Der Kampfpanzer Type 96 stellt die ultimative Evolution der zweiten Generation chinesischer KPz dar, die mit dem Type 80 begann und in zwei parallel verlaufenden Entwicklungslinien mündete:
- Type 88 für den Einsatz in China (mehrere Hundert gebaute Exemplare)
- Type 85 für den Export (hauptsächlich nach Pakistan exportiert)
Der Type 96 war für den Einsatz in China gedacht, seine Wurzeln liegen jedoch in einer Mischung aus den beiden oben genannten Entwicklungslinien, insbesondere beim Type 85-III.
Type 96-Prototyp
Der Type 85-III stellte den letzten Entwicklungsschritt der Type-85-Exportlinie dar. Der Prototyp wurde auf Basis der für Pakistan entwickelten Exportversion Type 85-IIM entwickelt. Er wurde, ebenso wie die vorangegangenen Type-85-Varianten, von NORINCO im Jahre 1993 entwickelt, verfügte jedoch über eine Vielzahl von Verbesserungen gegenüber dem älteren Type 85-IIM, darunter:
- Einen neuen, 1000 PS starken Turbodieselmotor (dank dieses Upgrades blieb die Leistung des Fahrzeugs trotz des auf 44 Tonnen angestiegenen Gewichts gleich)
- Neues Getriebe, wie es auch beim T-72 verwendet wurde
- Neues ERA-Paket
Wie bei chinesischen Panzern üblich gibt es auch über den Type 85-III kaum verlässliche Informationen. Der Panzer wurde seit 1994 auf dem internationalen Markt angeboten, jedoch ohne sonderlichen Erfolg. In Pakistan nahm er 1995 an vergleichenden Testreihen gegen den ukrainischen KPz T-84. Während dieser Vergleichsläufe schnitten beide Panzer ähnlich gut ab, wobei der Type 85-III eine etwas bessere Kanone besaß. Allerdings wurde zu jener Zeit der T-80UD bereits in Serie produziert, während der Type 85-III sich erst in der Prototypphase befand und mit „Zahnungsproblemen“ zu kämpfen hatte. So war etwa der Treibstofftank wegen der chinesischen Anforderungen zu klein geraten. Aufgrund der hohen Temperaturen während der Testläufe versagte auch die Ölschmierung, was zu Motorausfällen führte. Am Ende wurde der T-80UD zum Sieger erklärt, von dem Pakistan im Anschluss 320 Einheiten bestellte, die zwischen 1997 und 2002 planmäßig geliefert wurden.
Aufgrund dieses herben Rückschlags stellte man die Vermarktung des Type 85-III größtenteils ein. Die Entwickler hielten zu ihrem Panzer und behaupteten, dass er sich in Sachen Kampfwert mit Vertretern der russischen T-80- und T-90-Serien messen konnte. Und eben an dieser Stelle begann die Geschichte des Type 96.
Type 96
Der Golfkrieg von 1991 mit seiner Dezimierung der irakischen Streitkräfte übte eine verheerende Schockwirkung auf das chinesische Militär aus. Chinesische Militärexperten waren sich zwar auch vorher der Tatsache bewusst, dass ihre Ausrüstung veraltet war, doch das Ausmaß der Verwüstung übertraf selbst die pessimistischsten Vorhersagen. Als Reaktion wurde die Entwicklung eines neuen Kampfpanzers der dritten Generation vorangetrieben. Allerdings will gut Ding Weile haben und so wandten sich die Chinesen ihrem besten bis dato entwickelten Panzerfahrzeug zu – dem Type 85-III Prototyp.
Das Projekt wurde 1996 offiziell genehmigt, mit einigen Modifikationen versehen und Type 96 Kampfpanzer genannt. In China ist es auch unter der alternativen Bezeichnung Type 88C bekannt, was sich an die heimische Type-80-Serie anlehnt. Die Basis stellt das Prototypmodell des Type 85-III dar, das auf das Mindeste reduziert wurde, um höchste Zuverlässigkeit zu gewährleisten.
Aus diesem Grund ähnelt der Type 96 mehr dem Type 85-IIM, als dem Type 85-III, verfügt zwar über den geschweißten Turm und die 125-mm-Kanone, nicht jedoch über das ERA-System und den aufgewerteten 1000-PS-Motor.
In seiner ursprünglichen Form wog das Fahrzeug 41 Tonnen und besaß eine Drei-Mann-Besatzung (Kommandant, Richtschütze und Fahrer).
Der Schutzfaktor glich in etwa dem des Type 85-IIM. Der Turm bestand aus Verbundpanzerung ohne ERA. Die komplett aus Stahl gearbeitete Wanne wurde mit zusätzlicher Verbundpanzerung versetzt. Laut Handbuch verfügt das Fahrzeug über folgende Schutzstufen:
- Der Frontalschutz der Wanne gleicht 380 mm RHAe gegen kinetische Geschosse und 600 mm gegen HEAT-Geschosse (vergleichbare Werte des T-72M1 liegen bei 360 mm und 500 mm)
- Die Schutzwerte des Turms liegen bei 450 mm RHAe gegen kinetische Geschosse und 850 mm gegen HEAT (beim T-72M1 sind es 410 bzw. 500 mm)
Die Seiten hingegen sind mit lediglich 50 mm Stahl nur sehr dünn gepanzert. Sie wurden mit Gummischürzen verstärkt, die ihnen einen gewissen Schutz gegen HEAT-Projektile verliehen.
Type 96
Das Fahrzeug wurde von einem 730-PS-Turbocharger-Dieselmotor vom Typ 12150ZLC V12 angetrieben, der es auf 57 km/h beschleunigte (die Geschwindigkeit im Gelände betrug allerdings nur 32 km/h). Das Getriebe war dasselbe, wie beim Type 85-III.
Wie der Type 85-IIM war das Fahrzeug mit einer automatisch geladenen ZPT-98A 125-mm-Glattrohrkanone L/48 ausgerüstet (eine Kopie der 2A46, die einem in Rumänien gekauften T-72 entstammte). Als Hauptprojektil wurde ein von NORINCO entwickeltes, 1730-m/s-APFSDS-Geschoss verwendet, dass angeblich 500 mm RHAe auf bis zu 2 km Entfernung durchschlagen konnte. Darüber hinaus konnte der Panzer standardmäßige 125-mm-Geschosse des Warschauer Pakts abfeuern.
Die Feuerrate der Kanone betrug ca. 7 Schuss pro Minute. Die maximale Rohrsenkung betrug -5 Grad bei frontaler Ausrichtung und -2,6 Grad nach hinten, die Rohrhebung +13,5 Grad nach vorn und +15,9 nach hinten. Das Fahrzeug führte 41 Patronen mit sich (22 im Autolader und 19 in der Wanne). Die fortschrittliche Feuerleitanlage (ISFCS-212) war die gleiche, wie beim Type 85-IIM.
Nach erfolgreich abgeschlossenen offiziellen Tests begann die Produktion des Type 96 im Jahr 1997. Bis 2005 wurden um die 2000 Fahrzeuge produziert, auch wenn die Hälfte die modernisierte Variante Type 96A ausmacht, die in einem separaten Artikel beschrieben wird. Aktuell betreibt die Volksbefreiungsarmee noch geschätzte 1000 Einheiten des älteren Typs.
Type 96
Kurioserweise hat rund ein Dutzend dieser für den einheimischen Einsatz gedachten Fahrzeuge seinen Weg in den Sudan gefunden, wahrscheinlich zwischen 2006 und 2007. Dort nahmen sie auf Seiten der Regierung im Kampf gegen südsüdanesische Truppen teil und setzten dabei mehrere T-72 außer Gefecht (darunter auch einen T-72AV). Auf jeden Fall sind zu diesem Rüstungsgeschäft keine Einzelheiten bekannt. Anzumerken wäre allerdings, dass der Ausgang solcher Zusammenstöße eher von dem Geschick der Besatzungen abhängt, als von der geringen Überlegenheit des Type 96 gegenüber älteren T-72-Modellen, da die beiden Panzer in Sachen Kampfkraft generell gleichauf sind.
Bei Armored Warfare wird der Type 96 ein reguläres Fortschrittsfahrzeug sein, während seine Varianten als Belohnungs- oder Premiumfahrzeuge auftauchen werden.
Weitere Einzelheiten zu den einzelnen Varianten werden wir euch in kommenden Artikeln vorstellen!