Der M60 wurde als Kampfwertsteigerung der M48-Serie mit dem Ziel entwickelt, Feuerkraft und Kampfreichweite zu vergrößern. Die Kombination aus neuer 105-mm-Kanone und Dieselmotor erwies sich als äußerst erfolgreich, auch wenn immer noch viel Raum für Verbesserungen blieb, vor allem im Bereich des Geschützturms.
USMC M60A1 während Operation Desert Storm
Der M60 sollte ursprünglich mit einem neuen, auf dem T95-Programm basierenden Turm ausgestattet werden (man hatte speziell die T95E7-Variante im Sinn, die für die 105-mm-Kanone entworfen wurde). Der T95-Turm war elegant geschnitten und, was noch wichtiger ist, besser geschützt als der ursprüngliche M48-Turm. Der Turm war auch länger und machte es damit möglich, die Kanone weiter nach vorn zu verschieben und damit den Raum für die Besatzung vergrößern. Die Produktion des M60 begann jedoch vor der Fertigstellung des Turms, weshalb die ersten M60-Einheiten mit einem modifizierten M48-Turm ausgestattet wurden. Das bedeutete natürlich nicht das Ende der Entwicklung.
Die ersten Versuche, eine modifizierte M60-Wanne mit dem T95E7-Turm zu kombinieren, begannen im März 1960 (die ersten beiden Prototypen, genannt Pilot 1 und 2, fertiggestellt im Mai 1961) und wurden mit dem dritten Prototypen (Pilot 3) im Juni 1961 fortgesetzt, als das Fahrzeug auch seine offizielle Bezeichnung bekam: 105 mm Gun Tank M60E1.
Die Fahrzeuge wurden von Chrysler gebaut. Der erste Prototyp wurde zu Testzwecken nach Aberdeen geschickt, der zweite ging ans Detroit Arsenal für Wartungstests und den dritten erhielt Fort Knox.
M60A1
Das Fahrzeug war durchaus vielversprechend. Das Laufwerk wurde im Vergleich zum älteren M60-Modell weiter verbessert. Der neue, gänzlich aus Stahl bestehende Turm war gut geschützt:
- Kanonenblende: 127 mm (angewinkelt bei 60 Grad - die Panzerung der Kanonenblende wurde von 130 mm auf 254 mm verstärkt)
- Turmfront: entsprach 254 mm
- Turmseiten: entsprach 140 mm
- Turmheck: entsprach 57 mm
- Oberseite Turm: 25 mm
Wie man sieht, wurde die Panzerung der Sichtlinie praktisch verdoppelt. Da man davon ausging, dass die Mehrheit der Treffer nicht die Wanne, sondern den Turm treffen würde, stellte der neue Turm einen große Entwicklung in der Schutzqualität des M60 dar.
Außerdem wurde der M60E1 mit einer Reihe moderner elektronischer Geräte ausgestattet, als da wären:
- Ballistischer Computer XM16C
- IR-fähiges Richtschützenvisier XM35
- Koinzidenzentfernungsmesser M17C
- Kommandantenperiskop XM34 oder XM36 (letzteres IR-fähig)
Der Geschützturm war mit der M19-Kuppel ausgestattet, wie sie bereits beim Original-M60 zur Verwendung kam. In dieser Konfiguration schloss das Fahrzeug die militärischen Tests erfolgreich ab, auch wenn einige Modifikationen vorgenommen wurden (so wurde z.B. der ältere Koinzidenzentfernungsmesser M17C durch das neuere Modell M17A1 ersetzt).
M60A1
Am 22. Oktober 1961 wurde der M60E1 unter der Bezeichnung 105 mm Gun Tank M60A1 offiziell in Dienst gestellt. Es würde jedoch ein weiteres Jahr dauern (bis Oktober 1962), bevor die Produktion auf diese aufgewertete Variante umgestellt wurde.
Der M60A1 besaß im Vergleich zum M60E1 eine verbesserte Wannenpanzerung. Sie bestand immer noch gänzlich aus Stahl, allerdings wurde die obere Frontalplatte verstärkt:
- Obere Frontalplatte: 109 mm (angewinkelt bei 65 Grad; erhöht von 93 mm)
- Untere Frontalplatte: 143-85 mm (angewinkelt bei 55 Grad)
- Seitenpanzerung Wanne: 74-36 mm
- Heckpanzerung Wanne: 41-30 mm (die Motorhaube war 25 mm dick)
- Unterseite Wanne: 19-13 mm
- Oberseite Wanne: 36 mm
Der ursprüngliche M60-Motor (AVDS-1790-2 650 PS Diesel) wurde durch ein verbessertes Modell ersetzt (AVDS-1790-2A), das bei gleicher Leistung und Höchstgeschwindigkeit (48 km/h) zwar weniger Abgasrauch produzierte und weniger Treibstoff verbrauchte, das Kampfgewicht im Vergleich zum M60 jedoch um 1,36 auf 47,63 Tonnen erhöhte. Das Fahrzeug benötigte ca. 35 Sekunden, um seine Höchstgeschwindigkeit auf hartem Untergrund zu erreichen.
M60A1 Wannenpanzerungs-Ausschnit
Die Bewaffnung bestand unverändert aus der 105-mm-M68-Zugrohrkanone, doch die Kanonenblende wurde vom M116-Modell des M48-Turms zum Modell M140 geändert, was dem Fahrzeug bessere Rohrhebung/-senkung ermöglichte (erhöht von -9/+19 auf -10/+20). Die Munitionskapazität erhöhte sich von 57 auf 63.
In dieser Konfiguration verblieb der M60A1 (einschließlich Kampfwertsteigerungen, darunter dem M60A3) vier Jahrzehnte lang im Dienst der USA, was eine außerordentliche Leistung ist, wenn man bedenkt, dass das Fahrzeug ursprünglich als Zwischenlösung gedacht war. Aufgrund der Misserfolge des T95-Programms und des MBT-70, sowie Verzögerungen bei der Entwicklung des Abrams, wurde die Ausmusterung der M60-Serie immer wieder verschoben, sodass die letzten aktiven M60A3-Einheiten erst 2005 durch Abrams-Fahrzeuge ersetzt wurden. Eine große Zahl von M60-Panzern steht bis heute in Reserve.
Als Teil der amerikanischen Streitkräfte nahm der M60A1 an der Operation Desert Storm teil - das U.S. Marine Corps setzte die Veteranen immer noch ein, obwohl die ersten Abrams-Modelle bereits erhältlich waren. Man wollte wohl abwarten und die überholten Pattons erst mit Kampfwertsteigerungen des Abrams ersetzen.
Ägyptischer M60A1
Die Marines wurden vorwiegend auf dem M60A1 trainiert und die M60A1 mit ERA-Set waren besser geschützt, als die M60A3TTS der Armee. Einige der Marine-M60A1 wurden mit Räumschilden ausgestattet und sollten Pionieren der Marine und den anderen Panzern den Weg frei räumen.
Im Verlauf der Operation hatte die amerikanische 105-mm-APFSDS-Munition kaum Schwierigkeiten, die Panzerung der überholten sowjetischen und chinesischen Fahrzeuge zu durchschlagen und die M60 waren, was die Bekämpfung von Panzern, den Abrams ebenbürtig, was jedoch eher auf die Unfähigkeit der irakischen Truppen zurückzuführen ist, als auf die Eigenschaften des Panzers selbst.
Der M60A1 wurde auch in großer Zahl in andere NATO-Länder und an Alliierte der USA exportiert. Der wohl größte Betreiber des M60 war Israel mit 150 im Jahr 1971 erworbenen M60A1, deren größter Teil zwei Jahre später im verlauf des Jom-Kippur-Krieges zerstört wurde, insbesondere an der Westfront, wo ägyptische Maljutka-Einheiten und verschanzte BMP-1 den israelischen Panzervorstößen mit präzisem Feuer erfolgreich Widerstand leisteten. Die Verluste trafen die Armee des kleinen Landes ziemlich hart.
U.S. M60A1 in Deutschland, 1982
Zwischen 1980 und 1985 kaufte Israel weitere Panzer der M60-Serie, diesmal die optimierten M60A3-Modelle. Diese Fahrzeuge wurden unter der Bezeichnung Magach weiter aufgewertet und verblieben bis 2014 im israelischen Dienst.
Zu den anderen aktuellen oder ehemaligen Betreibern des M60A1 gehören:
- Italien (300 Fahrzeuge, bis 1994 im aktiven Dienst)
- Ägypten
- Griechenland
- Jordanien
- Oman
- Saudi-Arabien (einige saudische M60 nahmen an der Operation Wüstensturm teil, hatten allerdings wegen schlecht trainierter Besatzungen und ebensolcher Wartung faktisch keinen Wert)
- Thailand
- Türkei
- Jemen
Die genaue Zahl der exportierten Fahrzeuge und deren Varianten ist schwer zu benennen, weil unterschiedliche Quellen unterschiedliche Mengen und Typen angeben. Die meisten M60-Exporte bestanden wohl aus der M60A3-Variante.
Der M60A1 wird die M60-Tradition ausreichend mobiler und geschützter amerikanischer KPz mit angemessener Feuerkraft fortsetzen, die sich dank ihrer Rohrsenkung äußerst komfortabel spielen.
Bleibt dran, wir sehen uns auf dem Schlachtfeld!