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Fahrzeuge im Fokus: M109

Die Entwicklungsgeschichte der selbstfahrenden 155-mm-Haubitze M109 begann (ebenso wie die des Schwesterprojekts M108) in den Tagen des Zweiten Weltkriegs, als man sich bewusst wurde, dass die bisher verwendete gezogene Artillerie extrem verwundbar war.

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Der frühe Entwicklungsprozess wurde bereits in dem Artikel über den M108 beschrieben – das amerikanische Militär wollte zwei markante Artilleriekaliber haben, das leichtere 105 mm und das schwerere 155 mm. Die Entwicklung des selbstfahrenden 105-mm-Panzergeschützes gipfelte schließlich im M108, wobei das Projekt kurz darauf eingestellt wurde. Das 155-mm-Kaliber überdauerte und wird von der U.S. Army bis heute in Form des schwer modernisierten M109 verwendet.

Die Entwicklung des M109 begann 1953 unter der Bezeichnung T196. Die Entwicklung des M108 (T195) und des M109 (T196) lief parallel und beide Modelle hatten schon früh mit denselben Problemen zu kämpfen. Das Design des T196 war anspruchsvoller, als das des T195 – es verfügte über automatische Turmschwenkung und hydraulische Heckstreben (diese wurden wegen des erhöhten Rückstoßes der 155-mm-Haubitze im Vergleich zur 105-mm-Kanone des T195 installiert), weshalb das erste Prototyp erst fünf Monate nach dem ersten Prototyp des T195 fertiggestellt und im März 1959 in Fort Knox getestet wurde.

Wegen dieser Probleme wurde das gesamte Programm auf Eis gelegt. Zur gleichen Zeit wurde im Zusammenhang mit den Kampfwertsteigerungen der M48-Serie auf den M60-Standard entschieden, dass die zukünftigen Selbstfahrlafetten Dieselmotoren erhalten sollten. Zu diesem Zeitpunkt waren vier Prototypen des T195 und T196 fertig und zwei von ihnen bekamen neue Dieselmotoren und neue Bezeichnungen – aus dem T196 wurde der T196E1.

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Die Testläufe dieser neuen Varianten wurden 1960 wieder aufgenommen und während sich die T195E1- und T196E1-Modelle immer noch mit gerissenen Antriebssträngen herumplagen mussten, konnte man die meisten anderen Probleme in den Griff bekommen. Ein weiterer T196E1-Prototyp wurde zusammengesetzt und bestand schließlich alle Testreihen zur vollsten Zufriedenheit. Die U.S.-Army gab im Dezember 1961 eine limitierte Produktion des Fahrzeugs in Auftrag.

Der T196E1 wurde das gesamte Jahr 1962 über getestet und die eigentliche Produktion startete Ende des Jahres unter der neuen militärischen Bezeichnung: M109, 155 mm, Haubitze, Selbstfahrend.

Die Besatzung des M109 bestand aus sechs Mann (die des M108 aus 5 – der sechste war ein weiterer Ladeassistent), auch wenn die Besatzung rein technisch gesehen aus zehn Mann bestand – vier weitere fuhren in dem Begleittransporter M548 mit und unterstützten den Ladeprozess.

Das Gewicht des M109 betrug 23,8 Tonnen (der M108 war nahezu drei Tonnen leichter), die Panzerung der beiden Fahrzeuge war allerdings gleich und bestand aus 32-mm-Aluminiumplatten, die für den Schutz gegen Kleinkaliberwaffen und Artilleriegeschossfragmente ausgelegt waren. Dementsprechend musste das Fahrzeug fernab von direkten Feuergefechten eingesetzt werden.

Das Fahrzeug wurde von einem 9,3 Liter Detroit Diesel 8V71T Supercharger V8 Dieselmotor angetrieben, der 340 PS aufbrachte. Das verlieh dem M109 ein Leistungsgewicht von 14,3 PS/t, sowie eine Höchstgeschwindigkeit von 56 km/h – also die gleiche Höchstgeschwindigkeit wie beim M108 trotz des erhöhten Gewichts.

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Den größten Unterschied zwischen dem M108 und dem M109 machte natürlich die Bewaffnung aus. Der M109 war mit einer 155-mm-Haubitze vom Typ M126 oder M126A1 auf einem komplett drehbaren Turm ausgerüstet. Anders als beim M108 war der Turmschwenkmechanismus des M109 hydraulisch, was den Einsatz des Turm schneller und flexibler machte. Die maximale Schwenkrate betrug 11 Grad pro Sekunde. Das Kanonenrohr konnte sich um +75 Grad heben und -3 Grad senken. Die Höchstreichweite betrug 14,6 km.

Das Ladesystem war zwar halbautomatisch (im Vergleich zum komplett manuellen System des M108), die Feuerrate allerdings niedriger als beim M108 – sie betrug ca. 4 Schuss pro Minute (der M108 erreichte bei geübten Ladeschützen 10 Schuss pro Minute) und konnte nur drei Minuten lang aufrechterhalten werden (bis der Besatzung die "einsatzbereite" Munition auslief), woraufhin sie auf einen Schuss pro Minute sank. Das Fahrzeug trug 26 Geschosse mit sich, weitere befanden sich in dem bereits erwähnten M548-Transporter.

Von den beiden SFL war die M109 die erfolgreichere, während die Produktion der M108 im Jahr 1963 nach 335 gebauten Einheiten eingestellt wurde, was auch mit den neu formulierten Artillerieanforderungen der Europäer zusammenhing, die nach 155-mm-Kaliber verlangten. Die ersten M109 traten ihren Dienst bei der U.S. Army im Juni 1963 an.

Die Produktionszahlen des M109 stellten sich wie folgt dar:

  • 2111 Fahrzeuge für das U.S.-Militär (davon 150 für das U.S. Marine Corps)
  • 1675 für den Export gebaute Fahrzeuge

Die Gesamtmenge der zwischen 1962 und 1969 produzierten Fahrzeuge betrug 3786. Sämtliche Modelle wurden im Cleveland Tank Plant gebaut.

Auch wenn die M109 primär für eine Stationierung in Europa gedacht war, wurde sie zum ersten Mal in Vietnam eingesetzt. Es war auch das einzige Mal, dass sie im Kampfeinsatz neben der M108 zum Einsatz kam, die nach dem Krieg ausgemustert wurde. Meist wurde die M109 als Teil der amerikanischen Feuerstellungen eingesetzt, wo sie dank ihrer Turmschwenkung schnell zwischen Zielen wechseln konnte und den U.S.-Truppen mit indirekter Feuerunterstützung assistierte. Die Feuerkraft der 155-mm-Geschosse war besonders gegen Infanterie, leicht befestigte Anlagen und andere weiche Ziele verheerend. Die ersten M109 tauchten am 19. Juni 1966 in Vietnam auf und bis 1968 waren dort bereits 108 M109 stationiert. Das letzte M109-Bataillon wurde Ende 1971 aus dem südostasiatischen Land abgezogen.

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Eine Lektion, die amerikanische Artilleristen mit nachhause nahmen, war die enorme Wichtigkeit der Reichweite. Die M108 wurden oft von den sowjetischen 130-mm-Artilleriegeschützen überrumpelt und den M109 erging es nicht anders. Eine der getesteten Lösungen bestand darin, stärkere Treibstoffladungen einzusetzen, was allerdings die Kanone zu sehr beanspruchte. Dieses hätte zu einem schnelleren Verschleiß des Geschützes geführt und eine potenzielle Gefahr für die Besatzung dargestellt.

Die zweite Lösung bestand im Einsatz raketenunterstützer Munition (HERA), die die Reichweite der Kanone auf ca. 19 km erhöhte. Dieser Ansatz wurde durch die Einführung der 155-mm-M549-Geschosse umgesetzt.

die ultimative Lösung des Reichweitenproblems bestand jedoch in der Verlängerung der 155-mm-Kanone, die 1971 auf dem M109 installiert wurde. Die neue Variante nannte man M109A6. Zwischen 1973 und 1981 wurden alle M109 im amerikanischen Dienst auf den M109A1-Standard gebracht, was den Vietnamkrieg zum einzigen Gefechtseinsatz der amerikanischen M109 macht.

Neben der U.S.-Armee hatte das Fahrzeug noch einige andere Betreiber, von denen der erste und größte die Bundeswehr war, die ab 1964 609 Fahrzeuge erwarb. Es ist höchst wahrscheinlich, dass einige dieser Fahrzeuge schließlich in Israel landeten, doch die Angaben zu derartigen Transaktionen sind üblicherweise nicht öffentlich zugänglich.

Der zweite Betreiber war Israel mit 24 im Jahr 1969 gekauften M109, die erfolgreich während des Jom-Kippur-Krieges eingesetzt wurden, was anschließend zu weiteren Käufen führte. Die israelischen Streitkräfte besaßen am Ende 369 M109 unterschiedlicher Varianten, wobei die meisten älteren M109 zu M109A1-Varianten umgewandelt wurden.

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Der Iran bestellte Anfang der 1970er-Jahre 50 M109, die im späteren Verlauf zum M109A1-Standard aufgewertet wurden. Bis zum Ausbruch der Revolution betrieb das Land insgesamt 369 Fahrzeuge der M109-Serie. Die meisten wurden während des Iran-Irak-Krieges von den Irakern zerstört oder gekapert.

Weitere ursprüngliche M109-Betreiber:

  • Österreich (38 Fahrzeuge)
  • Kanada (50 Fahrzeuge, später aufgewertet zu M109A1/A3)
  • Dänemark (76 Fahrzeuge, später aufgewertet zu M109A1/A3)
  • Äthiopien (12 Fahrzeuge)
  • Italien (221 Fahrzeuge ohne Bewaffnung, die mit einer einheimischen 155-mm-Kanone von OTO Melara ausgerüstet wurden)
  • Jordanien (126 Fahrzeuge, später aufgewertet)
  • Niederlande (135 Fahrzeuge; später auf M109A3-Standard aufgewertet, davon wurden 85 an die VAE verkauft)
  • Spanien (18 Fahrzeuge)

Diese Verkaufszahlen machen den M109 zu einem der erfolgreichsten selbstfahrenden Artilleriefahrzeug des Kalten Kriegs. Fahrzeuge der M109-Serie sind in aufgewerteten Form immer noch im Einsatz vieler Armeen der Welt und werden es wohl noch zwei oder drei Jahrzehnte lang bleiben.

Bei Armored Warfare ist der M109 momentan eine SFL des 4. Tiers. Im Balanceupgrade 2.0 wird das Fahrzeug seine Fähigkeit zu indirekten Feuer behalten, allerdings wird es nach den entsprechenden Anpassungen der Kampfleistung nur im PvE-Modus erhältlich sein. Es wird Teil von Zhang Fengs kombinierter Selbstfahrlafetten-Linie sein.

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