Kommandanten!
Heute möchten wir euch ein sehr spezielles Fahrzeug vorstellen – den ersten aus einer Reihe von exklusiven Belohnungspanzern, die im Rahmen eines bevorstehenden, im Nahen Osten angesiedelten Mega-Events zu gewinnen sein werden, das eine große Rolle in der kommenden Saison von Armored Warfare spielen wird. Das erste dieser besonderen Belohnungsfahrzeuge, an denen wir derzeit arbeiten, ist der T-55 Enigma.
Der mittlere Panzer T-55 bedarf natürlich keiner Vorstellung. Als Teil der meistproduzierten Panzerserie der Geschichte wurde er in der Sowjetunion, dem gesamten Einflussgebiet des Warschauer Paktes und vielen Ländern der sogenannten Dritten Welt eingesetzt, darunter im Nahen Osten. Im Verlauf seiner Produktionsgeschichte und auch noch Jahre danach wurden diverse Kampfwertsteigerungen umgesetzt – einige der aufgewerteten sowjetischen Modelle haben wir bereits in einem gesonderten Artikel beschrieben.
Aber die Sowjets waren nicht die einzigen, die Kampfwertsteigerungen für dieses Fahrzeug entwickelten. Die Industrienationen des Warschauer Paktes, allen voran Polen und die Tschechoslowakei, entwarfen eigene Projekte, die bisweilen erfolgreiche modenisierte Varianten hervorbrachten, die an die sowjetischen Originale heranreichten, wie etwa den T-55AM1. Auf der anderen Seite gab es aber auch weniger geglückte Versuche, die meist aus Ländern ohne hochgradig entwickelter Militärundustrie stammten.
Wie bereits erwähnt, bildete der Nahe Osten seit jeher einen traditionellen Markt für Panzer der T-Serie, wo vor allem Ägypten, Syrien und der Irak als langjährige Verbündete der Sowjetunion die größten Abnehmer stellten (entweder als direkte Importe oder indirekt über die Tschechoslowakei und Polen). Vor allem der T-55 war allgegenwärtig und die Entsorgung veralteter T-54- und T-55-Modelle im Nahen Osten entwickelte sich zu einer Standardpraxis der Warschauer-Pakt-Staaten bis zur Auflösung des Militärbündnisses.
Insbesondere der Irak erwarb über Jahre verteilt große Stückzahlen des T-55, wobei die exakte Menge nicht einmal bekannt ist. Realistischen Schätzungen zufolge kaufte Bagdad nach den Verlusten des Jom-Kippur-Krieges, der seine Panzerbestände dezimiert hatte, im Jahr 1973 300 T-55-Panzer, gefolgt von weiteren, in Polen, der Sowjetunion und weiteren Ländern im Verlauf der 1980er-Jahre erworbenen 1500 Panzern dieses Typs. Dazu kamen 1500 weitere chinesische Panzer, die Modelle Type 59 und Type 69. Ein großer Teil dieser Panzer wurde in dem zwischen 1980 und 1988 geführten Iran-Irak-Krieg zerstört. Am Ende des Konflikts stand zwar keine Niederlage, aber die irakischen Streitkräfte waren enorm geschwächt und der Großteil der modernen Ausrüstung fiel an die Iraner.
Das Hauptproblem bestand natürlich in der desaströsen finanziellen Lage des Landes und des Militärs, die den Erwerb moderner Ausrüstung unmöglich machte. Sie Irakis sahen sich dazu gezwungen, veraltete T-72 aufzurüsten (die später unter dem Namen Asad Babil bzw. Löwe von Babylon bekannt wurden) und die übriggebliebene Flotte ihrer Type 59, Type 69 und T-55 mit minimalen Mitteln zu modernisieren. Ungeachtet der riesigen Verluste war die irakische Armee personell gut aufgestellt und hatte 1988-1989 etwa eintausend T-55-Varianten im Einsatz (zumindest auf dem Papier, denn man konnte davon ausgehen, dass sich viele von ihnen in einem desolaten Zustand befanden).
Abgesehen von seiner mittlerweile völlig überholten Feuerkraft hatte der T-55 Ende der 1980er-Jahre ein anderes bedeutendes Problem: Seine Schutzeigenschaften waren schlichtweg lächerlich und der Panzer konnte praktisch durch alles außer Gefecht gesetzt werden, was größer war, als ein Maschinengewehr. Das reichte natürlich aus, wenn es darum ging, lokale Guerillatruppen zu bekämpfen, doch ein Kampf gegen eine reguläre Armee war damit nicht zu führen.
Die Aufrüstung eines existierenden Panzermodells ist jedoch eine durchaus kostspielige Sache, erst recht für ein Land ohne bedeutende einheimische Militärindustrie. In einem solchen Fall bleiben nur wenige Optionen. Man kann das Geschütz durch ein anderes ersetzen (was weitere Probleme mit sich bringt, vor allem logistischer Natur), moderne Munition erwerben oder diverse experimentelle Lösungen umsetzen, wie beispielsweise den Einsatz von kanonenlancierten Lenkflugkörpern. Trotz der amerikanischen Unterstützung für den Irak während des Krieges gegen den Iran (die zu der absurden Situation führte, dass Amerikaner den Irakis Ersatzteile für sowjetische Ausrüstung lieferten, während die Iraner amerikanische Waffen einsetzten) stellte das keine rentable Option dar. Den Irakis blieb nur eine realistische Lösung, die in der Aufwertung der Widerstandsfähigkeit des Panzers bestand.
Man erreichte das durch die Entwicklung eines Panzerungssets für den T-55 und dessen chinesische Klone, bestehend aus:
- Turmfront: Zusätzliche Panzerung auf beiden Seiten
- Turmheck: Zusätzliche Panzerung, die als Gegengewicht zu der zusätzlichen Frontalpanzerung agierte und den Turm in Balance hielt
- Wannenfront: Zusätzliche Panzerung
- Wannenseite: Kastenförmige Seitenschürzen im vorderen Teil der Panzerflanken
- Gepanzertes Gehäuse für die Such- und Infrarotscheinwerfer
Die Inspiration für dieses Panzerungspaket lieferte offensichtlich das für die im Einsatz der Warschauer-Pakt-Staaten befindlichen T-55 und T-62 entwickelte Zusatzpanzerungsset, das angewinkelte Stahlplatten mit Polyurethan-Einlagen kombinierte, um erhöhten Schutz gegen HEAT-Geschosse zu bieten (vor allem gegen Lenkflugkörper und rektive Panzerbüchsen). Die Iraker waren sich der Bedrohung durch diese Art von Waffen sehr wohl bewusst, verfügten jedoch nicht über die geeignete Technologie, um exakt dieselbe Kombination herzustellen. Deshalb verwendeten sie statt der oben erwähnten PU-Einlagen eine Kombination aus angewinkelten Aluminiumplatten (15 mm), Stahlplatten (4 mm) und Hartgummiplatten (5 mm), die durch 25 mm breite Luftschichten voneinander getrennt waren. Fünf oder sechs dieser Verbundplatten bildeten den inneren Teil der aus 5 mm starken Stahlplatten gebauten Turmpanzerungsboxen.
Das gesamte Panzerungspaket wog ungefähr 4 Tonnen und erhöhte das Gesamtgewicht des Panzers um etwa 10 Prozent, was ohne einen verbesserten Antrieb logischerweise zu einer Reduzierung der Mobilität und Zuverlässigkeit führte. Der erste mit dem Paket aufgerüstete Prototyp (aller Wahrscheinlichkeit nach ein Type 69) wurde 1988 oder 1989 der Öffentlichkeit vorgestellt. Er verfügte noch nicht über das Gegengewicht am Turmheck, dafür aber über zwei Nebelmittelwerfer, die es jedoch nicht in die Serienproduktion schafften. Anschließend wurde eine unbekannte Zahl von T-55-Panzern (bzw. derer chinesischen Varianten) modifiziert – die Schätzungen variieren zwischen acht und zwölf Einheiten. Jedes dieser Fahrzeuge stellte im Grunde ein indivduelles Upgrade dar, das sich jeweil in einigen Punkten von den anderen unterschied – manchmal fehlten die gepanzerten Hauben für die Suchscheinwerfer, ein anderes Mal waren die Scheinwerfer anders platziert oder einzelne Komponenten variierten in Größe und Form usw.
Die offizielle Bezeichnung dieser experimentellen Fahrzeuge ist nicht bekannt, obwohl einige Quellen behaupten, die Irakis hätten sie "Al Faw" getauft. Der Name "T-55 Enigma" ist ebenfalls keine offizielle Bezeichnung und tauchte wohl erstmals während der Operation Wüstensturm auf, als die Neuigkeit vom Auftauchen dieser Panzer den Westen erreichte und niemand wirklich wusste, worum es sich bei ihnen handelte (ein Rätsel also, sprich ein Enigma). Der Name blieb jedenfalls an dem Fahrzeug hängen.
Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Sämtliche Enigma-Panzer wurden aller Wahrscheinlichkeit nach im Verlauf der Kampfhandlungen zerstört. Als Kampffahrzeuge sind sie jedenfalls völlig nutzlos gewesen und wurden wohl nur in einer einzigen Schlacht eingesetzt – der Schlacht von Khafji Ende Januar 1991 als Teil der 5. Irakischen Mechanisierten Division – wo sie keine bedeutende Rolle spielten. Schließlich steckte unter dem imposanten Panzerungspaket eines Enigma immer noch ein völlig veralteter T-55.
Das Panzerungspaket an sich mag allerdings nicht gar so nutzlos gewesen sein, wie die Leistung der irakischen Panzer vermuten lässt. Einigen Berichten zufolge legte der Panzer durchaus soliden Widerstand gegen Panzerabwehrlenkwaffen vom Typ MILAN an den Tag. Darüber, wie viel davon der Wahrheit entspricht, kann jedoch nur spekuliert werden. Andere Quellen behaupten jedenfalls, sie wären ebenso explodiert, wie jede andere veraltete sowjetische Maschine auch.
Ob die Iraker selbst an die Wirksamkeit dieses Upgrades glaubten, ist aber ein durchaus interessanter Aspekt. Der Autor dieses Artikels hatte die Ehre, mit einem Mann zu sprechen, der vor der Invasion im Nahen Osten stationiert war und eine interessante Geschichte zu erzählen hatte. Seinen Angaben zufolge wurden die Iraker von einem Zulieferer übers Ohr gehauen, der ihnen einige kinetische 125-mm-Geschosse mit einem Kern aus Weichstahl lieferte (dieser Teil der Geschichte ist allgemein bekannt). Die Irakis feuerten diese Geschosse anschließend zu Testzwecken auf ihre "T-55 mit aufgewerteter Panzerung" ab, mit dem Ergebnis, dass die Panzerung ihre Rolle hervorragend erfüllte und die Verantwortlichen zu einer falschen Schussfolgerung verleitete, sie hätten ein widerstandsfähiges Panzerungsformat zur Hand. Diese Art von Naivität scheint im Nahen Osten keine Seltenheit zu sein.
Wie dem auch sei, am Ende wurden mindestens fünf Enigma-Panzer von den Truppen der Koalition außer Gefecht gesetzt und anschließend als Trophäen geborgen. Das berühmteste Exemplar befindet sich im Panzermuseum von Bovington, ein weiteres in Aberdeen und ein drittes in Fort Knox. Zwei weitere sollen sich in Frankreich und Kuweit befinden. Nach dem Ende des Golfkriegs kamen die Enigmas nie wieder zum Einsatz und wurden zu einem der bekanntesten Symbole dieses bewaffneten Konflikts.
Bei Armored Warfare haben wir beschlossen, dem Fahrzeug in Sachen Panzerung einen Vertrauensvorschuss zu geben und ihn ungefähr auf einer Stufe (wenn auch etwas schwächer) mit dem T-55M1 zu stellen und irgendwo zwischen dem T-62 und dem IS-7 zu positionieren. Das alles hat natürlich seinen Preis und deshalb wird der Enigma im Vergleich zu dem T-55 auf Tier 2 eine etwas schlechtere Mobilität aufweisen und damit einer der langsamsten und schwerfälligsten KPz im Spiel sein. Dagegen wird er in Sachen Feuerkraft klar im Bereich des 3. Tiers liegen.
Wir hoffen, dass euch dieses Fahrzeug gefällt, und sehen uns auf dem Schlachtfeld!