Eintrag 10 – Das Leben im Camp
Ich lernte jede Menge in der folgenden Woche. Espinoza war im Grunde die Person gewesen, die die ganze Formation gegründet hatte. Sie war es gewesen, die alle Söldner für Perihelion angeheuert, die Struktur aufgebaut und die erforderliche Ausrüstung organisiert hatte. Die meisten der anwesenden Männer und Frauen waren Amerikaner, ehemalige Militärs, durchweg idealistisch und vor allem über die Richtung verärgert, in die sich ihr Heimatland bewegte.
Normalerweise bin ich nicht der Typ, der zu Optimismus neigt, aber das Gefühl der Hoffnung war im ganzen Camp zu spüren – „endlich tut jemand etwas“, vermischt mit „dieser Typ ist stinkreich, dass er es einfach draufhaben muss.“
Ich traf auch die Kommandanten, allesamt Veteranen mit dem einen oder anderen Ärmelstreifen. Der große Indianer entpuppte sich als Sioux aus Louisiana namens James Twocrows, aber alle nannten ihn einfach Jim, und es schien ihm nichts auszumachen – seine Autorität schien absolut zu sein. Damals kannte ich seine Geschichte noch nicht, aber er hatte definitiv die Ausstrahlung eines selbstbewussten Anführers, dem die Soldaten bis in die Hölle folgen würden. Ich war mir auch nicht ganz sicher, warum Espinoza an seiner Stelle „das Sagen“ hatte, aber alle schienen mit dieser Regelung einverstanden zu sein, allen voran die beiden.
Sie hatten auch viel gemeinsam, wie z. B. ihre Abneigung gegen Murdochs Wahl an Panzerfahrzeugen, von der sie annahmen, dass es nicht SEINE Wahl war, da er immer wieder behauptete, sehr wenig von militärischen Angelegenheiten zu wissen. Stattdessen glaubten sie, dass „irgendein Schwachkopf“ (also ich) ihn dazu überredet hatte. Deshalb bestand ihr liebster abendlicher Zeitvertreib darin, mit den Truppen am Lagerfeuer zu sitzen und darüber zu schimpfen, wie dumm es sei, russische Panzer in Amerika einzusetzen.
Sicher, in den Jahren des „Ausverkaufs“ waren sie erschwinglich gewesen, und es war auch nicht das „wirklich billige Zeug“, mit dem die Grenzgebiete überschwemmt wurden (verdammt, sogar die Polizei an der südlichen Grenze setzte einen Haufen alter Panzer ein), aber jeder hätte amerikanische Maschinen bevorzugt. Das wäre nur logisch, so die beiden, schließlich konnte man bei der Rekrutierung von Truppen in den USA davon ausgehen, dass sie mit amerikanischer Ausrüstung vertraut sein würden, was auch die Ausbildung erheblich verkürzen würde.
Und da waren sie, die beiden Unterstützungspanzer der BMPT-Serie, die niemand wirklich anfassen wollte. Ich als Terminator-Fan beanspruchte deshalb kurzum einen von ihnen für mich (den besseren natürlich) und wies den anderen der Reserve zu. Der Grund, warum alle so zurückhaltend waren, war die Tatsache, dass es für diese Kampfmaschinen keine entwickelten Taktiken gab. Die Army setzte diese Fahrzeugklasse überhaupt nicht ein, deshalb passten diese Ungetüme nirgendwo hin. Wir beschlossen deshalb, sie einfach als multifunktionalen Panzer zu verwenden. Fertig.
Die Fahrzeuge wurden in Schwarz (nicht meine Schuld!) und Dunkelgrau (auch nicht meine Schuld!) lackiert, waren bei meiner Ankunft bereits bis zu einem gewissen Grad individuell hergerichtet. Espinozas „Nightsinger“ trug ihre persönliche Note, ein wahres Kunstwerk, verziert mit den Bildern des Nachthimmels, eines dunklen Waldes, und einer Geisternachtigall, die den Weg erleuchtete.
Auch die anderen Panzer spiegelten ihre Besatzungen wider. Es gab eine irische Besatzung, die von einem Typen namens O'Sullivan oder so kommandiert wurde, dessen Challenger (einer der wenigen nicht-russischen Kampfpanzer) schwarz und grün mit verschiedenen irischen Insignien bemalt war. Ein anderer Panzer war mit karibischen Motiven lackiert – und so weiter. Niemand schien etwas dagegen zu haben.
Ich hatte weder eine eigene Crew noch einen offiziellen Posten. Alle akzeptierten mich einfach als „einen der Bosse“ (weil Espinoza und Twocrows ihnen das verklickert hatten), aber es gab hier ohnehin keine formellen Dienstgrade, nur Aufgaben. Wann immer mein Terminator zum Einsatz kam (ich nannte ihn Black Mamba, und zwar weil Giftschlangen cool sind, und nicht wegen meiner Vorliebe für bestimmte Frauen, wie Espinoza witzelte), wurden mir Crewmitglieder zugewiesen. Die Besatzungen wechselten regelmäßig, so dass jede Crew alle Fahrzeuge bedienen konnte. Das machte die Ausbildung schwierig und ineffizient, da es jedoch mehrere Fahrzeugtypen gab, war dieser Ansatz erforderlich. Was soll ich sagen, Söldner tun Dinge manchmal eben auf die harte Tour.