Der Sprut-SD ist ein flugtransportfähiger russischer Jagdpanzer, der in den 1980er-Jahren für die russischen Luftlandetruppen (WDW) entwickelt wurde. Sein Name bedeutet aus dem Russischen übersetzt "Krake". Ähnlich wie im Fall anderer für die WDW entwickelter moderner Fahrzeuge ist auch bei diesem Modell die Entwicklungsgeschichte lang und reich an Problemen und Verzögerungen gewesen, was schließlich zu einem begrenzten Produktionslauf führte.
Sprut-SD
Der Sprut entstand zu derselben Zeit und entsprang demselben Grundgedanken wie die zuvor entwickelten BMD-1-Fahrzeuge, die in einem gesonderten Artikel abgehandelt werden und der Maxime folgten, dass die Natur von Luftlandetruppen in einem aggressiven Auftritt und Abwürfen weit hinter feindlichen Linien besteht. Bei Operationen dieser Art ist das Risiko naturgemäß hoch, auf feindliche Panzer und befestigte Stellungen zu treffen, weshalb die Idee hinter der Entwicklung der BMD-Serie darin bestand, den Luftlandetruppen ein kleines, flugtransportfähiges Fahrzeug mit ausreichend Feuerkraft zur Verfügung zu stellen (jedenfalls im Vergleich zum BMP-1 und BMP-2).
Als der Rummel um die 73-mm-Glattrohrkanone Grom jedoch abebbte und man erkannte, dass die Waffe große Probleme bei der Bekämpfung gepanzerter Ziele an den Tag legte, begann man mit der Suche nach einer alternativen Möglichkeit, um die Feuerkraft der Luftlandetruppen zu erhöhen. Eine Option bestand in der Kampfwertsteigerung des BMD, was zur Entwicklung des BMD-2 und, etwas später, des BMD-3 führte, die in den folgenden Artikeln beschrieben wird:
- BMD-3: Mehr Feuerkraft für Luftlandetruppen – Teil 1
- BMD-3: Mehr Feuerkraft für Luftlandetruppen – Teil 2
Ein anderer Vorschlag, der bei weitem nicht so viele Befürworter hatte aber trotzdem Beachtung verdient, war die Entwicklung eines amphibischen Luftlandepanzers mit guter Bewaffnung und niedrigem Gewicht, der es mit Bedrohungen aufnehmen konnte, bei denen die BMDs passen mussten. Dabei handelte es sich im Grunde genommen um einen Leichtpanzer.
Die Sowjetunion bereits viele Erfahrung mit dem Bau von Panzern dieser Kategorie, angefangen von den Modellen der Kriegsära bis hin zum PT-76, doch der Klasse war keine Zukunft beschieden und sie wurde nach und nach durch Schützenpanzer ersetzt. Man ging davon aus, dass die Kombination aus 73-mm-Glattrohrkanone und Maljutka-ATGM mehr als ausreichend wäre und Leichtpanzer überflüssig machen würde. Die Experten sollte zu einem gewissen Grad Recht behalten, doch für viele einflussreiche Veteranen des Zweiten Weltkriegs, wie den Marschall A. A. Gretschko, waren Leichtpanzer immer noch eine relevante Option. Außerdem war die oben genannte Kombination ziemlich kostspielig, denn schließlich liegt der Preis eines einzelnen Projektils bei einem Bruchteil dessen, was ein Lenkflugkörper kostet.
Den bis dahin letzten großen Auftritt feierte die Leichtpanzer-Klasse mit dem als Ersatz für den PT-76 entworfenen Prototyp PT-85, doch die Idee eines modernen Leichtpanzers geisterte immer noch in den Köpfen der Verantwortlichen herum, auch wenn sich der Schwerpunkt eher in Richtung Feuerunterstützung verschob. Das bedeutete eine gewisse Abkehr von der traditionellen Rolle der Leichtpanzer, auch wenn der Unterschied größtenteils rein taktischer Natur war. Das nächste angesetzte Leichtpanzer-Projekt (bezogen auf Kettenfahrzeuge mit einem Hauptgeschütz), der in den 1970er-Jahren entwickelte Objekt 934 "Sudja", konnte sowohl als Leichtpanzer, als auch als Jagdpanzer durchgehen.
In Wahrheit wussten die Sowjets zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich, was sie eigentlich wollten und das Projekt endete in einem Misserfolg, nachdem sich die zahlreichen sowjetischen Instanzen, die in der Sache etwas zu sagen hatten, in zahlreiche Auseinandersetzungen wegen der endgültigen Form und Bestimmung des neuen Fahrzeugs verstrickt hatten. Zur endgültigen Einstellung des Projekts führte die Umverteilung der Finanzierung zugunsten der Entwicklung des Objekt 688, aus dem später der BMP-3 entstanden ist.
Aus dem Chaos bei der Entwicklung des Objekt 934 kristallisierte sich immerhin die allgemeine Richtung heraus, in die Leichtpanzer der Zukunft entwickelt werden würden, nämlich als Feuerunterstützungsfahrzeuge. Mitte der 1980er-Jahre waren die westlichen Armeen mit exzellenten KPz ausgerüstet, wie dem Leopard 2, dem Challenger oder dem frühen Abrams. Gegen diese stählernen Monster konnte der einst so mächtige BMD-1 nichts ausrichten, seine Waffen konnten den dicken Panzerhäuten der neuen Gegner so gut wie nichts anhaben. Es sah ganz danach aus, als wären die sowjetischen Luftlandetruppen nicht mehr in der Lage, ihrer Aufgabe gebührend nachzugehen.
Gaz so schlecht stand es um die Sowjets jedoch nicht. Mit der Einführung des Transportflugzeugs Iljuschin Il-76 eröffneten sich aufgrund der erhöhten Ladekapazität auch für die Luftlandetruppen neue Möglichkeiten. Sie waren nunmehr in der Lage, bedeutend schwerere Fahrzeuge zu transportieren. Als Reaktion darauf wurden 1982 Pläne für eine einheitliche Plattform mit einer Vielzahl von Modellen vorgestellt, darunter für ein selbstfahrendes Sturmgeschütz, das in der Lage sein sollte, selbst schwer gepanzerte feindliche KPz außer Gefecht zu setzen.
Sprut-SD-Turm
Das Konzept stieß auf Zustimmung und noch im selben Jahr wurde ein Forschungsprojekt zur Entwicklung einer SFL mit 125-mm-Glattrohrkanone ins Leben gerufen. Das Geschütz war bereits seit den 1960er-Jahren im Einsatz und hatte sich bewährt. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts führten dazu, dass am 29. Juli 1983 ein Projekt zur Entwicklung eines entsprechenden Waffensystems auf der neuen Plattform abgesegnet wurde. Das Chassis sollte auch beim neuen BMD-3 zum Einsatz kommen.
An der Entwicklung waren drei Instanzen beteiligt:
- Das Zentrale Institut für Feinmechanik
- Das Werk Nr. 9 in Swerdlowsk (seit 1991 Jekaterinburg)
- Das Wolgograder Traktorenwerk
Die Konstrukteure des Zentralen Insituts für Feinmechanik waren für die Vorstudien des Projekts zuständig, darunter die Auswahl des Chassis, bei der man sich schnell auf das Fahrgestell des Objekt 934 "Sudja" einigte und einen der drei Objekt-934-Prototypen orderte, um die entsprechenden Modifikationen vorzunehmen. Diesem Gesuch wurde 1983 stattgegeben und so baute man zwischen 1983 und 1984 auf Basis des Chassis das Modell eines selbstfahrenden 125-mm-Geschützes. Dabei zog man mehrere Varianten in Betracht, darunter einen Jagdpanzer im Kasematten-Stil und ein extern angebrachtes Waffensystem, am Ende jedoch einigte man sich auf die klassische Turmvariante. Erste Testreihen mit dem Modell bewiesen, dass die Präzision der Kanone trotz des leichten Fuhrwerks der eines KPz im nichts nachstand, was dazu führte, dass das Projekt grünes Licht für weitere Entwicklung und Feldstudien bekam und die Bezeichnung Sprut-SD erhielt (Bezeichnung im GRAU-Index: 2S25).
Die Vorstudien wurden 1984 weitgehend abgeschlossen und das Projekt an den Hauptentwickler übergeben. Die offizielle Bestimmung des Projekts wurde als "neues selbstfahrendendes 125-mm-Sturmgeschütz für die Luftlandetruppen" formuliert.
Für seine 18 Tonnen war das Fahrzeug durchaus beeindruckend. Das auf dem Objekt 934 basierende Chassis bestand aus verschweißter Aluminiumpanzerung, die nur an einigen Stellen mit Stahlplatten verstärkt wurde, um das Gewicht möglichst niedrig zu halten. Diese Prämisse machte sich natürlich auch an den Schutzwerten des Fahrzeugs bemerkbar:
- Schutz vor 12,7-mm-AP-Geschossen im Treffsektor +/-40° von der Fahrzeugachse aus betrachtet
- 7,62-mm-AP-Geschosse und Splittern von Artilleriegeschossen aus jedem anderen Winkel
Für ein Fahrzeug dieser Kategorie stufte man diesen relativ geringen Schutz nicht alsproblematisch ein, weil der Sprut nicht dafür ausgelegt war, mit größeren Kalibern konfrontiert zu werden. Als zusätzlicher Schutz wurde eine ABC-Schutzanlage und ein Nebelmittelwerfer vom Typ 902B Tutscha installiert, der 81-mm-3D6-Rauchgranaten verschoss.
Das beeindruckendste Merkmal bestand jedoch in der Tatsache, dass der Sprut-SD seine mächtige 125-mm-Glattrohrkanone 2A75 L/48 präzise abfeuern konnte (dabei handelte es sich um eine modifizierte Version des standardmäßigen Glattrohrkanone 2A46). Das war für ein derart leichtes Chassis in der Tat eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass der Rückstoß eines Geschützes der KPz-Klasse verheerende Folgen für ein Fahrzeug dieser Gewichtsklasse haben kann. Die ursprüngliche Version verfügte über eine Mündungsbremse, die jedoch nicht ausreichte, sodass das Problem mit dem Rückstoß auf folgende Art und Weise gelöst werden musste:
- Erhöhung des Rückstoßes auf 740 mm (das bringt das Geschütz dazu, beim Feuern weiter auszuschlagen)
- Verwendung einer hydropneumatischen Federung, die einen Teil der immensen Kräfte kompensieren würde
Die Kanone wurde über einen unterhalb des Turms befindlichen, zweiteiligen Karussellmechanismus automatisch geladen (die Munition wurde, ähnlich wie bei anderen sowjetischen Panzern, geteilt) und ermöglichte eine Kadenz von 7 Schuss pro Minute. Das Geschütz war voll stabilisiert und in der Lage, sämtliche Standard-125-mm-Munition abzufeuern, einschließlich der Antipanzerraketen Refleks. Das Fahrzeug führte 40 Projektile mit sich, von denen sich 22 in dem Karusselmechanismus des Autoladers befanden. Die standardmäßige Zuladung bestand aus 20 HE-Projektilen, 14 APFSDS-Projektilen und 6 HEAT-Projektilen oder ATGM-Geschossen.
Sprut-SD
Das Kanonenrohr konnte sich um +15 Grad heben und um -5 Grad senken (nach hinten betrug der Höhenrichtwert -3 bis +17 Grad). Der Sprut-SD war amphibisch und das Geschütz konnte auch beim Schwimmen abgefeuert werden (jedoch nur, wenn es nach vorn gerichtet oder maximal auf 35 Grad von der Fahrzeugachse aus gesehen ausgerichtet war).
Das Fahrzeug wurde von einer Drei-Mann-Besatzung bedient. Der Fahrer saß in der Wanne, während sich die Plätze des Kommandanten und des Richtschützen in dem Turm befanden. Der Richtschütze konnte sich beim Zielen der 1A40M-1-Visiers mit integriertem Laserabstandsmesser und ballistischem Computer bedienen. Für Nachteinsätze stand ihm das TO1-KO1R-System mit TPN-4R-Visier zur Verfügung, mit dem er bis zu 1,5 Kilometer weit sehen konnte. Der Kommandant verfügte über das Visiersystem 1K3-13S, das ihm sowohl Tag-als auch Nachtsicht ermöglichte.
Der Sprut-SD wurde von einem 6-Zylinder-Dieselmotor des Typs 2V-06-2S mit 510 PS angetrieben, der ihn auf bis zu 70 km/h (45-50 km/h im Gelände) beschleunigte. Im Wasser betrug die Höchstgeschwindigkeit 9 km/h und das Fahrzeug konnte ohne besondere Vorbereitung in Gewässer einfahren. Die Hauptentwicklungsphase lief zwischen 1984 und 1991 und endete mit Feldtests unter Aufsicht des Verteidigungsministeriums. Alles in allem wurde das Projekt sehr positiv aufgenommen, allerdings gab es gravierende Probleme mit dem dafür vorgesehen Abwurfsystem, was bei einem Luftlandepanzer naturgemäß von entscheidender Bedeutung ist. Außerdem fiel diese Phase mit dem den Zerfall der Sowjetunion zusammen, der für viele sowjetische Rüstungsprojekte das Aus bedeutete. Kurzum, die Entwicklung des Sprut-SD wurde auf Eis gelegt.
Es ist nicht viel bekannt darüber, was mit dem Projekt in den 1990er-Jahren geschah. Es wurde nicht offiziell eingestellt, aber die Entwicklung stockte aufgrund der Probleme mit dem P260-System, das seinerseits auf dem System P235 basierte, das zum Abwurf der BMD-3-SPz eingesetzt wurde. Die Russen gaben die Entwicklung des P260 schließlich auf und gingen 1994 dazu über, ein plattformunabhängiges System namens P260M zu entwickeln. Das dauerte einige weitere Jahre, bis das System 2001 fertiggestellt wurde.
Nach einer weiteren Runde offizieller Testläufe (nahezu ein Jahrzehnt nach dem Abschluss der ersten Testreihen), wurde der 2S25 Sprut-SD am 9. Januar 2006 schließlich in den Dienst der russischen Armee aufgenommen. Das Fahrzeug wurde zwischen 2005 und 2010 produziert, wobei am Ende relativ wenige Einheiten gebaut worden sind (meist werden zwischen 36 und 40 Stück genannt) und man 2010 mit einem Modernisierungsprogramm begann, da das Fahrzeug zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahrzehnte auf dem Buckel hatte. Das Kampfwertsteigerungsprogramm brachte einen Prototypen namens Sprut-SDM hervor, der über eine Vielzahl von Verbesserungen verfügt und dessen Bau für die Zukunft geplant ist.
Sprut-SD
Russland ist aktuell das einzige Land, das den Sprut-SD betreibt und das Fahrzeug wurde zu keinem Zeitpunkt im Kampf eingesetzt. Zieht man allerdings die aktuellen Auslandseinsätze der russischen Armee in Betracht, könnte sich dieser Sachverhalt zukünftig ändern.
Erwähnenswert sind auch zwei Modifikationen des Sprut-SD, als da wären:
- Sprut-SSW – eine Modifikation für die Landstreitkräfte (das D beim Original steht für "desant" – Luftlandetruppen; SW für "suchoputnye wojska" – Landstreitkräfte), bei der statt des Objekt-934-Fahrgestells ein neues Chassis namens "Planer" aus dem Werk in Charkiw zum Einsatz kam. Diese Projekt ging nicht über die Prototypphase hinaus
- Sprut-K – eine Modifikation des Sprut-Systems mit der Rad-Chassis BTR-90, die einen etwas größeren Zhalo-S hervorbrachte. Auch dieses Projekt verblieb auf dem Prototypstadium, da es für die massive Bewaffnung einfach zu leicht war
Bei Armored Warfare wird der Sprut-SD ein Jagdpanzer des 8. Tiers sein. Es wird ein sehr mobiles Fahrzeug (auch wenn seine Höchstgeschwindigkeit nicht an die Werte anderer Fahrzeuge heranreichen wird, die ihm auf dem Schlachtfeld begegnen können) und in Sachen Feuerkraft zu den besten seines Tiers und seiner Klasse gehören. Es wird in der Lage sein, Panzerabwehrlenkwaffen zu verschießen. Verglichen mit dem Dragun 125, wird es weniger Mobilität aber mehr Feuerkraft, Präzision und Tarnung bieten, allerdings in Sachen Schutz das Nachsehen haben. Seine Kommandanten werden stets einen Schachzug voraus denken müssen, weil es aufgrund der relativ niedrigen Höchstgeschwindigkeit seine Zeit brauchen wird, um die gewünschte Stellung zu beziehen, sobald dies aber bewerkstelligt ist, kann der Krake sein volles Potenzial entwickeln.
Wir hoffen, dass der Panzer euch gefallen wird und sehen uns auf dem Schlachtfeld!