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Vorstellung: die Remnants

Im bevorstehenden Panzer Showdown werden drei Fraktionen aufeinander treffen - jede mit einer eigenen Intention. Heute stellen wir die zweite Fraktion vor - die Remnants.

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Er musste die Tür gewaltsam öffnen, um hereinzukommen. Die erstarrten Türangeln und das verrostete Schloss boten einen für ihr Alter ungewöhnlich hohen Widerstand und erst einige heftige Tritte gewährten ihm den Zutritt zu dem Ort, an dem nur noch Geister herumirrten.

Die Kantine sah genauso aus, wie er sie in Erinnerung hatte. Die alten, aus einer verfallenen Schule in einem unweit gelegenen Städtchen stammenden Stühle, die Tischplatten aus Holzimitat, die von den Söldnern mit Fäusten und Messern bearbeitet wurden und natürlich das Plastikgeschirr, aus dem sie damals das Bier tranken, das Krieger bei Kowalski gewonnen hat. Die beiden Männer waren schon längst tot, doch irgendwie schwebten ihre Geister unbeirrt durch den Raum. Wenn er seine Augen schloss, konnte er immer noch ihr Gelächter und das freundschaftliche Gezanke hören.

Grimm rückte einen der Stühle zurecht, ließ sich schwer auf ihn sinken und schaute durch die aufgebrochene Tür auf die Überreste der Hellhounds. Keine Hellhounds mehr, korrigierte er sich - die Geschehnisse der letzten Wochen hatten sie in etwas völlig anderes verwandelt.

Einige ältere Schützenpanzer aus Reservebeständen tuckerten vorbei, einer von ihnen ließ schwarze Rauchwolken hinter sich. Kaputt, dachte er. Kaputt, wie ihre Besatzungen.

Ein Mann trat leise an ihn heran. Es war Zieliński, einer der wenigen Überlebenden aus den Reihen der White Lancers, die es aus der Hölle namens Operation Arminius geschafft haben, wie sie im Anschluss von den wenigen berichtenden Nachrichtenagenturen genannt wurde. Viel mehr würden sie nicht auch nicht berichten, dachte er bitter. Hunderte Tote, eingepfercht zwischen Artikeln über gesunde Ernährung und die Sportkolumne. Er wuchs in einer Welt auf, in der solche Nachrichten wochenlang die Titelseiten der Zeitungen beherrscht hätten. Jetzt war die Sache nur noch eine Randnotiz in einem Geschäftsbericht.

Er unterbrach seinen Gedankengang und drehte sich zu dem Mann um, der unbewegt vor ihm in Habachtstellung stand. Er mochte ihn, es lag jedoch nicht in seiner Natur, es zu zeigen.

Zieliński salutierte. Das war zwar überflüssig, doch diese Gewohnheit war seine zweite Natur.

„Die Verpflegungskisten sind fast komplett verladen. Allerdings ist ein Truck nicht fahrbereit. Scharf und Nowak versuchen ihn zwar zu reparieren, er scheint aber ziemlich kaputt zu sein.“

Grimm starrte eine Weile nach draußen, bevor er antwortete.

„Lasst es. Wenn noch jemand hinter uns ist, dann wird er uns hier finden. Wir müssen das Feld räumen, lange bevor es dazu kommen kann.

Zieliński salutierte wieder und ging fort, um die Anweisungen seines Kommandanten weiterzugeben. Kaputt, dachte Grimm. Kaputt, aber noch nicht besiegt. Zuerst würde es eine Abrechnung geben.

Welt in Flammen

In den späten 2020er Jahren ist der Bedarf an natürlichen Ressourcen auch in Europa an einen kritischen Punkt angelangt. Die Nationalstaaten litten seit zwei Jahrzehnten an sozialen Unruhen und einen durch gestiegene Lebensunterhaltungskosten und unterdrückte Meinungsfreiheit genährten zivilen Ungehorsam, der sie in ihren Grundpfeilern erschütterte und die Welt in Flammen zu stürzen drohte.

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Im Zuge dieses immer weiter um sich greifenden Konflikts und angesichts der Schwäche des alten Systems, formierten sich im Europa der 2030er-Jahre mehrere private Militärunternehmen, darunter die stark aufgestellten deutschen Hellhounds und die stolzen polnischen White Lancers. Nach der vernichtenden Belagerung von Bielefeld schlossen sich beide Privatarmeen zu einer auf Freundschaft und Vertrauen basierenden Allianz.

Die beiden Verbände kooperierten auf einer professionellen Basis, die durch eine gesunde Portion freundschaftlicher Rivalität ergänzt wurde.

Operation Arminius

Einige Monate nach dem erfolgreichen Angriff gegen lokale private Kampfverbände wurden die beiden Söldnereinheiten von dem kleinen militärischen Forschungsinstitut Astra International zum Schutz der Forschungsanlage Alpha angeheuert, die sich in der Nähe von Bielefeld im Teutoburger Wald befand. Der Vertrag umfasste relativ einfache Schutzaufgaben und lockte mit einem lukrativen Angebot.

Keiner ahnte etwas von dem, was kommen sollte, bis es zu spät war. Zwei private Militärunternehmen, in die Falle gelockt und aus dem Hinterhalt heraus angegriffen. Stundenlange, brutale Nahkämpfe dezimierten die Hellhounds bis zur Unkenntlichkeit und löschten die White Lancers nahezu vollständig aus.

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Die Überlebenden machten sich zu Fuß oder in den wenigen übriggebliebenen Fahrzeugen auf den Weg quer durch Deutschland, um sich in der längst verlassenen Hellhound-Basis im Harz neu aufzustellen.

Die ersten zwei Wochen nach jener schicksalhaften Nacht sind für die am Leben gebliebenen Söldner extrem schwierig gewesen. Beide Anführer und die meisten Offiziere waren tot. Die White Lancers hatten die Hauptlast des Angriffs zu tragen und die einst stolze Privatarmee wurde bis auf weniger als dreißig verwundete und zutiefst erschütterte Männer ausgelöscht. Die Hellhounds kamen zwar etwas besser weg und konnten immerhin auf ihre in ganz Deutschland verstreuten Waffendepots zurückgreifen, doch auch ihre Organisation war ein Schatten ihrer selbst. Die am Leben gebliebenen Söldner der White Lancers schlossen sich den Hellhounds an und bildeten zusammen die Remnants - die Übriggebliebenen.

Aufstieg der Remnants

Die Führung über die Remnants fiel einem Mann namens Sebastian Grimm zu. Als einer der wenigen überlebenden Hellhound-Offiziere ist er weder der beste Anführer, noch ein begnadeter Taktiker gewesen, besaß aber einen eisernen Willen. Mürrisch und schweigsam begann er damit, die Einheit aufzubauen und legte dabei eine Entschlossenheit an den Tag, die seinen resoluten Ruf zementierte, kümmerte sich unermüdlich um die Versorgung seiner Truppen und zog bereits erste Aufträge für die funktionierenden Truppenteile ans Land.

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Tief im Innern wusste Grimm, dass ihnen nichts anderes zugestoßen ist, als „business as ususal“. Der Wert des menschlichen Lebens ging im Geschäftsbericht verloren, wurde eingeheftet und fristete sein Dasein auf jemandes Schreibtisch in einem klimatisierten Wolkenkratzer am anderen Ende der Welt.

Oder vielleicht doch näher, als man dachte?

In jedem Fall ist er kein Mann gewesen, der sich so leicht ergeben würde. Das war er sich und seinen Männern schuldig. Und so wurde an diesem Tag im Harz ein Racheschwur ausgesprochen, der die Grundfeste der privaten Militärunternehmen in Deutschland erschüttern sollte.

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