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In Entwicklung: Tiran 6

Kommandanten!

Beim Kampfpanzer Tiran 6 handelt es sich um einen erbeuteten ägyptischen oder syrischen T-62 in israelischem Dienst mit modifizierten Komponenten, der in der neuen israelischen KPz-Linie auf Tier 3 auftauchen wird.

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Tiran 6

Lasst uns zunächst einen Blick auf die Geschichte dieses Panzers werfen. Seit der Zeit der Staatsgründung besteht in Israel die Tradition, eroberte feindliche Ausrüstung in den Dienst der eigenen Armee zu stellen. Darunter waren natürlich stets auch Panzer, die zu hunderten von feindlichen Armeen während der drei großen Kriege erobert wurden, an denen Israel beteiligt war – der Suez-Krise von 1956, dem Sechstagekrieg von 1967 und dem Jom-Kippur-Krieg von 1973. Bei den eroberten Panzern handelte es sich meist um die Modelle T-54 und T-55, wie sie in großer Zahl von der Sowjetunion an Ägypten und Syrien ausgeliefert wurden. Diese Fahrzeuge wurden meist verschrottet, seltener verkauft oder unter der Bezeichnung Tiran in den Dienst der IDF gestellt.

Die Ursprünge der Bezeichnung Tiran sind nicht eindeutig geklärt, die gängigsten Theorien werden zusammen mit der Geschichte der eroberten T-54 und T-55 in einem früheren Artikel abgehandelt.

Wenden wir uns deshalb dem mittleren Panzer T-62 zu. Dieser als Ersatz für die in die Jahre gekommene T-55-Serie entwickelte Panzer besaß zwar immer noch dessen Stahlpanzerung, verfügte jedoch über eine Feuerkraft, die der aus dem Zweiten Weltkrieg stammenden 100-mm-Zugrohrkanone des T-55 weit überlegen war. Seine 115-mm-Glattrohrkanone vom Typ U-5TS gehörte zu den Besten ihrer Zeit – die „Konkurrenz“ (die gezogene Kanone D-54TS) konnte eine Zeit lang dank der neu entwickelten Subkaliber-Runden mit Wolframkern bestehen, wurde jedoch verdrängt, nachdem diese auch für die U-5TS Glattrohrkanone verfügbar wurden. Die frühe Entwicklungsphase des Panzers wird in einem früheren Artikel beschrieben.

Ursprünglich als Übergangslösung vor der Entwicklung des neuen T-64 aus Charkiw geplant, wurde der T-62 im Endeffekt bis 1975 von der Sowjetunion produziert. Mit über 20 tausend hergestellten Maschinen bildete er über lange Jahre das Rückgrat der sowjetischen Kampftruppen.

Anders als sein Nachfolger, der T-64, wurde der T-62 recht zügig für den Export freigegeben, denn schließlich sollte er ja schon bald ersetzt werden. Insgesamt wurden über 5000 dieser Panzer ins Ausland verkauft. Interessanterweise sind die meisten Länder des Warschauer Pakts nicht am Erwerb dieser Fahrzeuge interessiert gewesen, obwohl Gerüchte im Internet kursieren, wonach lizensierte Versionen des T-62 in der Tschechoslowakei und Polen produziert worden sein sollen. Hierbei handelt es sich allerdings nur um einen Mythos. Das Fahrzeug wurde in keinem der beiden Länder produziert; diese Fehlinformation stammt aus dubiosen westlichen Quellen und wurde unglücklicherweise auch von Steven Zaloga übernommen. Beide Länder erwogen zwar den Kauf, doch das Fahrzeug stellte sich als extrem teuer heraus (der Preis eines importierten T-62 übertraf den des T-55 um stolze 50 Prozent). Außerdem sind sich die Militärs des Warschauer Paktes über die Tatsache im Klaren gewesen, dass die Sowjets selbst planten, dieses Modell in naher Zukunft zu ersetzen und rissen sich nicht gerade darum, einen teuren Panzer einzukaufen, der schon bald überholt sein würde.

Am Ende wurden die T-62 überwiegend nur in arabische Länder exportiert und eben hier beginnt die Geschichte des Tiran. Nach den verheerenden Verlusten des Sechstagekrieges entschied man sich in Syrien und Ägypten zum Ankauf des zu jener Zeit besten für den Export angebotenen sowjetischen Panzers – des KPz T-62. Zwischen 1971 und 1973 wurden etwa 700 dieser Panzer in den Nahen Osten verkauft. Von diesen 700 erwarb Ägypten 200, was ausreichte, um zwei Brigaden mit jeweils 95 Panzern auszurüsten – die 15. Panzerbrigade und die 25. Panzerbrigade. Diese wurden mechanisierten Infanteriedivisionen angegliedert und fortan im Verbund mit ihnen eingesetzt.

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Dieser syrische T-62 wurde in 1973 auf Golanhöhen zerstört

Die restlichen Panzer gingen an Syrien. Im Gegensatz zu den Ägyptern konzentrierten die Syrer ihre Panzer in gepanzerten Divisionen, statt kleinere gepanzerte Einheiten zu Infateriedivisionen hinzuzufügen. Insgesamt wurden fünf Brigaden mit jeweils 95 T-62-Panzern bestückt – die 1. Panzerdivision und die 3. Panzerdivision mit jeweils zwei Brigaden, währen die fünfte Brigade an die Republikanische Garde angegliedert wurde.

In den folgenden Jahrzehnten nahm der T-62 an zahlreichen bewaffneten Konflikten teil, wobei der Jom-Kippur-Krieg seinen wohl bekanntesten Einsatz darstellte. Am 6. Oktober 1973 attackierten die Armeen Ägyptens und Syriens (unter Beteiligung von Verbündeten aus anderen muslimischen Ländern) Israel mit einer Übermacht aus Stahl – tausende von Panzern machten sich auf, um die berühmten israelischen Streitkräfte zu zerschlagen.

Von allen daran beteiligten Panzern war der T-62 definitiv der beste. Seine Glattrohrkanone übertraf die Geschütze der älteren Centurion Sho'ts, Magachs und Super Shermans um Längen, ihre APFDS-Geschosse machten mit den meisten Gegnern kurzen Prozess.

Im Süden fügte eine der ägyptischen T-62-Brigaden im Verbund mit Infanterieeinheiten und BMP-1-Unterstützung mit Maljutka-Lenkflugkörpern den Israelis am dritten Tag des Gegenangriffs schwerste Verluste zu, bei denen 70 der insgesamt 170 eingesetzten Panzer zerstört wurden.

Die zweite ägyptische Brigade war in die Schlacht um "Chinese Farm" verwickelt, die als eine der größten Panzerschlachten aller Zeiten in die Geschichte einging. Beim Heranrücken wurden die ägyptischen Panzer durch einen perfekt ausgeführten Angriff von den Israelis in den Hinterhalt gelockt und von allen Seiten umzingelt. Deren erstklassig angeführte Centurions schlachteten die Ägypter förmlich ab – von den 95 Panzern der Brigade blieben am Ende nur noch 10 übrig, während die Israelis nur 4 ihrer Panzer verloren hatten.

Auch die syrischen T-62 mussten trotz überragender Feuerkraft und Panzerung schwere Verluste hinnehmen. Der Grund dafür lag in dem diametral unterschiedlichen Ausbildungsniveau, denn während die israelischen Panzertruppen perfekt trainiert waren, ließen die Kenntnisse der Syrer viel zu wünschen übrig. Doch selbst angesichts dieser Tatsache führte die schier zahlenmäßige Überlegenheit in den ersten Tagen des Krieges zu hohen Verlusten auf beiden Seiten. In einer der heroischsten Aktionen der Geschichte verteidigten die Israelis mit ihren 177 Panzern die Golan-Höhen gegen tausende gegnerische Panzerfahrzeuge. Als sich der Rauch am 9. Oktober legte, blieben mehr als fünfhundert syrische Panzer zerstört auf dem Schlachtfeld zurück (darunter eine komplette T-62-Brigade) – doch der Preis dafür war sehr hoch. Von den nahezu zweihundert eingesetzten israelischen Panzern war am Ende vielleicht noch ein Dutzend einsatzfähig. Die 7. Panzerbrigade besaß noch 7 ihrer anfangs 72 Sho't-Panzer.

Arabischen Armeen ist ein durchaus seltsamer Zug eigen, der bis in die heutige Zeit beobachtet werden kann – solange sie siegen, ist alles fantastisch und die Truppen sind enthusiastisch und heldenhaft bei der Sache. Doch es fehlt ihnen an Schneid – Niederlagen wirken sich katastrophal auf die Moral aus, führen zu Panik und Flucht. So auch in diesem Fall. Je weiter der Krieg fortschritt, desto besser erholten sich die Israelis von den anfänglichen Rückschlägen und konnten immer größere Mengen an intakter Ausrüstung kapern, die von den fliehenden arabischen Soldaten zurückgelassen wurde. So gelangten sie auch an einige einsatzfähige T-62.

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Syrischer T-62, der im Libanon brennt, 1982

Am Ende blieb der Jom-Kippur-Krieg von 1973 der einzige größere Konflikt, bei dem der T-62 andere Panzer auf dem Schlachtfeld dominieren konnte. Ein Jahrzehnt später, im Libanonkrieg von 1982, war er den israelischen Merkavas klar unterlegen. Im Jahr 1973 jedoch galt er gemeinhin als potenter und tödlicher Gegner und die Israelis waren die letzten, die leistungsstarke eroberte Fahrzeuge in der Ecke verstauben lassen würden. Und so wurden die gekaperten T-62 unter der Bezeichnung Tiran 6 in den Dienst der israelischen Armee gestellt (manche älteren Quellen behaupten, dass die nicht modifizierten T-62 mit dem Namen Tiran 3 belegt wurden, was jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach nicht stimmt).

Im Gegensatz zu den eroberten T-54 und T-55, deren eigene Geschütze man durch israelische Kopien der 105-mm-L7 ersetzte, wurden die T-62 nicht eingehend modifiziert. Sie behielten ihre eigenen 115-mm-Glattrohrkanonen und mussten sich deshalb auf ebenfalls gekaperte Munitionsvorräte verlassen.

Folgende Modifikationen wurden an dem Fahrzeug vorgenommen:

  • Aufbewahrungsboxen wurden an den Seiten und am Heck des Turm angeschweißt
  • Zwei drehzapfengelagerte .30-Cal-Maschinengewehre wurden am Turmdach angebracht
  • Weitere Aufbewahrungsmöglichkeiten aurdem am Fahrzeugheck angebracht
  • Die Schutzbleche am Heck wurden mit Infanterie-Funkgeräten und Erste-Hilfe-Kästen ausgestattet
  • Das Hauptgeschütz wurde durch ein .50-Cal-Maschinengewehr erweitert, sowohl für Trainingszwecke, als auch zur Erhöhung der Feuerkraft im Kampfeinsatz; das Gewehr wurde vom Fahrzeugkommandanten bedient
  • Die ursprünglichen Scheinwerfer wurden durch Modelle Patton-Serie ersetzt (ähnlich wie bei allen Panzern im israelischen Dienst)
  • Bisweilen wurden Reservekettenglieder am Turm angebracht, wie es im Zweiten Weltkrieg gang und gäbe war

Anders als in manchen Quellen behauptet wurde weder der Antrieb durch einen Dieselmotor von Detroit ersetzt, noch erhielt das Fahrzeug moderne Ausrüstung à la Wärmebildkamera. Auch die Feuerleitanlage wurde nicht aufgewertet.

Da das Fahrzeug auf eroberte Munitionsvorräte angewiesen war, gehörte es nicht zu den an vorderster Linie eingesetzten Panzern. Etwa ein Jahrzehnt lang unterhielt Israel eine wohl geringe, im Endeffekt jedoch unbekannte Zahl dieser Fahrzeuge als Reserveeinheiten. Offenbar wurden einige mit Blazer-ERA ausgestattete Tiran 6 im Rahmen der Operation Frieden für Galiläa 1982 eingesetzt, auch wenn es dafür keine schlagkräftigen Beweise gibt. Die Fahrzeug wurden kurz nach Ende der Kampfhandlungen ausgemustert und aller Wahrscheinlichkeit nach verschrottet. Berichte über Verkäufe sind falsch und beziehen sich womöglich auf Tiran-4- und Tiran-5-Modelle, die nach ihrer Ausmusterung in der Tat an einige ausländische Käufer veräußert wurden.

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Tiran 6

Lasst uns jedoch zu seiner Rolle im Spiel zurückkehren. Wie bereits erwähnt wird das Fahrzeug ein Fortschrittspanzer auf Tier 3 der für Update 0.26 geplanten israelischen Linie sein und über das angesprochene Blazer-ERA-Upgrade verfügen.

Diejenigen von euch, die unsere Ankündigungen zu den geplanten Inhalten aufmerksam gelesen haben, ist wohl nicht entgangen, dass für Tier 3 bereits ein anderes Fahrzeug angekündigt wurde, nämlich der Kampfpanzer Sho't Kal Dalet. Der ursprünglich als Premiumfahrzeug geplante Tiran 6 wird den Sho't Kal Dalet auf Tier 3 ersetzen, während dieser auf Tier 2 platziert wird, wo wiederum der M51 Super Sherman den Platz räumen wird, um als Premimumfahrzeug der israelischen Linie auf niedrigen Tiers zu fungieren.

Um die Gründe für diese Änderung zu verstehen, müssen wir einen Blick auf die gesamte Linie und ihre Bestimmung werfen. Wie bereits angekündigt, wird sich die israelische Linie hervorragend für Anfänger eignen und stellt einen wichtigen Teil unserer Bemühungen dar, eine neue Generation von Spielern für Armored Warfare zu begeistern.

Eines der wichtigsten Elemente neuer spielerfreundlicher Inhalte ist ein klar abgesteckter Fortschritt. Spieler müssen das Gefühl haben, dass sie mit jeder Stufe einen besseren Panzer bekommen. Das ist nicht nur eine Frage der Statistik – wenn wir ein Beispiel aus RPGs bemühen wollen, dann ist ein Schwert, das mit jedem höheren Level 10% mehr Schaden zufügt, ein ziemlich schwacher Anreiz fürs Hochleveln. Je besser die Waffe, desto mächtiger muss sie wirken, um dem Spieler das Gefühl zu geben, dass er etwas adäquates für seine Bemühungen bekommt.

Und so ist es auch mit Panzern – eine nur unwesentlich verbesserte Kopie des vorangegangenen Panzers bildet nur einen schwachen Anreiz, besonders auf biedrigen Tiers, wo die neuen Spieler an Armored Warfare gefallen finden sollen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass jeder Panzer auf den niedrigen Tiers anders aussieht und eben hier weiß der M51 trotz seiner ikonischen Stellung unter den israelischen KPz nicht zu überzeugen, weshalb wir uns entschieden haben, ihn zu ersetzen.

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Tiran 6

Das ist auch der Grund für die Lücke auf Tier 7, die darauf zurückzuführen ist, dass es bereits viele Merkava-Modelle in der Linie gibt, die allesamt ziemlich ähnlich aussehen. Unserer Meinung nach wäre ein weiterer Vertreter dieser Panzerserie einfach zu viel. Ein weiterer Tier-7-Kandidat, eine Version des Sabra, stellte uns vor dasselbe Problem – er sah dem Magach 7C auf Tier 6 zum Verwechseln ähnlich und eine Platzierung des Magach 7C auf Tier 7 wäre schlichtweg fehl am Platz. Fehler dieser Art haben wir bereits in der Vergangenheit gemacht und wollten sie an dieser Stelle nicht wiederholen.

Die aktuelle Lösung ist deshalb als Kompromiss zwischen den Ansprüchen der Spielentwickler und der Spezialisten für die Spieleraquise von Armored Warfare zu verstehen. Und was den M51 betrifft, so werdet ihr die Möglichkeit haben, ihn ganz einfach umsonst zu bekommen (keine Sorge, es werden dafür keine Beutekisten erbeutet werden müssen).

Wir hoffen, dass euch dieses Panzer gefallen wird und sehen uns auf dem Schlachtfeld!

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