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In Entwicklung: T-72M2 Wilk

Gastautor Michael Kizeweter, ein polnischer Panzerfan und in seiner Eigenschaft als Experte Ratgeber für das Entwicklerteam von Armored Warfare, erzählt uns mehr über die Geschichte des T-72M2 WILK.

Bis in die frühen 1980er Jahre waren die Streitkräfte der Volksrepublik Polen, ähnlich wie ihre nicht sowjetischen Verbündeten des Warschauer Pakts, wie Ostdeutschland und die Tschechoslowakei, auf den T-55A als primärer Kampfpanzer beschränkt. Erst als die Sowjetunion es für angebracht hielt, ihren Verbündeten ebenfalls die Nutzung neuerer Designs zu erlauben, änderte sich dies. Polen und die Tschechoslowakei erhielten daraufhin in ihrer Eigenschaft als zuverlässige Waffenlieferanten der anderen Länder des Warschauer Pakts die Produktionslizenzen für den T-72 sowie die technischen Unterlagen, um sofort mit der Produktion beginnen zu können.

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T-72M2 Wilk

Wir müssen uns bewusst machen, dass sowjetische Exportwaffen stets in zwei unterschiedlichen Ausführungen auf den Markt kamen: eine für "zuverlässige" Mitglieder des Warschauer Pakts und eine für alle anderen (insbesondere für befreundete arabische Staaten).

Polen begann 1981 mit der Herstellung der T-72M-Variante. Diese Variante, die von der Sowjetunion für den Export entwickelt worden war, lässt sich wohl am besten als Mischung zwischen dem ursprünglichen T-72 Ural und dem T-72A beschreiben. Nur wenige Jahre später, 1986, wurde der Panzer durch den enorm verbesserten T-72M1 ersetzt, bei dem es sich in jederlei Hinsicht praktisch um eine vollständige Kopie des ursprünglichen T-72A handelte. Beide Varianten rollten im Werk Bumar-Łabędy Mechanical Works in Gleiwitz vom Band (Zakłady Mechaniczne Bumar-Łabęd).

Gerade als die Produktion begann, wurde der T-72M1 für den Kampf auf dem modernen Schlachtfeld aussortiert. Besonders hinsichtlich der KPz der nächsten Generation, die von den westlichen Staaten eingeführt wurde, war das Gefährt nicht mehr wettbewerbsfähig. Der Leopard 2 der Westdeutschen Streitkräfte sowie der M1 Abrams der Amerikaner entpuppten sich als wesentlich eindrucksvoller, als frühere westliche Panzer, denen die sowjetischen Fahrzeuge während des Kalten Krieges gegenüberstanden.

In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre rief man in Polen ein Programm ins Leben, das die Kampffähigkeiten der Panzertruppen steigern sollte. Bei diesem Programm standen zwei Aspekte im Vordergrund:

  • Erstens, die Verhandlungen für eine neuere T-72-Variante mit der Sowjetunion aufzunehmen.
  • Zweitens, die Mittel zu entwickeln, um im eigenen Land den T-72M1 auf Grundlage technischer Fortschritte der polnischen Industrie zu modernisieren.

Dem ersten Ansatz folgend wurden 1988 formell die Verhandlungen begonnen. Polen hätte vermutlich eine Lizenz für eine Kopie der Variante des T-72B KPz namens T-72S erhalten, die der Version ähnelte, die man 1990 in Form von Bausätzen an den Iran verkaufte. Leider wurden die Verhandlungen 1989/1990 aus verschiedenen Gründen eingestellt.

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T-72M2 Wilk

Dem zweiten Ansatz folgte, unterstützt durch die polnische Industrie, die erfolgreiche Integration von einheimischen Technologien in Gestalt des T-55AM-Modernisierungspakets für den T-55A (woraus der T-55AM "Merida" und dessen Varianten resultierten). Basierend auf diesen Erfolgen begann man in Polen, selbst verschiedene Optionen für die Modernisierung des T-72M1 zu entwickeln.

Die Abteilung für Forschung und Entwicklung des Verteidigungsministeriums (Departament Rozwoju i Wdrożeń MON) beauftragte das OBRUM F&E Zentrum (Ośrodek Badawczo-Rozwojowy Urządzeń Mechanicznych OBRUM) damit, ein Projekt für diesen Zweck ins Leben zu rufen. Das Projekt erhielt den Namen "WILK", was auf polnisch "Wolf" bedeutet. Ziel des Projekts war es, ein Mittel zu entwickeln, mit dessen Hilfe die Panzer so modernisiert werden konnten, dass die Arbeiten auch von weniger gut ausgestatteten Werkstätten der jeweiligen Panzereinheiten durchgeführt werden konnten.

Hauptaugenmerk lag dabei auf einer erhöhten Widerstandsfähigkeit durch:

  • Erhöhte Mobilität
  • Erhöhter Schutz
  • Verbesserte Nachtkampffähigkeit

Bei diesem Projekt waren zahlreiche Organisationen beteiligt, wie beispielsweise:

  • das Militärinstitut für Rüstungstechnologie in Zielonka (Wojskowy Instytut Techniczny Uzbrojenia)
  • die WOLA Maschinenfabrik in Warschau (Zakłady Mechaniczne Wola)
  • das Zentrum für industrielle Optik in Warschau (Przemysłowe Centrum Optyki)
  • die Technische Militärakademie in Warschau ((Wojskowa Akademia Techniczna)

Als das kommunistische Regime 1989 fiel und die Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des Warschauer Pakts eingestellt wurde, stand Polen schließlich alleine da, woraufhin der Modernisierung des T-72M1 mithilfe inländischer Technologien größere Bedeutung zukam.

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T-72M2 Wilk

Irgendwann zwischen 1987 und 1990 wurden durch das OBRUM F&E-Zentrum drei funktionale Prototypen auf Grundlage der Dokumentation des WILK-Projekts mit drei individuellen Plattformen fertiggestellt:

  • T-72A
  • T-72M1
  • T-72M1D (Kommandovariante des T-72M1)

1990 wurden diese drei Prototypen mit Prototypen der DRAWA FLA (SKO DRAWA) ausgestattet.

Darüber hinaus wurden die folgenden Änderungen und Modernisierungen an den ursprünglichen Panzern vorgenommen:

  • einheimische ERAWA-1 ERA für die Wannenfront des Panzers
  • völlig neue Seitenschürzen aus Stahl
  • SSC OBRA-1 Laserwarnsystem
  • Passive Nachtsichtgeräte der zweiten Generation für alle Crewmitglieder
  • digitaler DRAWA FLA-Prototyp
  • Computer für Kanonenstabilsationsdiagnose
  • Unspezifische Änderungen am Getriebe
  • Neuer S-12U Dieselmotor mit 850 PS (der aus dem russischen V-46-6 Dieselmotor hervorging)
  • WPD-1 Tellur und WWGD-1 Erb Rauchgranatenwerfer

Im Juli 1991 beschloss Polen nach der erfolgreichen Begutachtung der vorgenannten Fahrzeuge, weiter in diese Entwicklung zu investieren. Das WILK-Projekt wurde abgeschlossen und ein weiteres begonnen, das schließlich zur Entwicklung des PT-91 TWARDY Kampfpanzers führte, der eine Zeit lang zu einem der modernsten Kampfpanzern der polnischen Streitkräfte zählte. Dank des WILK-Projekts musste man bei der Entwicklung des PT-91 nicht von vorne anfangen. Die vollfunktionsfähigen PT-91-Prototypen waren bereits 9 Monate funktionsfähig, nachdem man das neue Projekt ins Leben gerufen hatte.

Einer der WILK-Prototypen mit der Bezeichnung T-72M2D WILK (der als Bezugsgrundlage für den T-72M2 WILK fungierte, der bald bei Armored Warfare implementiert wird) ist Teil der Sammlung um den Feldhetman der polnischen Krone, Stefan Czarniecki, die sich im Museum der Panzertruppen, im Trainingszentrum der Bodentruppen in Posen. Auch wenn er aktuell nicht für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich ist, wird der T-72M2D WILK hoffentlich 2018 ausgestellt werden, sobald der Umzug des Museums abgeschlossen ist.

Bei Armored Warfare tritt der Prototyp des T-72M2 WILK als Premiumfahrzeug in Erscheinung.

Wir hoffen, dass er euch gefällt und man sieht sich auf dem Schlachtfeld!

Quellen:

  • Nowa Technika Wojskowa #5/1993
  • Nowa Technika Wojskowa #5/2009
  • Poligon #3/2013
  • OBRUM-Website
  • Website/Facebookseite des Museums der Panzertruppen, im Trainingszentrum der Bodentruppen des Feldhetmans der polnischen Kronte, Stefan Czarniecki, in Posen
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