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In Entwicklung: OT-64 COBRA

Der MTW OT-64 galt im Jahr 1990 als überholt. Sein Schutzfaktor und seine Feuerkraft waren ausreichend für die Bedrohungen der 1960er- und 70er-Jahre, doch drei Jahrzehnte später dachte man in den Herstellerländen Polen und Tschechoslowakei (ab 1993 die Tschechische und die Slowakische Republik) bereits über einen besser geschützten Ersatz mit erhöhter Feuerkraft nach. Angesichts der 6000 bis dato produzierten Fahrzeuge entschied man sich, gut erhaltene Exemplare zu modernisieren oder für andere Zwecke einzusetzen.

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OT-90

Zu der zweiten Kategorie gehörte der Bau des wenig erfolgreichen MTW OT-90 in den Jahren 1990/91, bei dem 620 OT-64-2A-Türme mit schweren 14,5-mm-KPVT-Maschinengewehren auf tschechoslowakische BMP montiert wurden. Die Gründe für die Konstruktion eines derart seltsamen Hybriden waren überwiegend politischer Natur - 1990 unterschrieb die Tschechoslowakei zwei internationale Abkommen, die das Land dazu verpflichteten, die Anzahl seiner MTW, SPz und anderer Panzer zu reduzieren.

Da zu dem Zeitpunkt sehr viele BMPs ihren Dienst in der CSFR verrichteten, wurde eine Reihe von ihnen modifiziert, indem man ihre Türme durch OT-64-2A-Türme ersetzte und so MTW aus ihnen machte (den Abkommen nach galten SPz mit Waffen unter 20-mm-Kaliber und ohne Raketenwerfer als MTW). Das Resultat war ein erfolgloses Fahrzeug mit schwacher Fahrleistung, die durch eine ungünstige Verlagerung des Schwerpunkts im Zuge der überhasteten Umsetzung des Projekts bedingt wurde. Von den tschechoslowakischen Militärs wurde das Fahrzeug als Havels Tiger (Havlův Tygr) verspottet, wahrscheinlich als Anerkennung der Rolle, die Präsident Václav Havel bei seiner Entwicklung gespielt hatte.

Slowakische Pioniere nutzten die OT-64 bei ihrem Einsatz als Teil der UN-Friedenstruppen in Eritrea und Äthiopien 2000 und 2001. Die OT-64 wurden von VOP Trenčín für den Einsatz in großen Höhen umgebaut, so etwa durch Einführung einer modifizierten Ölkühlung. Die so umgebauten Fahrzeuge wurde in Höhenlagen über 2000 Metern eingesetzt, hatten jedoch immer noch mit Überhitzungsproblemen des Motors und des Laufwerks zu kämpfen. Mehrere Exemplare wurden an das kenianische Kontingent in der Stadt Assab verkauft, wo sie jedoch aufgrund schlechter Wartung und sorgloser Handhabung ziemlich schnell schrottreif gefahren wurden.

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OT-64 im Dienst in Kenia

Wie bereits erwähnt, ließ auch die Feuerkraft des OT-64 2A sehr zu wünschen übrig. Um dieses Problem zu beheben, wurden in den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren mehrere Projekte entwickelt. Eines der interessantesten war dabei das slowakische Modell OT-64 COBRA.

Anders als das polnisch-tschechoslowakisch Original, war der COBRA eine rein slowakische Kampfwertsteigerung. Er bestand aus einer OT-64-Wanne und einem COBRA-Turm mit niedrigem Profil (die offizielle Bezeichnung lautete 2A42 - COBRA), der bei ZŤS Špeciál Trenčín entwickelt und gebaut wurde.

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OT-64 COBRA

Der Ein-Mann-Turm mit niedrigem Profil wurde in den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren entwickelt. Seine offizielle Vorstellung erfolgte 2001. Er sollte die Feuerkraft mehrerer Fahrzeuge verbessern, darunter die des OT-64, des BMP-1, des BTR-70 und des Pandur II. Das Waffensystem konnte sowohl gegen Boden- als auch Luftziele eingesetzt werden.

Die Bewaffnung des Turms bestand aus einer modifizierten sowjetischen 30-mm-Kanone vom Typ Shpunov 2A42, wie sie bei vielen anderen sowjetischen Fahrzeugen eingesetzt wurde (etwa beim BMP-2). Dem Geschütz wurde das leichte koaxiale 7,62-mm-Maschinengewehr PKT zur Seite gestellt. Beide Waffen waren stabilisiert. Die Hauptwaffe war darauf ausgelegt, leicht gepanzerte Ziele (meist SPz) auf ca. 1000 Meter Entfernung anzugreifen, während das leichte Maschinengewehr gegen Antipanzereinheiten und Infanterie auf kurze Distanz eingesetzt werden sollte. Die Feuerrate des Hauptgeschützes konnte entweder auf 250 Schuss pro Minute oder 500 Schuss pro Minute festgelegt werden.

Beide Waffen konnte man auf +50 Grad angehoben (+58 bei manueller Bedienung) und auf -4 Grad senken. Die Turmschwenkung des Turms mit einem elektrischem Antriebssystem betrug 30 Grad pro Sekunde, die Heb- und Senkungsrate des Turms - 20 Grad pro Sekunde. Der Richtschütze saß links von der Hauptwaffe und verwendete zum Zielen das stabilisierte periskopische Tag/Nachtsichtsystem BPK-2.

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COBRA Turm, 2003

Die Feuerkraft konnte je nach Wunsch des Kunden durch die Installation eines ATGM-Werfers vom Typ 9K111 Konkurs erhöht werden.

Der aus Panzerstahl und Glasfaserverkleidung bestehende Turm hielt Frontaltreffern schwerer 15,5-mm-Maschinengewehre stand (soweit sie in einem 45°-Winkel zur vorderen Turmachse auftrafen) und 7,62-mm-Treffern im übrigen Bereich. Der Schutz wurde durch die Installation der Nebelmittelwurfanlage 902V Tucha mit 6 Werfern nochmals erhöht. Der Turm besaß eine autonome Luftfilterung und ein separates Überdrucksystem, das den Schützen vor ABC-Angriffen schützte. Das Gewicht des Turmsystems betrug 1100 kg.

Der OT-64-COBRA-Prototyp von 2001 wurde weiter modifiziert, indem man die Kapazitäten des Elektrogenerators erhöhte, um den Energiebedarf des Turms besser zu decken.

Der Turm wurde seit 2003 mehrmals öffentlich vorgeführt und auf unterschiedliche Fahrzeuge montiert, konnte jedoch kein Interesse bei potenziellen Käufern wecken und ging nicht in Serienproduktion. Dessen ungeachtet wurde die Entwicklung des COBRA fortgeführt.

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DVK-30 Turm

Eine verbesserte, abermals von ZŤS Špeciál gebaute Version des COBRA-Turms wurde 2011 unter dem Namen DVK-30 vorgestellt. Sie weist im Vergleich zum alten Modell einige Änderungen auf:

  • Der Turm ist ca. 100 kg schwerer
  • Die maximale Feuerrate der 2A42 wurde auf 550 Schuss pro Minute erhöht
  • Überarbeitete Nebelmittelwurfanlage
  • Verbessertes Richtschützenvisier BPK-2-42

Ähnlich wie sein Vorgänger, kann auch der DVK-30 mit einem Raketenwerfer ausgestattet werden und ist kompatibel mit vielen Wannentypen, angefangen beim OT-64, bis hin zur BTR-Serie und weitreichend modifizierten Fahrzeugen, wie dem Excalibur Army BMP-MEXCA. Eine neue Option besteht darin, die ältere 30-mm-2A42-Kanone durch die moderne 30-mm-Maschinenkanone Excalibur Army CZ30 zu ersetzen. Das DVK-30-System wird immer noch von ZŤS angeboten, auch wenn bislang (September 2016) keine konkreten Aufträge bestätigt wurden.

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