Ähnlich wie die U.S.-Armee, trachteten auch Streitkräfte des Vereinigten Königreichs in der zweiten Hälfte des Kalten Krieges danach, die klassische Schlachttaxi-Doktrin für MTW durch etwas mehr Feuerkraft auf eine andere Stufe zu heben.
Nicht das die bis dato eingesetzten Fahrzeuge nicht erfolgreich gewesen wären. Von den frühesten Modellen des Universal Carriers über Umwandlungen des Kangaroo in einen Rad-MTW, bis hin zu der allgegenwärtigen FV430-Serie bewiesen die britischen Konstrukteure seit den Tagen des Zweiten Weltkriegs und in den darauf folgenden Jahrzehnten ihre Überlegenheit bei dem Bau zuverlässiger Panzerfahrzeuge. Die Zeiten jedoch änderten sich und die Sowjets setzten auf ihr effektives BMP-Design, dessen Erfolge bei bewaffneten Konflikten im Nahen Osten die Verantwortlichen bei der NATO aufhorchen ließen.
In den späten 1960er-Jahren ist der FV432 der Standard-MTW der Britischen Armee gewesen. Er war vergleichbar mit dem M113 und besaß keine nennenswerte Panzerung oder Bewaffnung. Eine bessere Lösung musste her und die ersten Versuche, einen Nachfolger zu entwerfen, wurden zwischen 1969 und 1971 von der Forschungs- und Entwicklungsanstalt für Kampffahrzeuge (Fighting Vehicles Research and Development Establishment, aus dem später die Defense Research Agency hervorging) in Chertsey unter der Bezeichnung PD1 (Project Definition 1) entwickelt.
Die ursprünglich im Rahmen des PD1-Programms vom Militär formulierten Anforderungen an den neuen britischen MTW lauteten wie folgt:
- Maximal 30 Tonnen Gewicht
- 750 PS Dieselmotor
- 30 mm Rarden Maschinenkanone
- Chobham-Panzerung
Die Chobham-Panzerung wurde aufgrund des problematischen Kosten- und Gewichtsfaktors relativ schnell wieder von der Liste gestrichen, was die Ingenieure jedoch nicht davon abhielt, ein fahrtüchtiges Versuchsmodell zu bauen und die britische Industrie damit zu beauftragen, entsprechende Angebote unter Einhaltung der übriggebliebenen Anforderungen abzugeben. Im Endeffekt beteiligten sich mit Vickers und GNT zwei Firmen an der Entwicklung und präsentierten zwischen 1972 und 1976 ihre Ideen für den neuen britischen SPz (heutzutage als Mechanised Combat Vehicle 80 bzw. MCV-80 bezeichnet).
Letztendlich bekam GNK Sankey den Zuschlag als ausführender Produzent und es war das erste Mal in der Geschichte der britischen Panzerentwicklung, dass sämtliche Planungs- und Produktionsschritte eines Modells in die Verantwortung einer Vertragsfirma gelegt wurden. Das gewährte GKN größere vertragliche Freiheiten, wie die Möglichkeit, eigenständig Zulieferer für die einzelnen Komponenten auszuwählen.
Es machte die Firma aber auch allein verantwortlich für eventuelle Verzögerungen und Probleme, was durch die rigiden Vertragsstrafen unterstrichen wurde.
Die Planungsphase des MCV-80-Designs zwischen 1977 und 1979 fand nahezu zur selben Zeit statt, wie die des amerikanischen XM2, aus dem später der Bradley enstand. Die Briten hatten Zugang zu den Entwicklungsunterlagen des XM2 und studierten diese auch eingehend. Die eigentliche Entwicklung begann 1979, also ein Jahrzehnt, nachdem die Nachfolge des FV432 angeregt worden ist.
Zwischen 1979 und 1980 wurden bei GKN drei Prototypen gebaut (einer zum Testen der Federung und zwei komplette Fahrzeuge) und das gesamte Programm wurde 1979 in Warrior umbenannt. Im Juni 1980 gab die Britische Armee dem MCV-80 offiziell den Zuschlag, nachdem die zuvor postulierten Anforderungen erfüllt wurden:
- Transportkapazität von 10 Personen (einschließlich 2-Mann-Besatzung und Ausrüstung - die Besatzungsstärke wurde später auf 3 Mann erhöht)
- Die Fähigkeit, auf dem Schlachtfeld mit dem Challenger 1 KPz mitzuhalten
- Schutz vor Kleinkaliberwaffen und Granatsplittern
- Fähigkeit zur Feuerunterstützung der Infanterie
Das Militär verlangte außerdem nach mindestens 12 Prototypen und setzte dabei größte Zuverlässigkeit voraus - am Ende legten die Prototypen zusammengenommen mehr als 200.000 Kilometer zurück. Teilweise wurden die Prototypen im Herbst 1984 während eines Übungsmanövers namens "Excersise Lionheart" in Deutschland getestet, wo sie ihre Fähigkeit unter Beweis stellten, mit dem Challenger mithalten zu können.
Aufgrund der erfolgreichen Testergebnisse wurde der MCV-80 im November 1984 offiziell in den Dienst der Britischen Armee akzeptiert und erhielt 1985 seinen offiziellen Namen: FV510 Warrior.
Im Jahr 1985 bestellte das Britische Verteidigungsministerium 1053 Warrior-SPz in drei Partien. Aufgrund der in die Entwicklung des Warrior investierten Arbeit ging der Zuschlag für alle drei Bauserien an GKN Sankey, sehr zum Missfallen der anderen potenziellen Mitbewerber (Alvis, Royal Ordnance und Vickers). Von den 1053 bestellten Fahrzeugen sollten nur 602 mit der standardmäßigen 30-mm-Rarden-Variante ausgerüstet werden, den Rest machten Spezialvarianten aus.
GKN baute eine neue Fabrik in Telford (Shropshire), um den Vertrag zu erfüllen und die ersten Fahrzeuge verließen die Werkshallen im Dezember 1986. Die erste Bauserie bestand aus 290 Fahrzeugen (170 davon mit standardmäßiger 30-mm-RARDEN-Variante) und der erste seriengefertigte Warrior wurde im Mai 1987 an das Militär übergeben (1st Battalion Grenadier Guards).
Zum Zeitpunkt seiner Einführung war der Warrior ein moderner SPz und vergleichbar mit dem Bradley. In seiner ursprünglichen Konfiguration wog er 25,7 Tonnen und verfügte über eine 3er-Besatzung.
Die Wanne bestand aus geschweißtem Aluminium und der Turm aus Panzerstahl, was dem Fahrzeug von allen Seiten Schutz gegen sowjetische 14,5-mm-Projektile, 155-mm-Air-Burst-Munitionsfragmente und 9-kg-Antipanzerminen bot. Das klingt angesichts der Bedrohungen des modernen Schlachtfelds nicht nach viel, doch seinerzeit konnte sich der Warrior mit den Fahrzeugen seiner Klasse messen und es wurden auch Bemühungen unternommen, seinen Schutzfaktor zu erhöhen. Die 1990 in Saudi-Arabien eingesetzten Modelle erhielten zusätzliche Panzerung in Form von massiven Modulen, die an Seiten und Frontpartie des Fahrzeugs angebracht wurden.
Das Fahrzeug von einem Perkins Condor CV8 550 PS Dieselmotor mit Allison X-300-4B Getriebe angetrieben, was ihm eine Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h auf befestigten Straßen (50 km/h im Gelände) und ein Leistungsgewicht von 21,4 PS/t verlieh. Der Warrior ist in der Lage, in ca. 13 Sekunden von 0 auf 48 km/h zu beschleunigen.
Die Feuerkraft wurde durch eine 30-mm-L21A1-Rarden-Maschinenkanone gewährleistet. Diese war auf einem Zwei-Mann-Stahlturm montiert, der sich etwas nach links von der Fahrzeugachse versetzt befand. Die gleiche Kanone kommt auch bei anderen britischen Fahrzeugen zum Einsatz (Scimitar, Fox) und kann dank einer flexiblem Munitionsauswahl weiche und leicht gepanzerte Ziele zerstören:
- APDS-T
- APSE-T (Panzerbrechendes Spezialeffekt-Geschoss - AP-Geschoss mit HE-Filter)
- HE - I (Sprenggeschoss - Brandmunition)
Die APDS-Projektile konnten 40 mm Stahl auf 1500 Meter und bei einem Winkel von 45 Grad durchschlagen, was zwar gegen leicht gepanzerte Vertreter der sowjetischen BMP-Serie ausreichte, nicht jedoch gegen reguläre Panzer. Dank seiner hervorragenden panzerbrechenden Eigenschaften ersetzte das Geschoss die APSE-T-Projektile als standardmäßige Anti-Panzer-Munition. Die Kanone verfügte über eine Feuerrate von ca. 80 Schuss pro Minute und verwendete 3-Schuss-Laderahmen. Die maximale Reichweite betrug nominell 4000 Meter, während die effektivste Distanz zwischen 800 und 1500 Metern bestand. Anders als die 30-mm-Bradley-Kanone des BMP-2 war die Rarden-Kanone des Warriors nicht stabilisiert, weshalb das Fahrzeug zum Stillstand kommen musste, um einen präzisen Schuss abzugeben. Das Kanonenrohr konnte sich um +45 Grad heben und -10 Grad senken.
Die für den Einsatz bei der Operation Desert Storm vorgesehenen Warrior-Einheiten wurden zusätzlich mit einem MILAN ATGM-Werfer ausgestattet, der auf Lizenz bei British Aerospace Dynamics hergestellt wurde. Die genaue Zahl dieser MILAN Warriors ist nicht bekannt.
Der Turm wies keine außergewöhnlichen Eigenschaften auf. Der Sitz des Kommandanten befand sich auf der rechten Seite, der des Richtschützen auf der linken. Beide hatten Zugang zu dem Visiersystem Pilkington PE Raven (kombiniertes Tag-/Nachtvisier mit Bildverstärker), wobei die Reichweite der Zielerfassung ca. 5 km und die Erkennungsreichweite dank des variablen Zoomsystems 3 km betrug.
Die Warrior-Produktion lief von 1994 bis 1995 und brachte 789 Fahrzeuge für das Britische Militär hervor. Die ursprünglich geplante Zahl von über 1000 Fahrzeugen wurde im Zuge der Neuorganisation des Britischen Militärs nach der Operation Wüstensturm reduziert.
Die allerersten Warriors blieben nicht lange in England, sondern gingen an die in Westdeutschland stationierte Britische Rheinarmee, zunächst an die Oxford-Barracken in Münster im January 1988 (1st Battalion of the Grenadier Guards), anschließend an das 1st Battalion of The Staffordshire Regiment und das 1st Battalion of The Royal Scots. Die mit den Warriors ausgerüsteten Bataillone wurden von "Mechanized Infantry (Tracked)" in "Armoured Infantry" umbenannt. Es war geplant, jedes dieser gepanzerten Infanteriebataillone mit 52 Warriors auszustatten, was jedoch oftmals nicht erreicht wurde, sodass die veralteten FV430 ihren Dienst verlängern mussten.
Die Stunde des Warriors schlug 1991 im Rahmen der Operation Wüstensturm. Die Briten entsandten ein großes gepanzertes Kontingent in den Irak, darunter auch viele Warriors. Ihre Zahl wurde durch die aus den Einheiten abgezogenen Fahrzeuge verstärkt. Zwischen dem 24. (Operationsbeginn) und dem 28. Februar (Waffenstillstand) verlor die britische Armee keinen einzigen Warrior aufgrund von feindlichem Beschuss und überrollte ihrerseits die irakischen Streitkräfte, wann immer es zu einem Gefecht kam. Zwei Warriors wurden aufgrund eines tragischen Fehlers durch ein amerikanisches Kampfflugzeug vom Typ A-10 Thunderbolt II zerstört (was den Tod von 9 britischen Soldaten zur Folge hatte) und ein Warrior wurde von einem britischen 120-mm-HESH-Projektil getroffen, wobei die zusätzlichen Panzerungsplatten größere Schäden verhinderten.
Nach dem Abschluss der Operation Wüstensturm kehrten die Warriors in ihre Heimat zurück und wurden im Anschluss bei folgenden bewaffneten Konflikten unter britischer Beteiligung eingesetzt:
- Friedensmission in Bosnien
- Irak-Krieg von 2003
- Afghanistan-Krieg
Man verlor dabei mehrere Einheiten (meist aufgrund unkonventioneller Sprengladungen), auch wenn sich das Fahrzeug gegen ältere reaktive Panzerbüchsen vom Typ RPG-7 behaupten konnte.
Der Warrior war kein erfolgreiches Exportmodell. Das Fahrzeug wurde zwar in mehreren Ländern getestet, darunter in Frankreich und einigen nordafrikanischen und arabischen Ländern, doch der einzige ausländische Abnehmer blieb am Ende Kuwait, das ab 1992 ca. 250 Desert Warrior kaufte, die sich im Auswahlverfahren gegen den Bradley behaupten konnten.
Der Desert Warrior war eine Exportvariante des Warrior und verfügte gegenüber dem Original über nicht weniger als 27 Verbesserungen, darunter den ursprünglich für den LAV-25 entwickelten Delco-Turm mit 25-mm-Kettenkanone und TOW-Lenkflugkörpern. Auch eine Vielzahl zusätzlicher Ausrüstung war verfügbar, das wahre Ausmaß der Änderungen beim Desert Warrior werden wir aber in einem separaten Artikel beschreiben.
Eine weitere Exportvariante ist der Arctic Warrior, der zwar - wie der Name schon sagt - mit dem Desert Warrior verwandt ist, jedoch für den Einsatz in kalten Klimazonen konzipiert wurde. Diese Variante verfügt nicht über den TOW-Raketenwerfer.
Die Warriors sind bis heute im Einsatz und es ist geplant, ihre Einsatzzeit mithilfe des Modernisierungsprogramms "Warrior Capability Sustainment Program" bis 2040 zu verlängern. Dieses Kampfwertsteigerungsprogramm sieht vor, 380 Warriors mit zusätzlichem modularen Schutz auszustatten. Zusätzlich sollen 245 dieser 380 Einheiten mit einem neuen Turm samt modernisierter Bewaffnung ausgerüstet werden.
Bei Armored Warfare
Im Update 0.19 wird der existierende Tier-8-Warrior ein Upgrade erhalten und zum Warrior MILAN werden. Desweiteren wechselt er von Marat Shishkins SPz-Linie in Sophie Wölflis Fahrzeugangebot und wird um einen Rang auf Tier 7 versetzt.
Dabei entstehende Verluste in Reputation, Kreditpunkten und Gold werden im Rahmen unseres Entschädigungsplans kompensiert.
Weitere Informationen zum Balanceupgrade 2.0 bekommt ihr auf unseren Portalseiten zum Thema Balanceupgrade 2.0.