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Der schweizerische Taifun

Die Fahrzeugklasse der turmlosen Jagdpanzer ist bis auf einige exotische Gebilde aus Nordkorea oder Kuba in den Armeen des 21. Jahrhunderts weitgehend ausgestorben. Die Fahrzeuge besitzen so gut wie keinen Kampfwert und werden in den besagten Ländern ausschließlich zu Propagandazwecken bei Militärparaden aufgefahren. Das ist allerdings nicht immer so gewesen. Die goldene Ära der Kasemattpanzer während des Zweiten Weltkriegs brachte in praktisch allen Streitkräften der Welt unterschiedlichste Modelle hervor. Das Sturmgeschütz III ist das wohl beste deutsche Fahrzeug der Kriegszeit gewesen, was das Verhältnis von Produktionskosten und Effektivität anbelangt. Auch wenn der StuG III streng genommen kein Jagdpanzer, sondern eine Selbstfahrlafette war, wurden spätere Versionen mit einer langen 75-mm-Kanone ausgerüstet, um den Schutz vor Panzerangriffen zu erhöhen.

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Nach dem Krieg, als die Hauptfunktion (Verteidigung) solcher Fahrzeuge in den Hintergrund trat, wurden Modelle ohne Geschützturm immer seltener. Die Russen produzierten zwar weiterhin Selbstfahrlafetten dieser Bauart, verlegten sich jedoch im weiteren Verlauf ebenfalls auf mittlere Panzer im klassischen Design (aus denen schließlich KPz hervorgingen). In Deutschland montierte man die übriggebliebenen 90-mm-Patton-Kanonen auf eine von Hanomag und Henschel entworfene Wanne. Doch auch dieses Modell hatte nur eine kurze Lebensdauer und wurde in seiner Funktion von regulären Panzern und selbstfahrenden Panzerabwehrsystemen ersetzt (auch wenn es in Belgien bis weit in die 80er-Jahre bestehen konnte). Auch die Amerikaner verfügten während des Zweiten Weltkriegs über einige experimentelle Fahrzeuge dieser Klasse, gaben ihre Entwicklung aber schon bald nach Beendigung des Konflikts auf. Ein weiteres Fahrzeug sollte in diesem Zusammenhang noch genannt werden - der schwedische Strv 103, der nicht als Jagdpanzer in eigentlichem Sinne, sondern als mittlerer Panzer konzipiert wurde und seine Rolle ohne Geschützturm erfüllen sollte. Die „echten“ Kasematt-Jagdpanzer verschwanden in den 60er- und 70er-Jahren nahezu vollständig von der Bildfläche.

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Allerdings mit einer nennenswerten Ausnahme. Ein überaus interessantes Modell wurde in den 80er-Jahren in der Schweiz entworfen.

Ende der 1970er-Jahre ist die schweizerische Firma Mowag alles andere als ein Neuling auf dem Gebiet gepanzerter Fahrzeuge gewesen. Das in den 50er-Jahren gegründete Privatunternehmen produzierte eine Reihe nennenswerter gepanzerter Fahrzeuge, von leichten Rad-Transportpanzern bis zu schwereren Kettenfahrzeugen (auch wenn die Firma erst mit dem sehr beliebten, modularen Rad-TPz Mowag Piranha berühmt werden sollte). In den 60er-Jahren beteiligte sich Mowag an der Ausschreibung für ein neues deutsches Kanonenjagdpanzerprogramm und produzierte daraufhin einen eigenen Jagdpanzer-Prototypen (genannt Mowag Gepard). Obwohl das Fahrzeug niemals in Serienproduktion ging, entwickelte Mowag das Konzept weiter, auch wenn die Idee, einen Kasematt-Jagdpanzer dieser Art zu bauen, nicht exklusiv den Schweizern vorbehalten war. Die Deutschen schlugen mehrere auf dem Leopard und dem Leopard 2 basierende Modelle vor, die jedoch nicht einmal den Prototypstatus erreichten.

Zwischen 1978 und den frühen 80er-Jahren entwickelte Mowag einen ungewöhnlichen Kasematt-Jagdpanzer auf dem Fahrgestell eines älteren SPz-Prototypen. Dieser SPz besaß die Arbeitsbezeichnung „Tornado“, woraufhin das Jagdpanzer-Projekt „Taifun“ genannt wurde.

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In den 80er-Jahren fiel sein Kasemattendesign als eher unüblich auf. Es ist ein komplett privates Projekt gewesen und wurde nicht auf Bestellung der örtlichen Streitkräfte entworfen. Zu jenem Zeitpunkt betrieb die schweizerische Armee eine Flotte von AMX-13-Leichtpanzern, die in der Schweiz jedoch als Jagdpanzer klassifiziert wurden. Bei Mowag hoffte man, diese alternden Fahrzeuge mit dem eigenen Modell zu ersetzten.

Mindestens ein Prototyp wurde zwischen 1980 und 1982 gebaut. Er wurde von einer Vierer-Besatzung geführt (Kommandant, Fahrer, Richt- und Ladeschütze), besaß eine relativ dünne Panzerung (die Mannschaft wurde frontal gegen 25 mm-Maschinenkanonen aus 1000 Metern und 150 mm-Splitter geschützt) und eine mächtige 105-mm-L7-Kanone nach NATO-Standard, die durch eine 120-mm-Glattrohrkanone mit Autolader ersetzt werden konnte. Diese machte den Richtschützen obsolet, dessen Arbeitsbedingungen in der überfüllten Wanne schwierig gewesen sind. Die Neigungs- und Hebungswinkel des Fahrzeugs hingegen waren exzellent (-12/+18 Grad). Die Kanone konnte im Verhältnis zur Fahrzeugachse 15 Grad zu jeder Seite schwenken.

Das Fahrzeug ist relativ klein und sehr niedrig gewesen (seine Höhe betrug inklusive 45 cm Bodenfreiheit gerade einmal 2,1 Meter). Es war auch sehr leicht (26,5 Tonnen) und wurde von einem 575 PS Detroit 8V-71T Dieselmotor angetrieben (Leistungsgewicht: 21,7 PS/t). Die Höchstgeschwindigkeit betrug 65 km/h.

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Trotz des originellen Designs konnte das Unternehmen kein Interesse bei den Kunden wecken und das Fahrzeug schaffte es nicht über den Prototypstatus hinaus, womit auch die Ära der Kasematt-Jagdpanzer endete. Das Konzept hatte gegenüber zeitgenössischen Kampfpanzern einige Vorteile, wie reduzierte Komplexität, Zuverlässigkeit und - als wichtigstes Attribut - einen erschwinglichen Preis. Am Ende jedoch konnten auch diese Vorzüge die Überlegenheit eines Geschützturms nicht austrumpfen.

Bei Armored Warfare

Für die Rolle eines Tier-6-Premiumjagdpanzers haben wir den Taifun mit einer 120-mm-Glattrohrkanone ausgerüstet und diese optimierte Version Taifun II genannt. Der Name ist durchaus nicht aus der Luft gegriffen - laut Mowag-Quellen lautete so die Arbeitsbezeichnung im Prototypstadium der Entwicklung (während der fertige Prototyp allgemein nur „Taifun“ genannt wurde). Die Rheinmetall L/44-Kanone wurde deshalb ausgewählt, weil die L/55 erst ein Jahrzehnt später eingeführt wurde und ein 105-mm-Geschütz für ein Fahrzeug dieses Tiers nicht ausreichend wäre.

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Die Munition besteht aus lokal produzierten deutschen Geschossen (APFSDS, HEAT, HE) und verleiht dem Taifun eine für sein Tier beachtliche Feuerkraft, die selbst schwer gepanzerten KPz Schaden zufügen kann. Sein 575 PS-Motor verleiht ihm exzellente Mobilität und bringt ihn schnell aus jeder Gefahrenzone. Doch sein größter Vorteil liegt in dem vortrefflichen Tarnfaktor - mit Unterstützung eines spähenden SPz wird aus dem Taifun das tödlichste Fahrzeug auf dem Schlachtfeld - doch Achtung: wer zu lange an einer Stelle verweilt, der wird zur leichten Beute für den Feind. Der geübte Taifun-Spieler wechselt seine Position nach einigen Schüssen, um unentdeckt zu bleiben.

Der Taifun ist Teil der Sammlereditionen „Eroberer“ und „Taifun“.

Wir sehen uns auf dem Schlachtfeld!

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