News

Die Zukunft der Panzer – Ende der Infanterie?

Im Hinblick auf Konflikte lassen sich die vergangenen fünf Jahre als eine Zeit des Wandels von der traditionellen zur asymmetrischen oder hybriden Kriegsführung beschreiben. Die meisten Konflikte können jedoch als sogenannte Stellvertreterkriege bezeichnen.

scr1

T-72M1 in Syrien

Bei einem Stellvertreterkrieg handelt es sich um einen Konflikt, bei dem jede Seite von einem mächtigen Förderer unterstützt wird, der hierdurch geopolitischen Einfluss sowie wertvolle militärische Erfahrung gewinnt, ohne die eigenen Truppen riskieren zu müssen, was – vor allem im Westen – aus politischer Sicht sehr unpopulär ist. Indem man dem Protegé moderne militärische Ausrüstung zur Verfügung stellt, kann diese unter Praxisbedingungen getestet werden. Diese Art der Kriegsführung hat sich besonders während der Konflikte in der Ukraine, in Syrien und dem Jemen für das russische Militär und den Westen als äußerst nützlich herausgestellt.

Eine der wichtigsten Lektionen, die man hierbei gelernt hat, ist dass ausgebildete, mobile Infanterieeinheiten mit Lenkflugkörpern ganze Panzerverbände vernichten können. Ähnliche Fälle mit beachtenswerten Beispielen gab es bereits zuvor, darunter die Zerstörung zahlreicher israelischer Panzer auf der Sinai-Halbinsel durch ägyptische Malyutka-Einheiten während des Jom-Kippur-Krieges 1973 sowie das Schicksal das die libyschen Panzer während des von 1986 bis 1987 andauernden Toyota-Krieges im Tschad ereilte. Die moderne Technik verbessert die Fähigkeiten der Infanterie noch weiter was bei der Entwicklung von Panzern berücksichtigt werden muss.

scr2

Toyota Trucks sind beliebt aufgrund ihrer Belastbarkeit

Eine Möglichkeit, dieser Bedrohung zu begegnen, ist es, spezialisierte Fahrzeuge zu entwickeln, die hierfür geeignet sind. Diese werden landläufig als Panzerunterstützungsfahrzeuge bezeichnet, deren bekanntester Vertreter die russische BMPT-Klasse ist. Diese Fahrzeuge sind standardmäßig mit einer oder mehreren schnellfeuernden Maschinenkanonen gegen Infanterieangriffe sowie mit Lenkflugkörpern gegen schweree Angriffe ausgestattet. Bis auf ihre unbemannten Geschütztürme verfügen sie über eine starke Panzerung, die häufig der von herkömmlichen Panzern überlegen ist. Doch während Panzer dafür konzipiert sind, kinetischen und chemischen Projektilen standzuhalten, wurde die Panzerung von BMPT-Klasse-Fahrzeugen speziell dafür entwickelt, das Fahrzeug und seine Crew häufig mithilfe von ERA-/NERA-Panels vor Lenkflugkörpern zu schützen. Der Schutzfaktor wird häufig durch Hinzufügen eines aktiven Schutzsystems verbessert, einer effektiven Methode, feindliche Raketen abzuwehren.

Soweit zur aktuellen Lage. Wie sieht es mit der Zukunft aus?

Es gibt mehrere Ansätze, um mit diesem Problem umzugehen. Während die Entwicklung der klassischen Kampfpanzer mit der Entwicklung modernster Fahrzeuge, wie dem Armata, oder der Einführung überholter Panzerwaffen, wie der 130-mm-Kanone von Rheinmetall, erfolgreich verläuft, sehen einige Experten das Konzept des Geschützpanzers als veraltet an und sind der Meinung, dass nur aufgerüstete Fahrzeuge der BMPT-Klasse überhaupt eine Zukunft haben. Ein solcher Experte ist der Leiter der Moskauer Zweigstelle des Centre for the Analysis of Strategies and Technologies, Ruslan Pukhov, der glaubt, dass die Zukunft der russischen Rüstungsindustrie dem Terminator-3 der BMPT-Klasse gehört, der auf der Plattform des Armata basiert.

scr3

Terminator-3, künstlisch gerendert von Uralvagonzavod

Die Plattform des Armata soll einem 2016 durchgeführten Interview mit Vyacheslav Khalitov, dem stellvertretenden Leiter der Abteilung für Spezialfahrzeuge bei Uralvagonzavod, 2018 in Serienfertigung gehen. Die ersten T-14 und T-15 sollen der russischen Armee aller Voraussicht nach sogar schon früher zur Verfügung stehen, da 70 Armata-Panzer bereits 2017 in Produktion gehen werden.

Die vollständige Produktion, die 2018 beginnt, soll jährlich 120 Panzer hervorbringen. Letztlich wird die Zeit zeigen, ob diese Zahlen überhaupt realistisch sind, da die Vorbereitung einer jeden Massenfertigung ein enormes Unternehmen darstellt. Die russische Armee testet aktuell 20 vorproduzierte T-14 Armata-Panzer.

Der Terminator-3 ist das aktuellste Fahrzeug der Armata-Serie, das sich laut öffentlicher Stellungnahme von Uralvagonzavod in Entwicklung befindet. Früheren Veröffentlichungen zufolge gehört zur zukünftigen Bewaffnung eine 57-mm-Maschinenkanone. Während dies nie offiziell bestätigt wurde, vermuteten die russischen Medien, dass das Geschützmodul für den Terminator-3 in Wahrheit der bereits bekannte AU220M Bajkal ist. Russischen Quellen zufolge ist dessen 57-mm-Kanone dank ihrer neu entwickelten panzerbrechenden Munition nicht nur in der Lage, weiche Ziele, sondern sogar die Seitenpanzerung von Kampfpanzern zu durchschlagen. Darüber hinaus kann dieses Waffensystem auch gegen feindliche Helikopter und niedrig fliegende Flugzeuge eingesetzt werden.

scr4

AU220M 57mm Turm

Das Konzept des Terminator-3 basiert augenscheinlich auf den zuvor genannten Erfahrungen aus den Konflikten in der Ukraine und in Syrien, wo selbst überholte russische Panzer mit ERA trotz passivem Schutz und ausgezeichneter Ausbildung durch mehrfachen Beschuss mit Lenkflugkörpern außer Gefecht gesetzt werden.

Ruslan Pukhov glaubt, dass der Panzer von morgen (im allgemeinen) besser gegen diese Art der Bewaffnung gewappnet sein muss und dass die schwer gepanzerte BMPT-Fahrzeugklasse sich ideal dafür eignet. Fahrzeuge ohne großkalibrige Kanonen eignen sich besser für den Einsatz gegen Infanterie, diese müssten sich jedoch darauf verlassen, dass Lenkflugkörper feindliche Geschütze kampfunfähig machen. Der Schlüssel zum Erfolg eines solchen Fahrzeug liegt in der Entwicklung moderner Sensoren und Optiken, die feindliche Infanterieeinheiten bereits im Vorfeld erkennen können. Es ist daher durchaus denkbar, dass es in zukünftigen Rüstungsrennen nicht um Panzerung und Raketen, sondern um Infanterietarnung und Panzersensoren mit Anti-Infanterie-Funktionen (wie moderne Air-Burst-Munition) gehen wird.

Ob dieses zukünftige Panzerkonzept irgendwann übernommen wird, bleibt abzuwarten - so wie die Zukunft des Terminator-3. Über das Kaliber der Bewaffnung sind bislang nur wenige weiterreichende Informationen bekanntgegeben worden, die Montage einer solchen Waffe auf der Plattform des Armata wäre jedoch nur ein konsequenter Lückenfüller zwischen dem schweren SPz (30mm) und der KPz-Variante (125mm).

Nach oben

Sei dabei!