Wenn es um die zeitgenössische Panzerentwicklung geht, dann ist eine Tatsache unumstritten: Einen völlig Kampfpanzer zu entwickeln, ist ein extrem langes und kostspieliges Unterfangen. Neue Fahrzeuge haben üblicherweise mit unzähligen Zahnungsproblemen zu Kämpfen, deren Behebung langwierige Testläufe in Anspruch nimmt. Aus diesem Grund ziehen es die meisten Nationen generell vor, ihre bestehenden Panzerflotten aufzuwerten, statt gänzlich neue Modelle zu entwickeln.
T-72B3
Der russische T-14 Armata von Uralwagonsawod bildet zwar eine aktuelle Ausnahme von dieser Regel, doch die sich in die Länge ziehenden Versuchsreihen und der relativ hohe Preis lassen die russische Armee angesichts der aktuellen finanziellen Situation nach kostengünstigeren Alternativen suchen, um die Armata-Einheiten zu vervollständigen.
Der T-90 und seine Varianten (wie der T-90A oder das neueste Modell, der T-90M) kommen dem Ideal am nächsten, sind jedoch auch nur in begrenzten Zahlen verfügbar, weshalb sich Russland wieder einmal daran macht, die alternde T-72-Flotte aufzuwerten. Die neueste Kampfwertsteigerung der letzten massenhaft produzierten Variante (T-72B) heißt T-72B3.
Das T-72B3-Upgrade wurde, ähnlich wie die T-90-Serie und der Armata, bei Uralwagonsawod entwickelt und sollte eine billigere Alternative zum T-90A darstellen, bei der der Kampfwert des T-72B auf den Standard des T-90 oder gar des T-90A erhöht werden sollte. Die Idee dahinter war, alle noch im Dienst befindlichen T-72B für den Preis von ca. 52 Millionen Rubel pro Fahrzeug auf den neuen Standard aufzuwerten (allein 30 Millionen Rubel entfielen dabei auf die komplette Überholung des Fahrzeugs). Als das Programm 2012 in Auftrag gegeben wurde, besaßen die russischen Streitkräfte immer noch 4 bis 5 Tausend der insgesamt 7835 produzierten T-72B sämtlicher Variationen, die allesamt auf den T-72B3-Standard gebracht werden sollten.
Eines der wichtigsten Upgrades betraf die Feuerkraft des Fahrzeugs. Der T-72B3 erhielt eine neue Waffe – die 125-mm-Glattrohrkanone 2A46M-5, wie sie auch beim T-90A verwendet wird. Die Kanone ist voll stabilisiert und wird automatisch geladen. Der Autolader wurde modifiziert, um den Einsatz längerer APFSDS-Geschosse zu ermöglichen.
Auch die Feuerleitanlage wurde aufgewertet und um das weißrussischen Richtschützenvisier Sosna-U mit Thermalbildgerät erweitert. Die übrigen Komponenten der Feuerleitanlage wurden weitgehend vom älteren T-72B-Modell 1A40-1 übernommen, auch wenn die T-72B3-Variante (1A40-4) über automatische Ortung verfügt. Auch der Kommandant erhielt ein neues Visier – das Modell TKN-3MK.
T-72B/B3 Schema der oberen Frontplatte von Artem Gavrilov
Der Schutzfaktor wurde durch die Montage der explosiven Reaktivpanzerung Kontakt-5 erheblich verbessert (im Vergleich zum Modell Kontakt-1 des T-72B). Die Basispanzerung T-72B3 entspricht der des jeweiligen zugrunde liegenden Fahrzeugs. Im Falle des 1989er T-72B-Modells (des letzten serienmäßig produzierten T-72B-Modeöös) besteht sie aus halbreaktiven Elementen, die direkt in den Aufbau der Panzerung integriert wurden. Die innere Struktur ergibt sich wie folgt:
- 25 mm Stahlplatte
- 37 mm starker Hohlraum, teilweise mit Sprengmodulen versetzt
- 50 mm Stahlplatte
- 5 mm Gummischicht, gefolgt von 3 mm Stahl
- 19 mm Hohlraum
- 3 mm Stahlplatte, gefolgt von 5 mm Gummi
- 60 mm Stahlplatte
- 10 mm Strahlenschutz
- 60 mm Stahlplatte
Dieser komplexe Aufbau verbesserte den Schutz gegen kinetische Projektile bis auf ca. 500-550 mm RHAe und 600-900 mm RHAe gegen HEAT-Projektile (die Angaben variieren je nach Quelle). Zusätzlich zu der Basispanzerung und der Kontakt-5-ERA kann der T-72B3 mit dem APS-System Arena-E ausgestattet werden, auch wenn die russischen Panzer ohne auskommen.
Das 46-Tonnen-Fahrzeug wird von einem V-84-1 V12 Mehrstoffdieselmotor mit 840 PS angetrieben, der es auf bis zu 65 km/h beschleunigt (auch wenn die übliche Kampfgeschwindigkeit zwischen 35 und 45 km/h beträgt). Laut Plan sollten die Panzer von Anfang an mit den neuesten V-92-Motoren fahren, was jedoch wegen Verzögerungen im Programm nicht umgesetzt werden konnte. Das Fahrzeug erhielt stattdessen neue Ketten.
Es gibt zwei Varianten des T-72B3:
- Modell 2013 (T-72B3 Obr. 2013)
- Modell 2016 (T-72B3 Obr. 2016)
Die erste Variante entspricht der oberen Beschreibung und stellt den Großteil der produzierten T-72B3. Die zweite Variante wurde in Omsk gebaut und verfügte gegenüber dem 2013er Modell über einige Verbesserungen, als da wären:
- Verbesserte Kanonenvariante (2A46M-5-01)
- Verbesserter Motor (1130 PS V-92S2F CV12 Diesel)
- Verbesserte interne Elektronik
- Partielles Relikt-ERA-Paket (seitliche Wannenplatten) anstelle des standardmäßigen Kontakt-5-Modells
- Optimierte Autolader-Funktion
Es existiert eine weitere verbesserte Variante namens T-72B3M (manchmal fälschlicherweise T-72B4 genannt), die über ein Kommandanten-Panoramavisier, den aufgewerteten Motor des 2016-Modells und ein vollständiges Relikt-Panzerungsset verfügt.
Ein Prototyp wurde 2011 erstmals getestet. Der Modernisierungsprozess begann im Oktober 2012 und bis heute wurden um die 1000 Fahrzeuge modifiziert (ca. 850 Fahrzeuge zum Modell 2013 und ca. 150 zum Modell 2016). Während die Kampfwertsteigerung gegenüber dem Standard-T-72B beachtlich ist, wird auf den ersten Blick klar, dass bei der Aufwertung möglichst kostengünstig vorgegangen wird.
Interessanterweise wurden die T-72B3 bereits im Einsatz gesichtet – im Rahmen des Konflikts im Osten der Ukraine. Wie sie dort kurz nach ihrer Entwicklung hingelangten, lässt sich nur erahnen, Tatsache jedoch ist, dass mindestens einer der ukrainischen Armee in die Arme fiel und gegen seine ehemaligen Besitzer eingesetzt wurde. Westliche Analytiker schätzen, dass der Kampfwert dieser Fahrzeuge vier- bis fünfmal höher liegt, als der nicht modernisierter ukrainischer T-64A. Kürzlich tauchten auch in Syrien einige T-72B3 auf, wobei nicht klar ist, ob sie von den dort stationierten russischen Truppen eingesetzt, oder an Syrien oder den Iran verkauft werden, wie ehedem die T-90A
Bei Armored Warfare wird der T-72B3 ein Premium- und Belohnungs-Kampfpanzer des 8. Tiers sein.
Wir hoffen, dass er euch gefällt und man sieht sich auf dem Schlachtfeld!