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Eintrag 8

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Eintrag 8 – Arizona

Wie sich herausstellte, sind Geschäftsflugzeuge nicht nur bequem, sondern auch schnell. Nach etwas mehr als zwei Stunden Flug wurde ich durch ein sanftes Anstupsen geweckt. Es war die Stewardess, die mir ein Getränk brachte und mich darauf aufmerksam machte, dass es nicht mehr weit war. Der Pilot holte alles aus der Maschine heraus, ich hätte niemals gedacht, dass sie zu solchen Geschwindigkeiten fähig sein würde. Das Flugzeug ging in den Sinkflug über, doch statt der erwarteten Skyline von Phoenix sah ich nur eine endlose rötliche Wüste, die mit silbernen und grauen Siedlungsspuren übersät war.

Als ich mit dem Essen fertig war, befand sich das Flugzeug bereits im Landeanflug auf etwas, das wie ein Armeestützpunkt aussah und sich unter uns erstreckte. Die Anlage war riesig, neben der Hauptlandebahn standen mehrere Reihen von Militärflugzeugen, die vom Servicepersonal umschwärmt wurden. In diesem Augenblick bemerkte ich, dass wir nicht allein waren. Zwei dunkelgraue, raubtierähnliche Umrisse verfolgten uns und spiegelten jede unserer Bewegungen.

Ich hatte in meinem Leben schon viele interessante Dinge gesehen, aber von zwei F-16-Kampfjets eskortiert zu werden, gehörte nicht dazu. Ich war mir nicht sicher, ob sie zur Nationalgarde von Arizona oder zur U.S. Air Force gehörten, aber beides verhieß nichts Gutes. Die Flugbegleiterin blieb jedoch völlig ruhig, und eher würde es einen kalten Tag in der Hölle geben, als dass ich vor einer Dame die Nerven verlieren würde (wie falsch ich damit lag, wusste ich damals noch nicht ...), also versuchte ich, möglichst gelangweilt auszusehen und so tun, als ob mir so etwas jeden Tag passieren würde.

Die Landung ging ebenso schnell wie unerwartet über die Bühne. Die Stewardess setzte sich hin, schnallte sich an und warf mir einen ausdrucksvollen Blick zu, um sich zu vergewissern, dass ich dasselbe tat. Der Jet sackte auf den letzten Metern ab, als wollte der Pilot die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen. Aus der Kabine vernahm ich gedämpftes Geschnatter, kurz darauf standen wir auch schon still inmitten einer Militärbasis unter der heißen Sonne Arizonas. Leicht benommen richtete ich mich auf, schnappte mir meine Tasche vom Nebensitz und stieg durch die offene Tür des Flugzeugs auf die glühende Landebahn.

Die Hitze war fast unerträglich, ich wunderte mich, dass der Soldat vor mir sich wohl zu fühlen schien und kam kaum ins Schwitzen kam. Ich hingegen verfluchte sofort meine Lederjacke und klopfte verzweifelt meine Taschen auf der Suche nach einer Sonnenbrille ab. Leider ohne Erfolg. So versuchte ich also, den Mann vor mir in dem blenden Licht im Auge zu behalten, während die Flugzeugtür wieder geschlossen wurde und der Learjet seine Motoren startete.

Der Soldat bedeute mir mit einer Handbewegung, ihm zu folgen und begann wortlos, auf einen in der Nähe stehenden Humvee zuzugehen. Obwohl er auf die Hintertür zeigte, beschloss ich, vorne mitzufahren, in der vergeblichen Hoffnung, etwas mehr über den Ort zu erfahren. Aber mein wortkarger Gastgeber tat nur seine Arbeit, hielt am Tor des Stützpunktes an und wechselte ein paar kurze Worte mit dem Wachmann am Tor. Ich hatte das Gefühl, dass er nicht glücklich darüber war, den Fahrerdienst zu übernehmen, aber genau wie ich keine andere Wahl gehabt hatte.

Es war allerdings nur eine kurze Fahrt. Nach etwa dreißig Minuten Fahrt über Nebenstraßen erreichten wir ein riesiges Zeltlager, in dem sich Dutzende Frauen und Männer tummelten. Das Geräusch unseres Motors ließ einige von ihnen aufhorchen; ein paar drehten sich um, um die Neuankömmlinge zu begutachten, die meisten schenkten uns jedoch keine Beachtung. Wir hielten an einem staubigen Platz, auf die unterschiedlichsten gepanzerten Fahrzeuge standen, darunter auch einige Panzer.

Es herrschte rege Betriebsamkeit, alle waren mit irgendwelchen Vorbereitungen beschäftigt. Alle trugen unauffällige Militärkleidung mit einem Perihelion-Aufnäher auf der rechten Schulter, wobei jedes Outfit in hohem Maße individualisiert war. Schals, Baseballmützen, Handschuhe, Turnschuhe ... Wie auch immer der kommandierende Offizier die Disziplin an diesem Ort handhabte, gehörte das Tragen von ordentlichen Uniformen offenbar nicht dazu.

Der Fahrer, der es kaum erwarten konnte, sich aus dem Staub zu machen, gab sich nicht einmal die Mühe, sich von mir zu verabschieden. Kaum war ich ausgestiegen und hatte die Tür zugemacht, ließ er den Motor aufheulen, wendete und fuhr davon. Murdoch hatte zwar eindeutig Verbindungen zum US-Militär, aber entweder waren sie nicht sehr ausgeprägt, oder die Botschaft war nicht bei seiner Truppe angekommen.

Da stand ich also. Gestern noch ein Verlierer in einer heruntergekommenen Wohnung, heute mitten im Nirgendwo, auf einen Auftrag wartend und von unbekannten Gesichtern umgeben, ohne zu wissen, was ich tun oder erwarten sollte. Und das war auch das Problem. Alle hier sahen sehr professionell aus. Das waren keine Aufschneider, die Soldaten spielten und kaum wussten, wie man eine Waffe hält. Allein an der Art und Weise, wie sie sich bewegten, war zu erkennen, dass mehr als die Hälfte der Truppen im Lager ehemalige Militärs waren (wenn auch nicht unbedingt von der US-Army). Soweit ich sehen konnte, waren ihre Fahrzeuge frisch lackiert und teilweise ebenso individuell gestaltet. Irgendwo hinten meinte ich sogar einen verdammten schwarzen Terminator zu erkennen. Diese Leute kannten sich aus. Wie zum Teufel sollte ich da reinpassen?

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