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Kommandanten!
Die Geschichte der Entwicklung realer Jagdpanzer-Fahrzeuge ist so komplex, dass wahrscheinlich ein komplettes Buch nötig wäre, um alle wichtigen Informationen zu vermitteln – in der Tat gibt es sogar eine ganze Menge Bücher darüber. Und während die Feinheiten und peniblen Details von Jagdpanzern viele Seiten füllen würden, müssen wir uns an dieser Stelle mit einer kurzen Zusammenfassung begnügen.
Jagdpanzer (auch wenn viele so nie genannt wurden) sind Fahrzeuge, die speziell dafür designt wurden, kostengünstig feindliche Panzer auszuschalten. Egal, ob sie vollkommen neu konzipiert wurden oder es sich um Fahrzeuge handelte, die aus alten hervorgingen – ihre Rolle auf dem Schlachtfeld war lange Zeit stets die gleiche: Dem Feind über lange Distanz hinweg ordentlich zuzusetzen (idealerweise so, dass er Feind gar nicht erst zurückschießen kann), sich zurückzuziehen und im Anschluss daran den Vorgang erneut zu wiederholen.
Die Jagdpanzerklasse erlebte ihre Blütezeit während des zweiten Weltkriegs – eine Zeit, während der viele improvisierte Fahrzeuge konzipiert wurden, um die scheinbar unaufhaltsamen deutschen Panzerhorden (und umgedreht, die unaufhaltsame Rote Armee in der zweiten Hälfte des Krieges) zurückzuschlagen. Insbesondere in Amerika wurde diese Idee positiv aufgenommen. So kam es dazu, dass ein ganzer militärischer Zweig samt Doktrin ins Leben gerufen wurde, der sich diesem Ziel verschrieb – während gleichzeitig das möglicherweise effektivste alle deutschen Fahrzeuge während des Krieges, der StuG III, durch eine Selbstfahrlafette angetrieben wurde und in der Lage war (zumindest was einige Iterationen betrifft), Panzer zu zerstören.
Viele dieser kriegszeitlichen Fahrzeuge verwendeten ein existierendes Fahrgestell (zum Beispiel das Panzer II oder das Panzer 38 (t) für die deutsche Marder-Serie, das Panzer-III-Fahrgestell für die StuG-III-Serie oder das Fahrgestell T-34 für den sowjetischen SU-85 und SU-100), dem ein mächtigeres Geschütz beigefügt wurde, als jene die man normalerweise bei solchen Fahrzeugen vorfand. Hierfür bezahlten diese Fahrzeuge allerdings einen hohen Preis: Das Geschütz war normalerweise immer fix und konnte nur in einem ganz bestimmten Winkel nach vorne zielen (der auch als Geschützschwenkwinkel bezeichnet wird). Ein derartiges Fahrzeug würde sich dann wartend verstecken, um den Feind zu überraschen, zu feuern und sich dann zurückzuziehen, da die dünne Panzerung nicht genug Schutz bot.
Natürlich gab es auch in diesem Fall einige Ausnahmen. Die amerikanischen Jagdpanzer wie beispielsweise der M36 besaßen einen Geschützturm und verhielten sich wie eigentliche Panzer. Sie waren oft schneller, aber weniger gut geschützt, was auf den offenen Geschützturm zurückzuführen ist. Ein deartiger Extremfall wäre der M18 Hellcat, eines der schnellsten Kettenfahrzeuge des Zweiten Weltkriegs. Auch wenn dieser durch seine extreme Geschwindigkeit bestach, war ihm dies keine Hilfe, wenn er entweder durch das Terrain oder andere Fahrzeuge ausgebremst wurde, die er eskortieren sollte.
Die Deutschen wiederum bauten einige extrem schwere Panzer wie den Elefant oder den gefürchteten Jagdtiger. Dies waren schwer gepanzerte, aber dafür ziemliche langsame Monstren, deren Reputation, was den Kampf angeht, bei weitem ihre Leistung überstieg – sei es aufgrund von Proganda oder Geschichten von Soldaten, die gegen sie kämpften (und siegreich waren; einige "Partisanen"-Quellen sprechen von mehr zerstörten als tatächlich produzierten Elefant-Jagdpanzern.) Diese Fahrzeuge waren ebenso kostspielig wie fragil. Während ihre Kanonen zwar tödlich waren, sorgten die begrenzten Erfahrungen der Besatzung als auch die logistischen Schwierigkeiten dafür, dass sie ihre Produktionskosten einfach nicht wert waren (diese Unterklasse verschwand nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs). Auf der anderen Seite waren die sowjetische SU-152-Serie und die ISU-152-Serie recht erfolgreich, was auf deren Artilleriefähigkeiten zurückgeführt werden kann – sie blieben dem Militär in dieser Rolle noch lange erhalten (einige von ihnen wurden sogar von den Irakern während des Golfkriegs verwendet).
Nach dem Krieg wurde die Jagdpanzerklasse rapide durch universellere Fahrzeuge, durch Kampfpanzer, ersetzt. Nach dem Krieg waren nur wenige Jagdpanzerdesigns von signifikanter Bedeutung. Das wichtigste wäre zweifellos der deutsche Kanonenjagdpanzer, der dazu konzipiert wurde, die obsoleten 90-mm-Kanonen zu verwenden, die alles waren, was den Deutschen noch blieb, nachdem die älteren Patton-Modelle ausgemustert wurden. Seit damals haben es die meisten Fahrzeuge nicht über das Ideen- bzw. Vorschlagsstadium hinausgeschafft. Hierzu zählt die Idee, ein derartiges Fahrzeug auf Basis des Fahrgestells des Leopard 1 oder sogar des Leopard 2 zu konzipieren, als auch der Taifun-II-Prototyp, der mehr oder weniger das letzte Aufbäumen dieser Klasse darstellte. Auf russischer Seite war das mächtigste und möglicherweise auch einzige Fahrzeuge dieser Art der Prototyp des SU-152 Taran des Jahres 1965.
Allerdings ist die Notwendigkeit, feindliche Panzer effektiv zu vernichten, nie ganz verschwunden.
In den 1960er Jahren fingen die klassischen Jagdpanzer mit Kanone an, langsam als eigenständige Klasse zu verschwinden – dafür traten viele andere Desings an ihre Stelle. Diese lassen sich 3 verschiedenen Kategorien zuordnen:
- ATGM-basierte Panzerzerstörer
- Feuerunterstützungsfahrzeuge
- Improvisierte oder selbstgebaute Jagdpanzer
Die erste Kategorie beinhaltet spezielle Fahrzeuge, die hauptsächlich mit ferngelenkten Antipanzerraketen – sowie manchmal mit zusätzlichen Maschinengewehren bestückt sind. Oft kommt es hierbei zu Überlappungen mit Schützenpanzern, die dasselbe Fahrgestell verwenden. Typische Beispiele hierfür wären der deutsche Raketenjagdpanzer, der britische FV438 Swingfire oder der russische Kornet-Raketenwerfer auf einem Tigr-M-Fahrgestell. Der massive Nachteil all dieser Fahrzeuge ist der Umstand, dass sie sich zwar exzellent dafür eignen, feindliche Fahrzeuge auszuschalten, dies allerdings das Einzige ist, was sie wirklich können – da selbst das Einreißen einer Mauer mittels Lenkflugkörper Ressourcenverschwendung wäre. Daher ist ihre Rolle auf dem Schlachtfeld sehr begrenzt.
Die zweite Kategorie umfasst Fahrzeuge wie den M1128 Stryker, die nicht nur in der Lage sind, feindliche Panzer (vor allem ältere) mithilfe ihrer KPz-typischen Kanone auszuschalten, sondern die sich ebenso dafür eignen – und dies ist ihr eigentlicher Primärzweck – Feuerunterstützung für verbündete Infanterie und leicht gepanzerte Fahrzeuge zu leisten. Diese sind zwar vielseitig, aber schwach gepanzert und können sich nicht auf einen direkten Zweikampf mit einem KPz einlassen. Russische Fahrzeuge wie der Sprut-SD fallen ebenfalls in diese Kategorie. Hierbei stellt allerdings der Zhalo-S eine klare Ausnahme dar. Im Gegensatz zu anderen Fahrzeugen wurde dieses als Jagdpanzer konzipiert, dessen Kanone sich im Laufe des Projekts als zu schwach erwies, wodurch das gesamte Projekt eingestampft wurde.
Die dritte Kategorie umfasst verschiedene Fahrzeuge, die in Ländern entwickelt wurden, die entweder von einem Embargo betroffen sind oder die es sich nicht leisten können, einen eigenen Fuhrpark an Kampfpanzern zu unterhalten. Diese Kategorie ist verhältnismäßig selten und wird beinahe nie exportiert – diese Fahrzeuge werden nicht gebaut, weil dies geünscht wird, sondern weil dies notwendig erscheint. Daher werden sie bei der erstbesten Gelegenheit ersetzt. Als Beispiele hierfür ließen sich die chinesischen Jagdpanzer der 1980er Jahre oder früher sowie verschiedene kubanische und/oder nordkoreanische Fabrikate anführen, die alle eines gemeinsam hatten: ihre limitierte Kampfeffektivität.
Hierbei sollte erwähnt werden, dass selbst die oben genannten "modernen" Jagdpanzer meist nie so genannt werden, was möglicherweise dazu beitragen wird, dass die Bezeichnung irgendwann einfach aus der Mode kommen wird. Während der letzten Jahre können wir allerdings einen Anstieg an Fahrzeugen verzeichnen, die als Hybridfahrzeuge konzipiert sind und die sich für beides eignen – die Unterstützung von Infanterie und das Ausschalten feindlicher Panzer. An dieser Stelle lässt sich die russische BMPT- (auch wenn die Russen nicht die Einzigen waren, die den Versuch unternahmen, derartige Vehikel zu produzieren) als auch die Terminator-Serie anführen, die möglicherweise am bekanntesten ist.
Klassifizierung
In Armored Warfare deckt die Jagdpanzerklasse die meisten der oben erwähnten Fahrzeuge ab. Allerdings kommt es in einigen Fällen zu Überlappungen mit der Klasse der Leichtpanzer bzw. der Schützenpanzer. Die einfachste Klassifizierung wäre, sie in die folgenden Gruppen einzuteilen:
- Jagdpanzer mit Raketen
- Jagdpanzer mit Geschütz
Jagdpanzer mit Raketen sind – wie der Name bereits vermuten lässt – mit Lenkflugkörpern ausgestattet. Um nur einige Beispiele für diese Gruppe aufzulisten:
- Wiesel TOW
- Wiesel HOT
- Swingfire
- M1134
- Terminator-Serie
- T-15 HIFV
Jagdpanzer mit Raketen kommen in zwei verschiedenen Typen daher: leicht und schwer. Die leichten besitzen beides, Ketten (Wiesel, Swingfire) oder Räder (M1134). Im Allgemeinen sind sie relativ schnell (wenngleich nicht so schnell oder so agil wie Schützenpanzer) und verfügen über eine effektive Tarnung. Dafür mangelt es ihnen allerdings an Panzerung und, was wahrscheinlich noch wichtiger ist, an Kanonenbewaffnung. Daher müssen sie sich, so lange dies möglich ist, von Feinden fernhalten. Sie sind im Kampf auf kurze Reichweite vollkommen verteidigungslos und gelten als natürliche Beute von LP und SPz. Ironischerweise ist ihr Gameplay dem vom SPz gar nicht so unähnlich: Sie müssen versuchen, sich stets hinter einer Deckung zu verbergen. Der Unterschied zum SPz – der seine Feinde erspäht – liegt jedoch darin, dass der JP die Aufgabe besitzt, diese unter Feuer zu nehmen. Während eines Raketenkampfes müssen sie stets stationär auf ihrer Position verharren, da Raketen während der Bewegung beinahe unmöglich zu kontrollieren sind. Spieler, die einen stationären und vor allem geduldigen Spielstil bevorzugen, bei dem es darum geht, ähnlich eines "Scharfschützen" schwer zu treffende Schüsse auszuführen – die allerdings auch entsprechend belohnt werden – werden am JP ihre wahre Freude finden.
Bei den Jagdpanzern mit Geschütz handelt es sich wiederum um eine ganz andere Geschichte. Dieser Typ setzt sich aus der Terminator-Serie und dem T-15 HIFV zusammen. Während diese Fahrzeuge zunächst als SPz klassifiziert wurden, erfolgte später eine Klassifizierung als Jagdpanzer, um ihrer spielinternen Rolle besser Rechnung zu tragen. Diese Fahrzeuge besitzen schwer gepanzerte (eines KPz würdige) Wannen und leicht gepanzerte, unbemannte Geschütztürme bzw. Geschütztürme niedrigen Profils. Sie können mehrere Raketen in einer Reihe abfeuern (meistens vier), können binnen weniger Sekunden verheerende Schäden anrichten und sind mit Maschinenkanonen als Sekundärwaffe ausgerüstet. Auf der anderen Seite sind sie verhältnismäßig massiv und auffällig, wodurch ihr Tarnfaktor signifikant reduziert wird. Während die Wanne einen enormen Beschuss verkraftet, sind ihre Türme für gewöhnlich nur leicht gepanzert und aufgrund ihrer Größer ein leichtes Ziel. Ferner sind sie in etwa so mobil wie Kampfpanzer, was es ihnen nicht gerade leicht macht, ihr Heil in der Flucht zu suchen. Diese Fahrzeuge können als Unterstützungsfahrzeuge gespielt werden, die auf mittlere Distanz agieren und sich stets hiner einer Linie aus schützenden KPz verstecken und Feinden mithilfe ihrer Lenkflugkörper mächtig einheizen, bevor sie sich zurückziehen, um nachzuladen. Sollte es einmal einem nervigen SPz gelingen, ihre Linie zu durchbrechen, machen die Maschinenkanonen dieses Fahrzeugs kurzen Prozess damit. Diese Typ von Jagdpanzer richtet sich an alle Spieler, die zwar einen Jagdpanzer spielen wollen, die sich aber dennoch einige Optionen offen halten möchten. Gleichwohl stehen diese Fahrzeuge erst auf höheren Tiers (Tier 8 und mehr) zur Verfügung.
Jagdpanzer mit Geschütz sind – wie man dem Namen bereits entnehmen kann – mit Geschützen bewaffnet. Einige Beispiel hierfür:
- LAV-300 und LAV-600
- ERC-90 F4
- Wilk XC8
- Centauro-Serie, einschließlich des B1 DRACO
- M1128 Stryker
- Zhalo-S
- Taifun II
Die Jagdpanzer mit Geschütz sind vornehmlich Radfahrzeuge. Die einzige Ausnahme der Regel stellt der Taifun II dar. In der Tat ist der Taifun II in vielerlei Hinsicht einzigartig: Er ist aktuell der einzige Kasemattjagdpanzer des Spiels, der über eine fixe Kanone verfügt – dies macht dessen Gameplay ebenso herausfordernd wie lohnend.
Generell lässt sich sagen, dass rakenbestückte Jagdpanzer als stationäre und die Radfahrzeuge mit Geschütz als mobile Scharfschützen angesehen werden können. Sie sind alle ziemlich schnell (wenngleich nicht so schnell wie SPz und LP), wendig und manövrierbar. Dies erlaubt es ihnen, von Deckung zu Deckung zu huschen, den Feind über große Reichweite mithilfe ihrer außergewöhnlichen Feuerkraft zu beschießen und wieder zu verschwinden. Dieser Klasse ist für alle Spieler das Richtige, die einem mobilen Scharfschützenfahrzeug etwas abgewinnen können. Aber Achtung: Ihre Tarnung und ihre Genaugkeit werden durch extreme Fragilität ausbalanciert. Dies macht sich vor allem bei höheren Tiers bemerkbar, wodurch diese Unterklasse eher etwas für erfahrener Spieler darstellt. Außerdem sind sie nicht sehr präzise, wenn sie sich bewegen, und sie können nicht so agieren, wie dies Leichtpanzer tun. Jeder Versuch, dies dennoch zu versuchen, würde in einem schnellen, aber bestimmten Untergang enden.
Rolle der Jagdpanzer auf dem Schlachtfeld
Wie wir bereits weiter oben ausgeführt haben, besteht die primäre Rolle dieses Fahrzeugs (mit einigen Ausnahmen) darin, andere Fahrzeuge scharfschützengleich auf lange Distanz hinweg auszuschalten. Während die statische Präzision dieser Klasse beispiellos ist, leidet die Präzision beträchtlich, wenn sich das Fahrzeug bewegt. Folglich eignen sich Jagdpanzer nicht besonders für Angriffe aus der Bewegung heraus – zumindest nicht im selben Maße, wie dies bei anderen Klassen der Fall ist.
Der Schlüssel zum Erfolg lautet daher wie folgt: Sucht euch eine geeignete Deckung, einen Busch oder zwei, um euren Tarnfaktor zu erhöhen. Einige der leichtesten Fahrzeuge können sich selbst dann effektiv verbergen, nachdem sie ihre Kanone verwendet oder eine Rakete abgeschossen haben. Wieder andere müssen sich sofort zurückziehen oder eine andere Deckung aufsuchen (dies gilt vor allem für Fahrzeuge höheren Tiers, die über fortgeschrittenere Anti-Tarntechnologien wie Thermaloptik verfügen.)
Insbesondere ist das Warten auf herannahende Gegner an ganz spezifischen Routen eine sehr effektive Taktik; und alle Karten besitzen einige Punkte, die genau dies ermöglichen. Im Idealfall gelingt es einem fähigen Jagdpanzerspieler nicht nur, eine brauchbare Position auszumachen, um sich als "Scharfschütze" zu betätigen, sondern ebenso präventiv eine geeignete Fluchtroute sowie einen Weg zur nächsten oder gar übernächsten Schussposition zu planen. Genau wie bei Schützenpanzern gilt auch bei Jagdpanzern, dass eine genau Kenntnis einer jeden Karte unabdingbar ist, wenn man plant, sich als fähiger Jagdpanzerspieler hervorzutun – denn schließlich werden Spieler, die vergessen, wo sich die nächste günstige Position befindet, schnell ins Hintertreffen geraten und anderen Spielern unterliegen. Von allen Klassen, die es in Armored Warfare gibt, bedarf die Jagdpanzerklasse möglicherweise der meisten Geduld und der meisten Vorausplanung, um tatsächlich effektiv zu sein.
Die Jagdpanzeränderungen, die das Update 0.22 mit sich bringen wird, werden in einem separaten, noch ausstehenden Artikel behandelt.
Wir sehen uns auf dem Schlachtfeld!