosa", einem Rauchgenerator, einer Notwasserpumpe, die verhinderte, dass der Panzer unterging, sowie einem ABC-Kit ausgestattet und dafür ausgelegt, einen (entfernten) atomaren Angriff zu überstehen. Hierfür besaß der Panzer ein automatisches System, durch das sich rasch sämtliche Sehschlitze schließen ließen.
Die größte Änderung bestand jedoch in der Feuerkraft. Statt der alten 76-mm-D-56T-Kanone besaß das Fahrzeug eine 85-mm-Zugrohrkanone mit der Bezeichnung D-58. Die Kanone verfügte über einen zweiachsigen "Zvezda"-Stabilisator, einen Rauchabsauger in der Mitte und einer Mündungsbremse. Dank des Stabilisators war die Waffe sowohl zu Wasser als auch an Land ziemlich genau.
Die Kanone konnte um +20 Grad angehoben oder um -5 Grad gesenkt werden und bis zu einem gewissen Grad die Fähigkeit für indirektes Feuer. Bei direktem Feuer wurde durch den Richtschützen (neben Kommandant und Fahrer eines von drei Besatzungsmitgliedern) bei Tag das TSh2B-8A-Teleskop und bei Nacht das TPN-1-Visier verwendet.
Die Kanone wurde automatisch geladen, wobei das Ladesystem über ein Magazin mit 15 Schuss verfügte und zwischen 9 und 14 Schuss pro Minute abfeuern konnte. Das Fahrzeug verfügte insgesamt über 40 85-mm-Geschosse, davon 8 AP-Geschosse und 32 Hochexplosivgeschosse. Die Mündungsgeschwindigkeit der AP-Geschosse lag bei 1000 m/s. Diese konnten bei 1000 Metern 185 mm bzw. bei 2000 Metern 145 mm Stahl durchdringen. Bei indirektem Feuer lag die maximale Reichweite für HE-Geschosse bei 13,5 Kilometern.
PT-85
Der erste Prototyp wurde von einem 8D-6M Dieselmotor (mit 300 PS) angetrieben, während die anderen fünf Prototypen über einen konventionelleren UTD-20-Dieselmotor (ebenfalls mit 300 PS) verfügten. Alle besaßen jedoch im Gegensatz zum PT-76 mit seinen Torsionsstäben eine pneumatische Aufhängung und damit einen besseren Fahrkomfort. Der PT-85 war außerdem wesentlich schneller als sein Vorgänger und konnte an Land eine Geschwindigkeit von 75 km/h (10 km/h im Wasser) erreichen, wohingegen der PT-76 nur eine Spitzengeschwindigkeit von 44 km/h erreichte.
Insgesamt handelte es sich dabei um ein recht solides Fahrzeug und zwei der sechs Prototypen wurden von Januar bis August 1963 mehreren offiziellen Tests unterzogen. Allerdings trat es nie seinen Dienst an. Dies lag jedoch nicht an einem größeren Fehler – vielmehr waren es mehrere Punkte, die letztendlich dazu führten, dass der Panzer nicht in Serie ging. Als die Entwicklung des Fahrzeugs abgeschlossen war, arbeiteten die Sowjets bereits an einem anderen, vielversprechenderen Panzer, dem BMP-1, der drei Jahre später herauskommen sollte und praktisch sämtliche Rollen eines Leichtpanzers erfüllte. Damit war der PT-85 einer der letzten schwimmenden sowjetischen Panzer, bevor die gesamte Fahrzeugklasse durch amphibische Schützenpanzer verdrängt wurde. Ein einziger Prototyp (der erste mit dem 8D-6M-Motor) ist bis heute erhalten geblieben und steht im Kubinka Panzermuseum.
Bei Armored Warfare ist der PT-85 ein Tier-1-Leichtpanzer, der den PT-76 ersetzt. Aufgrund seiner Eigenschaften liegt er irgendwo zwischen Type 62 und M41 und bietet höhere Geschwindigkeiten und dafür weniger Panzerung als diese beiden Panzer. Seine Maximalgeschwindigkeit stellt im Vergleich zu der des PT-76 einen signifikanten Fortschritt dar. Die 85-mm-Kanone ist mit der des Type 62 vergleichbar, bietet aber eine höhere Feuerrate bei geringerem Schaden pro Schuss.
Wir sehen uns auf dem Schlachtfeld!