Eine der größten Herausforderungen, mit denen sich die Staaten des ehemaligen Ostblocks konfrontiert sehen, ist die Frage, was in Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakei und anderen Ländern mit der veralteten Ausrüstung aus der Sowjetära geschehen soll. Zwischen 1955 und 1991 waren diese Länder Teil des Warschauer Paktes, was unter anderem die Standardisierung auf sowjetische Ausrüstung bedeutete. Nach der Auflösung des Bündnisses besaßen diese Länder riesige Mengen an Ausrüstung, Waffen und Munition, die nicht mit den NATO-Standards kompatibel waren.
KTO Rosomak
Wie immer in solchen Fällen gab es mehrere Lösungsvorschläge für das Problem. Manche Länder, wie etwa Polen, entschieden sich, die alten Fahrzeuge mit brandneuen Modellen zu ersetzen. Die Auswahl, die Testläufe und die Herstellung der neuen Fahrzeuge nahmen viel Zeit in Anspruch, waren mühsam und endeten oft in Sackgassen. Sobald jedoch die größten Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt waren, besaß Polen moderne, ausbaufähige und modernisierbare Fahrzeuge, wie den Rosomak.
Ein anderer Zugang bestand darin, die Fahrzeuge der Sowjetära auf die Standards der NATO aufzuwerten – oder wenigstens im Kampfwert an sie anzugleichen. Solche Umbauten sind zwar nicht immer erfolgreich, kosten aber meist nur den Bruchteil eines komplett neu entwickelten Modells.
Eines der Fahrzeuge, das dringend ersetzt oder im Kampfwert gesteigert werden musste, war der BMP-2 (dessen Bezeichnung in der ehemaligen Tschechoslowakei BVP-2 lautete). Die in ihrer Entstehungszeit hochmoderne BMP-Fahrzeugserie war in den 2010er-Jahren bereits völlig veraltet. Insbesondere der Schutzfaktor stellte ein großes Problem dar – während der Entwicklung des BMP lautete die Devise, das Fahrzeug amphibisch und dementsprechend möglichst leicht zu bauen, weshalb die Schutzeigenschaften der Panzerung auf ein Minimum reduziert wurden. Die Seiten des Fahrzeugs konnten nur gegen Kleinkaliberwaffen bestehen. Eine solche Konfiguration stellt auf dem modernen Schlachtfeld ein großes Problem dar, was aktuell durch die massiven BMP-Verluste in Syrien, im Irak und in der Ukraine unter Beweis gestellt wird.
Ungeachtet dieser Schwachstellen sind bis heute viele Fahrzeuge der BMP-Serie im Einsatz, einfach weil es zu teuer wäre, sie komplett zu ersetzen. Im Jahr 2010 sah sich das Militär der Slowakischen Republik mit demselben Problem konfrontiert, wie alle Betreiber der BMP-Serie – was damit tun? Sowohl der BVP-1, als auch der BVP-2 waren bei zwei großen Einheiten im Einsatz – der 1. Mechanisierten Brigade und der 2. Mechanisierten Brigade. Ähnlich wie Polen ein Jahrzehnt davor, entschied sich die Slowakei für eine Modernisierung.
BVP-M2 CZSK
Der erste Vertrag für eine Modernisierung des BVP-2 wurde am 22. März 2010 zwischen dem Slowakischen Verteidigungsministerium und dem Technischen Entwicklungs- und Testinstitut des Militärs in Záhorie unterzeichnet. Das Projekt erhielt die Bezeichnung "Šakal" (Schakal) und sein Ziel bestand darin, die bestehende BVP-2-Flotte im Kampfwert zu steigern und konzentrierte sich weniger auf die Entwicklung brandneuer Fahrzeuge. Diese modifizierten BVP wurden manchmal als BVP-2M bezeichnet.
Der Vertrag war sehr vage formuliert. Das Verteidigungsministerium nannte anfangs keine Anforderungen, weshalb mehrere allgemein gehaltene Studien angefertigt wurden, die sich hauptsächlich auf die Präzision des BVP konzentrierten. Auch wenn die Einzelheiten der Geheimhaltung unterliegen, wurde 2012 eine weitgehende Modernisierung vorgeschlagen. Sie umfasste große strukturellen Änderungen, sowie einen neuen, modernisierten Geschützturm für den BVP-2.
Auf tschechischer Seite arbeitete eine Firma namens Excalibur Army spol. s.r.o. seit 2009 an einer aufgewerteten BVP-Variante und produzierte dabei mehrere Prototypen, von denen der letzte der BVP-M2 CZSK gewesen ist. Es machte durchaus Sinn, die beiden parallel verlaufenden Projekte zu verknüpfen, um an einer gemeinsamen Lösung für die Kampfwertsteigerung der BVP-Serie zu arbeiten.
Das Vorführmodell des BVP-M2 CZSK stellte eine weitgehend überholte Version des BVP-2 dar (von dem ursprünglichen BVP blieben ungefähr 50 Prozent der Komponenten übrig). Die Besatzung bestand aus drei Mann (Fahrer, Richtschütze, Kommandant) und das Fahrzeug konnte je nach Konfiguration 6 bis 7 Soldaten im hinteren Bereich transportieren.
Die größte Änderung betraf die Wanne, die merklich vergrößert wurde (die Decke war 20 cm höher), damit der neue, ferngesteuerte TURRA-30-Turm installiert werden konnte. Das maximale Kampfgewicht betrug 18 Tonnen (eine Steigerung von 4 Tonnen gegenüber dem 14 Tonnen schweren BVP-2). Um die Leistung aufrechtzuerhalten, wurde das Vorführmodell mit einem 400 PS 9,3 Liter Caterpillar C9.3 Turbocharge-Dieselmotor mit aufgewertetem automatischen Getriebe von Norgren ausgestattet. Bei Bedarf konnte der Motor auf 430 PS aufgemotzt werden. Die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs betrug ca. 65 km/h (40 km/h im Gelände).
BVP-M2 CZSK, IDET 2013
Der Basisschutz der Wanne lag beim STANAG 4569 Level 2 (Schutz gegen 7,62 mm AP-Projektile und Explosionen von 155-mm-Geschossen in 80 Metern Entfernung) und konnte dank einem individuell anpassbaren Panzerungspaket auf Level 3 erhöht werden (Schutz gegen moderne 7,62-mm-APCR-Munition und Explosionen von 155-mm-Geschossen in 60 Metern Entfernung). Die Seiten konnten zusätzlich durch Lamellenpanzerung geschützt werden. Der Boden des Fahrzeugs wurde ebenfalls verstärkt, auch wenn er unverändert nur Antiminenschutz der 1.Stufe bot.
Das Vorführmodell BVP-M2 CZSK war mit dem unbemannten Turm TURRA 30 ausgerüstet, der von der slowakischen Firma EVPÚ a.s. aus Nová Dubnica entwickelt wurde. In der Basisversion ist der Turm mit derselben Kanone ausgestattet, wie der BVP-2 (die sowjetische 30-mm-Kanone 2A42), das Geschütz kann jedoch durch die moderne, automatische 30-mm-Kanone Excalibur Army CZ30 oder die Kettenkanone Mk.44 Bushmaster II ersetzt werden. Das Kanonenrohr konnte sich um -10 Grad senken und +70 Grad heben und war komplett stabilisiert.
Die Sekundärwaffe bestand aus dem koaxialen 7,62 mm PKT Maschinengewehr. Der Turm kann außerdem mit einem ATGM-Werfer ausgerüstet werden – speziell mit dem russischen 9K111-1 Konkurs-System (zwei Rohre) oder dem israelischen Spike-System (ebenfalls zwei Rohre). Schließlich verfügte der Geschützturm über Nebelmittelwurfanlagen des Typs Galix. Der Turm war modular und konnte auch auf anderen Wannen installiert werden. So ergab die Kombination aus TURRA-30-Turm und KTO-Rosomak-Wanne den SPz Scipio.
Das Fahrzeug war mit einem integrierten Kampfsystem vom Typ C4I ausgestattet, das Schlachtfeldkontrollsysteme der Zukunft unterstützen sollte.
Das Vorführmodell BVP-M2 CZSK wurde 2013 während der IDET-Militärausstellung in Brno (Tschechische Republik) als tschechisch-slowakisches Jointventure-Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt, konnte jedoch kein Interesse der tschechischen Armee wecken. Ganz anders in der Slowakei, wo der slowakische Verteidigungsminister und der Stabschef die Modernisierung der BVP-2-Serie für Ende 2013 ankündigten.
BVP-M2 CZSK, IDET 2013
Ein weiterer slowakischer BVP-2 wurde zum BVP-M2-Standard umgebaut und ausführlichen Testläufen unterworfen. Dieses Fahrzeug erhielt bereits eine andere Bezeichnung – BVP Šakal (bzw. IFV Šakal in westlichen Quellen).
Die Tests waren nicht sehr erfolgreich und forderten einige essenzielle Probleme zutage, darunter:
- Unzureichender Minenschutz (kritisch in asymmetrischen Gefechten)
- Generell unzureichende Schutzstufe (die slowakische Armee forderte mindestens STANAG 4569 Level 4)
- Die zusätzlichen 4 Tonnen, die der alten Federung des BVP-2 zusetzen
- Die sehr anfällige Zufuhr des PKT-Maschinengewehrs
- Die im Vergleich zum Standard-BVP-2 spürbar verringerte Menge der mitgeführten Munition (von 500 auf 300 30-mm-Projektile)
Auch dem 30-mm-Kaliber wurde keine Zukunft prophezeit, weil es schlichtweg zu schwach war, um etwas gegen gepanzerte Ziele anzurichten, wogegen weichere Ziele mit kleinerem Kaliber bekämpft werden konnten (z.B. 20 mm). Doch das größte Problem bestand in der Tatsache, dass die BVP-2-Wanne an ihre Grenzen gestoßen ist. Das Fahrzeug konnte keine schweren 40-mm-Kanonentürme tragen.
BVP Šakal, EUROSATORY 2014
Die Argumente für die Modernisierung des Fahrzeugs waren die folgenden:
- niedrigerer Preis (zu jenem Zeitpunkt wurde der Preis eines modernisierten BVP-2 bei 1 Million Euro angesetzt, während der Kauf eines modernen Ketten-SPz aus dem Ausland 4 mal so viel veranschlagen würde)
- lokale Arbeitsplätze (die Fahrzeuge würden in der Slowakei zusammengesetzt werden)
Diese Argumente konnten die negativen Meinungen der slowakischen und tschechischen Militärs jedoch nicht aufwiegen, sodass die Entwicklung des SPz Šakal eingestellt wurde. Eine überarbeitete, auf dem BMP-1 basierende, modernisierte Version namens BMP-M2-EXCALIBUR mit ferngesteuerten Rafael Samson Mk.II-Turm wurde 2014 vorgestellt, wobei es sich im Grunde jedoch um ein ganz anderes Fahrzeug handelte (auch wenn viele Komponenten des Šakal übernommen wurden). Was den SPz Šakal selbst betrifft, so hat er zwar bislang keine Abnehmer gefunden, wird jedoch bis heute von Excalibur Army angeboten.
Bei Armored Warfare wird der SPz Šakal ein Fortschrittsfahrzeug der tschechoslowakisch-polnischen SPz/JP-Linie im Update 0.20 sein.
Wir hoffen, dass euch dieses Fahrzeug gefallen wird und sehen uns auf dem Schlachtfeld!