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Israelische Panzermythen - Teil 1

Ein Gastbeitrag von Life_in_Black, seines Zeichens angesehenes Mitglied der Community

Die israelischen Panzertruppen gehören ohne Zweifel zu den Besten der Welt und das nicht erst seit heute. Mehrere siegreiche Kriege, die teilweise gegen übermächtige Gegner geführt und gewonnen wurden, ließen eine Vielzahl von Mythen über israelische Panzer und deren Besatzungen entstehen. Die meisten davon ranken sich um die Bezeichnungen der israelischen Fahrzeuge im Allgemeinen, während die anderen deren Leistung betreffen. Hier ist der erste Teil.

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M-50 Sherman

Mythos Nr. 1: M-50 und M-51 Shermans sind als Super Shermans bekannt gewesen.

M-50 und M-51 Shermans sind niemals als Super Shermans bekannt gewesen. Ungeachtet dessen, was Euch die meisten Bücher und Modellbaufirmen weismachen wollen, waren die einzigen Namen, die der M-50 und der M-51 jemals hatten, M-50 und M-51 gewesen. Man belegte sie nicht mit irgendwelchen ausgefallenen Titeln oder besonderen Namen, sie hießen einfach M-50 und M-51 und erhielten ihre Bezeichnung nach der Art ihrer Bewaffnung. Der Name Super Sherman bezieht sich exklusiv auf ca. sechzig mit einer 76-mm-M1A1/M1A2 bewaffneten M4A1 und M4A3 Shermans (in Israel unter der Bezeichnung M-1 in den Dienst gestellt), die 1956 von Frankreich erworben wurden, um die israelische Panzerflotte zu verstärken. Diese Shermans erhielten den Namen Super Sherman zu Ehren der 76-mm-Kanone.

Mythos Nr. 2: Der M-51 wurde Isherman genannt - eine Abkürzung für Israelischer Sherman.

Der M-51 wurde zu keinem Zeitpunkt Isherman genannt, ebenso wenig wie Super Sherman. In Israel hieß er einzig und allein M-51. Isherman klingt eher so, als ob sich Apple einer Kampfwertsteigerung des Shermans angenommen hätte - "Jetzt in einem Stützpunkt in Eurer Nähe - der iSherman!"

Ich nehme an, dass der Name Isherman wieder einmal die Erfindung einer Modellbaufirma gewesen ist, die eingesehen hat, dass es wenig macht, sowohl den M-50, als auch den M-51 als Super Sherman zu bezeichnen, wenn man Verwirrung im Bestand vermeiden möchte.

Mythos Nr. 3: Für den M-51 wurde nur das M4A1-Fahrgestell verwendet.

Das M4A1-Fahrgestell mit seinem vergleichsweise geräumigen Innenraum war zwar das gebräuchlichste, jedoch nicht einzige Wannenmodell, das für den M-51 verwendet wurde. Ein kleiner Teil der M-51-Einheiten nutzte stattdessen M4A3-Fahrgestelle, auch wenn sich nicht genau rekonstruieren lässt, ob deren Verwendung auf fehlende M4A1-Wannen zurückzuführen war, oder ob sie schneller zur Stelle waren, wenn es darum ging, beschädigte Wannen zu ersetzen.

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M-51 Sherman mit M4A3-Wanne

Mythos Nr. 4: Die 105-mm-Kanone des M-51 ist der Länge nach eine L/44 gewesen und hieß D-1504.

Nahezu jede Quelle behauptet, die Kanone des M-51 wäre eine 105-mm-Kanone vom Typ D-1504 mit einer Länge von 44 x 105 mm gewesen (was der Klassifikation L/44 entspricht), was jedoch nicht exakt de Fall ist. Schuld daran ist wohl die Tatsache, dass die Franzosen innerhalb von wenigen Jahren mehrere unterschiedliche 105-mm-Geschütze produzierten und jedes dieser Geschütze mit mehreren Namen belegt wurde.

So ist etwa die 105 mm D-1504 auch unter dem Namen 105 mm CN-105 57 bekannt, was sie als 105-mm-Kanone aus dem Jahr 1957 kennzeichnet. Diese Kanone entstand vier Jahre vor der M-51, deren Entwicklung 1961 begann. Desweiteren ist die 105-mm-Kanone des M-51 eine verkürzte Version der 105 mm L/56 aus dem AMX-30, die zur selben Zeit entwickelt wurde, wie das M-51-Projekt. Ein Freund von mir aus Israel, den diese Frage schon seit längerem beschäftigte, besuchte das Yad-Lashiryon-Panzermuseum in Latrun und machte einige Bilder von dem dort ausgestellten M-51:

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Ganz richtig, die 105-mm-Kanone des M-51 ist in der Tat die D-1508, nicht die D-1504. Die D-1508 ist eine 105mm L/51 Kanone (51 x 105 mm in Länge), die im Vergleich zu der ursprünglichen 105 mm CN-105 F1 eine Mündungsgeschwindigkeit von 915 m/s erreichte (die CN-105 F1 kam auf 1000 m/s).

Die D-1504 besaß eine Mündungsgeschwindigkeit von 800 m/s. All drei 105-mm-Kanonen verfügten über dieselbe Munition.

Kurzum nutzte der M-51 die 105 mm L/51 D-1508 und nicht die D-1504, wie meist behauptet.

Mythos Nr. 5: Die M-51 haben gegnerische T-62 während des Jom-Kippur-Krieges auf lange Distanzen außer Gefecht gesetzt.

Das ist ein weiterer Mythos, der von Zeit zur Zeit auftaucht, wenn die Rede von israelischer Ausrüstung und den herausragenden Eigenschaften israelischer Besatzungen die Rede ist. Ich habe Leute behaupten hören, der M-51 hätte feindliche T-62 auf 1500 bis 2000 Meter ausgeschaltet, was zwar beachtlich klingt und den Fokus der israelischen Panzertruppen auf Distanzangriffe unterstreicht, so jedoch niemals geschehen ist.

Es gilt zwar als sicher, dass die HEAT-Munition der 105-mm-D-1508-Kanone die Panzerung des T-62 durchschlagen konnte, jedoch nicht auf derart extreme Entfernungen. Aus diesem Grund wurde die israelische 60-mm-HVMS entworfen, die T-62 auf 2500 Meter außer Gefecht setzen konnte.

Chile erwarb die 60-mm-HVMS aus eben diesem Grund.

Mythos Nr. 6: Die chilenischen M-50 mit der 60-mm-HVMS wurden M-60 genannt.

An dieser Stelle muss ich zugeben, diesen Mythos in der Vergangenheit selbst verbreitet zu haben, weil es sonst keine andere Möglichkeit gibt, den für Chile modifizierten M-50 von einem regulären zu unterscheiden. Weder in Israel, noch in Chile wurden diese modifizierten Fahrzeuge M-60 genannt, sie behielten die Bezeichnung M-50 im Verlauf ihrer gesamten Laufzeit bei.

Mythos Nr. 7: Die Besatzung des IDF Sherman bestand nur aus vier Mann.

Das ist ein geläufiges Missverständnis aufgrund der vielen Bilder israelischer Shermans ohne Bug-MGs. Auch wenn es durchaus möglich ist, dass Shermans stellenweise mit vier statt fünf Besatzungsmitgliedern unterwegs waren, sei es aus Personalmangel, Verlusten oder anderen Umständen, ist der Sherman immer für eine 5er-Besatzung ausgelegt gewesen.

Dafür gibt es auch an anderer Stelle Beweise. Die IDF-Essensrationen (Manot Krav - Kampfnahrung) waren für Panzerbesatzungen konzipiert und enthielten genug Essen für fünf Mann - die Besatzung eines Sherman-Panzers. Nach der Ausmusterung des Sherman wurde der Inhalt auf vier Portionen reduziert, weil die übrigen israelischen Panzer über 4er-Besatzungen verfügten.

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Ein Foto des 5er-Manot-Krav aus dem Jom-Kippur-Krieg in 1973

Mythos Nr. 8: Eroberte ägyptische IS-3 erhielten neue Motoren aus eroberten T-54.

Ein weiterer Mythos, der sich hartnäckig hält, ist der von eroberten ägyptischen IS-3, deren abgegriffene Motoren mit denen aus eroberten T-54 ersetzt wurden. Es klingt durchaus plausibel, dass man alte und kaputte Motoren mit anderen ersetzt, die gerade zur Hand stehen. Doch beim näheren Hinsehen wird die Sache problematisch.

Das erste und wichtigste Problem ist die Tatsache, dass die eroberten IS-3 zu der IS-3M-Variante gehörten, zu deren Aufwertung zur "M"-Klasse auch der Austausch der Originalmotoren durch eine Variante des T-54-Motors gehörte.

Als die Israelis diese IS-3M eroberten, verwendeten diese bereits den 520 PS V-54 Dieselmotor des T-54. Ersetzten die Israelis also einfach beschädigte IS-3M mit exakt denselben Motoren aus dem T-54? Davon können wir ausgehen. Wenn man also annimmt, dass die IS-3M bereits über die entsprechenden Motoren verfügten, dann sollte man dies nicht zu einer nennenswerten Modifikation seitens der israelischen Waffeningenieure aufbauschen.

Dafür gibt es auch noch andere Gründe. Zum einen nutzten die Israelis die IS-3M mehrere Jahre lang nur als statische Artillerie für indirektes Feuer im Sinai-Gebiet. Die Motoren dieser Fahrzeuge wurden komplett entfernt und der dadurch gewonnene Raum genutzt, um zusätzliche Munition aufzunehmen.

Wenn Israel den IS-3M wirklich als regulären Panzer in den Dienst seiner Panzertruppen hätte stellen wollen (auch wenn dieser in kleiner Anzahl erobert wurde), dann hätte man sich wohl für den Einsatz eines kräftigeren Motors entschieden, wie etwa den 810 PS AV-1790 aus einem der vielen von Jordanien erbeuteten M47 Pattons, die in Israel nie zum Einsatz kamen. In Israel schreckte man nicht davor zurück, neue Motoren mit alten Panzern zu kombinieren.

Mythos Nr. 9: Die modifizierten T-54/55 und/oder Samowar waren als Ti-67 bekannt.

Ich nehme stark an, dass auch dieser Name (wie so oft) die Erfindung einer Modellbaufirma ist. Was steht hinter der Bezeichnung Ti-67? Ti ist die Abkürzung für Tiran, den israelischen Namen für die sowjetischen T-54, T-55 und T-62. Die Zahl 67 bezieht sich auf das Jahr 1967, in dem Israel zum ersten Mal an T-54 und T-55 gelangte und in seinen Dienst stellte.

Das bedeutet, dass sich die Bezeichnung Ti-67 auf Tiran-Panzer und das Jahr bezieht, in dem sie erobert worden sind, nichts weiter als das. Damit sind also weder modifizierte T-54 und T-55 gemeint, noch das Samowar-Projekt, mit dem etwas ganz anderes gemeint ist.

Mythos Nr. 10: Nicht modifizierte T-54, T-55 und T-62 sind im israelischen Dienst als Tiran 1, 2 und 3 bekannt gewesen.

Die Bezeichnungen Tiran 1, 2 und 3 werden oft für nicht modifizierte T-54/55/62 benutzt, sei es von Panzerfans oder bei Wikipedia. Diese Namen sind jedoch komplett falsch und fiktional. Man betrachte sie nur aus der historischen Perspektive. Israel eroberte die T-54 und T-55 in 1967 und stellte sie anschließend unter den Namen Tiran 4 und Tiran 5 in den Dienst.

Wenn also nicht modifizierte Versionen Tiran 1 und Tiran 2 genannt wurden, dann hätte Israel nicht nur von der Existenz des T-62 wissen (was theoretisch durchaus möglich ist), sondern auch voraussehen müssen, dass es in der Zukunft T-62 erobern würde. Andernfalls müsste man nur von einem glücklichen Zufall reden, dass die Zahl 3 übersprungen und gleich mit der 4 begonnen wurde. Dazu wäre nicht einmal Uri Geller in der Lage.

Selbst das Dritte Reich konnte keine zukünftigen gekaperten Panzer voraussehen, was bei einem Blick auf die sogenannten "Kennblätter Fremden Geräts" für sowjetische Panzer offensichtlich wird:

Das 1933er T-28 Modell wurde als 746(r) bezeichnet, der T-34 als 747(r), während sich 748(r) auf das 1938er T-28 Modell bezog, und nicht etwa auf eine andere T-34-Variante. Die Namen Tiran 1, 2, und 3 machen aus historischer Sicht also keinen Sinn.

Was man außerdem beachten muss, ist dass Israel generell keine völlig neuen Bezeichnungen für andere Panzermodelle verwendete. Ein typisches Beispiel dafür ist der M-50. Sein Name bezog sich nur auf das Geschütz und zwar unabhängig von der verwendeten Wanne (bei dem M-50 kamen alle Sherman-Wannen zum Einsatz), ebenso machte es keinen Unterschied, ob der Benzinmotor Continental R-975 oder der Cummins VT8-460 Dieselmotor verwendet wurde, bzw. eine VVSS- oder eine HVSS-Federung - der Panzer hieß M-50.

Wenn nicht modifizierte T-54 und T-55 Tiran 1 und Tiran 2 geheißen hätten, dann wäre das auch weiterhin so geblieben und man hätte die Bezeichnung nicht bei der kleinsten Modifikation geändert. Zum Abschluss diese Themas sei noch gesagt, dass der einzige Unterschied, den die Israelis beim Tiran 4 und 5 vornahmen, im Falle der Aufwertung mit der 105-mm-L7/M68 geschah, was im Tiran 4Sh bzw. 5SH resultierte.

Andernfalls wurden die T-54, T-55 und T-62 ungeachtet aller Modifikationen Tiran 4. Tiran 5 und Tiran 6 genannt.

Quellen:

  • Israelische Shermans: "Tracing the History of the Sherman Tank in Israeli Service" von Thomas Gannon
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