Spricht man über die östlichen gepanzerten Streitkräfte auf der Welt, blicken nur wenige Publikationen – wenn überhaupt – über China hinaus, die unumstrittene Militärmacht Ostasiens. Andererseits kann das geschulte Auge eines Panzerkenners erkennen, dass es in den kleinen Militärs dieses Gebiets eine Fülle von Fahrzeugen gibt, von denen man lernen kann – trotz alledem ist die Notwendigkeit die Mutter der Erfindung und manche der asiatischen Konzepte (üblicherweise Adaptionen sowjetischer oder amerikanischer Fahrzeuge) sind in der Tat sehr erfinderisch. Andere sind Designs, welche an keinem anderen Ort auf der Welt sonst gefunden werden können. Einer dieser ist der Cadillac Gage Stingray im Dienste der Königlichen Thai Armee.
Cadillac Gage Stingray
Der Stingray entstammt aus den frühen 1980ern als privates Projekt der Cadillac Gage Company, welche auf die Anforderungen der U.S. Army für das Armored Gun System (AGS) reagierte, um den alternden M551 Sheridan zu ersetzen. Die Grundidee hinter diesem Fahrzeug war, dass man die Feuerkraft eines Kampfpanzers besitzt- dafür aber leichter, mobiler und, viel wichtiger, transportfähig per Luft war. Die Hauptanforderungen lauten wie folgt:
- NATO Standard 105mm Kanone
- Die Fähigkeit, unwegsames Gelände zu durchqueren
- Ausreichender Betriebsbereich
- Geringe Silhouette, um die Chancen des Panzers auf dem Schlachtfeld zu maximieren
- Die Möglichkeit, durch ein C-130 Hercules Transportflugzeug transportiert zu werden
- Die Nutzung existierender Komponenten
Die Entwicklung selbst startete 1983 und gelangte 1984 in den Prototyp Produktion. Das Fahrzeug wurde zuerst als Vorschaumodell für potentielle Kunden im Jahr 1984 und erhielt Aufmerksamkeit mehrerer Streitkräfte. Es war trotz alledem immer noch ein ungetestetes Konzept und zwei Prototypen wurden bestellt, um in dieser Situation Abhilfe zu schaffen. Der Stingray wurde als konventioneller Leichtpanzer mit einer Vier-Mann-Besatzung (die Besatzungsanzahl war nie ein Problem für Kunden aus der dritten Welt). Es ist erwähnenswert, dass der Turm spezifisch entworfen wurde, um auf den M551 Sheridan, M41A1 Walker Bulldog und LAV-300 Wannen platziert zu werden, um eventuell den alten Turm zu ersetzen und somit die Dienstzeit dieser Fahrzeuge verlängern zu können.
Cadillac Gage Stingray
Die Cadloy Stahlpanzerung war nicht sehr dick – sie wurde entworfen, um sowjetischen 14.5mm Großkaliber-Maschinengewehren frontal trotzdem zu können – wobei die Fahrzeuggröße und Mobilität primär zur Verteidigung dienen sollten. Die Seiten- und Heckpanzerung war nur gegen Handfeuerwaffen ausreichend. Die Hauptbewaffnung bestand aus einer modifizierten Royal Ordnance L7A3 105mm Kanone mit einer neuen Mündungsbremse sowie einem Rauchabzug. Der Rücklauf der Kanone wurde ebenfalls verlängert, was es ermöglicht hat, von einer solchen Plattform abgefeuert zu werden. Die Kanone wurde ebenfalls stabilisiert, welches es zum effektiven Werkzeug machte, ältere gepanzerte Fahrzeuge wie auch Panzer zu zerstören.
Ausreichende Mobilität wurde durch den 335hp 12.06 Liter Detroit Diesel twin-turbo V8 Motor gewährleistet, welche eine Maximalgeschwindigkeit von 69 km/h bot. Unter bestmöglichen Umständen konnte das Fahrzeug von 0 bis 32 km/h in knapp 6 Sekunden beschleunigt werden. Das Fahrzeug konnte zudem mit einem automatischen Feuerlöschsystem sowie ABC-Schutz ausgestattet werden, sofern dies vom Auftraggeber gewünscht wurde.
Der Testprozess startete durch die Montage der zukünftigen Stingray Türme auf das Sheridan Gestell zur Probe im Juni 1984, wobei der erste fertiggestellte der Öffentlichkeit Monate später vorgestellt wurde. Der zweite Prototyp wurde Mitte 1986 fertiggestellt. Zu diesem Zeitpunkt waren die potentiellen Kunden bereits dabei, neue moderne Fahrzeuge – und viel wichtiger – erschwingliche Fahrzeuge. Der erste Prototyp wurde anfangs 1986 in Thailand getestet sowie später im Jahr 1987 in Malaysia. Unglücklicherweise konnte Cadillac Gage (seit 1986 Cadillac Gage Textron) seinen abgezielten Kunden, die U.S. Army, nicht überzeugen und das AGS Programm wurde daher in den 1990ern gestoppt.
Die Royal Thai Army allerdings mochte den Panzer und unterzeichnete einen Vertrag für 106 dieser Fahrzeuge im Oktober 1987. Der Preis für diese Produktion wurde auf 105 Millionen US-Dollar gesetzt und die Fahrzeuge zwischen 1988 und 1990 geliefert. An diesem Punkt war es das modernste gepanzerte Fahrzeug im Dienst der Thai Army und verblieb so für mehr als 15 Jahre, bis die Lieferung der ukrainischen Oplot Kampfpanzer im Februar 2014 begann.
Cadillac Gage Stingray
Es gab natürlich auch weitere Panzerfahrzeuge, die von Thailand gekauft wurden – allen voraus die ungefähr 100 chinesischen Type 69 Kampfpanzer. Thailand kaufte diese nicht aufgrund ihrer Qualität (nach 1987 war dieser Panzer überflüssig), allerdings aufgrund politischer Motivation als Gegenleistung für die Hilfe im Kampf gegen die Thai Maoist Rebellen. Der abgestimmte Preis für chinesischen Panzer war sehr gering, allerdings war nicht ein chinesisches Fahrzeug bis 1997 vollständig funktionstüchtig, was die Thais dazu bewegte, weitere Waffenlieferungen mit China in Frage zu stellen.
Unglücklicherweise litt der Stingray an Komplikationen. Nach rund fünf Jahren Dienstzeit litten Stingrays und Turm und Wannenpanzerungs-Rissen. Diese Probleme führten zu Anschuldigungen an das Militär, “ungetestete Prototypen” unter Einfluss von Korruption gekauft zu haben.
Cadillac Gage sendete ein Team nach Thailand, um das Problem zu prüfen. Die Ergebnisse waren unerwartet – der Grund für die Risse waren, dass die Armee illegal “Rennen” mit diesen Fahrzeugen fuhr, in welchem das Team gewann, welches den Panzer am höchsten springen lassen konnte. Der Höchstwert für einen Sprung wurde auf über zwei Meter gemessen! Diese “Leistung” wurde direkt bei den Rissen im Fahrzeug durch die Prüfer identifiziert, letztendlich bot Cadillac Gage trotz alledem eine kostenlose Reparatur an, welches das thailändische Militär vergnügt akzeptierte.
Cadillac Gage Stingray
Neben diesem Vorfall wurden die Thai Stingrays nie in einen Kampf mit anderen Panzerfahrzeugen verwickelt. Dazu kam es aber Fast bei einem Schusswechsel bei den Vorfällen im Jahr 2011. Für mehr als hundert Jahre stritten Kambodscha und Thailand um den Besitz des Preah Vihear Tempels. Dieser Streit umfasst regelmäßige kleine Schusswechsel zwischen Grenzschutz-Einheiten, im Mai 2011 eskalierte dieser Konflikt allerdings in der Entsendung regulärer Infanterie unterstützt von Artillerieeinheiten und Panzern.
Kambodscha sendete seine T-55A Panzer in dieses Gebiet (diese wurden aus Serbien gekauft), während Thailand mit dem besten konterte, was zu dieser Zeit zur Verfügung stand: den Stingrays und M60A3 Pattons. Am Ende nutzte allerdings keine Partei ihre Panzer und die Situation konnte deeskaliert werden, wobei dieses Gebiet bis heute weiterhin ein umstrittenes militärisches Gebiet bleibt.
Die Stingrays dienen der thailändischen Armee bis heute, größtenteils im Norden Thailands. Sie passen besser in die vielseitige Umgebung der Region als vollwertige Kampfpanzer, obwohl das thailändische Militär überlegt, sie zu ersetzen, wobei sie erwartungsgemäß einige weitere Jahre im Dienst verbleiben.
Quellen:
- C.Foss - Jane's Armour and Artillery
- M.Smíšek - Stingray
- Military-today.com
- Valka.cz