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Eintrag 7

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Eintrag 7 – Alpträume

Die Reise verlief ziemlich eintönig. Wie von Miss Ferguson angewiesen, hatte ich einen nicht gekennzeichneten Hubschrauber bestiegen und bin zu einem kleinen Privatflughafen in der Nähe geflogen, wo eine Flotte schwarzer und grauer Geschäftsflugzeuge mit Perihelion-Insignien darauf wartete, irgendwelche VIPs dorthin zu bringen, wo sie hinwollten. Am Hubschrauberlandeplatz wartete bereits eine Stewardess auf mich, ihr Lächeln professionell und leer. Mit einem Seesack in der einen und einer Lederjacke in der anderen Hand folgte ich ihr zum nächstgelegenen Learjet und merkte langsam aber sicher, worauf ich mich eingelassen hatte.

Das hier war keine kleine Operation. Perihelion verfügte über große Mittel, was allein an dem allgegenwärtigen Logo zu sehen war. Es war buchstäblich überall – auf dem Hangar zu meiner Linken, auf den Jets, ja sogar auf dem Weinglas und der Flasche, die mir serviert wurde, kaum dass ich mich angeschnallt hatte. Ich verstand nicht ganz, was das sollte, es fühlte sich immer noch an wie ein Traum. Und wenn es wirklich einer war, dann war es der Beste, den ich jemals hatte. Sogar der Geschmack des Weins war exquisit – und das angesichts der Tatsache, dass ich eigentlich ein Biertrinker war.

„Genießen Sie den Wein? Er wird exklusiv für Mr. Murdoch in Frankreich hergestellt!“

Das strahlende, perlweiße Lächeln der Flugbegleiterin hatte etwas beunruhigendes an sich. Aber wahrscheinlich kam es mir nur so vor. Ich musste mir eingestehen, dass ich Flugbegleiter nicht ausstehen konnte. Genauso wie Clowns. Beide trugen zu viel Make-up.

„Miss Ferguson hat mir aufgetragen, mich ganz besonders um Sie zu kümmern, Sir. Ich werde Ihnen JEDEN Wunsch erfüllen, Sie müssen es mich nur wissen lassen, okay?“

Dann ging sie wieder und ließ mich mit der Frage zurück, was GENAU sie damit gemeint. Ich stellte mich auf einen langen Flug ein und schloss die Augen.

Es war seit Jahren schon derselbe Alptraum, jedes Bild hatte sich wie ein Standbild in mein Gedächtnis eingebrannt. Ein Tag am Strand. Mein lachenden Eltern. Ein Essen in meinem Lieblingsbistro. Und dann – Dunkelheit, eine schreckliche Finsternis und eine Sonne, eine dunkle, böse Sonne, die die Szene mit ihrem schrecklichen Schein beleuchtet. Ein Schatten, der alles verschluckt. Zuerst meine Mutter, dann meinen Vater, beide so vertraut und doch so fern. Ich konnte mich nicht an ihre Gesichter erinnern, aber ich war mir die ganze Zeit sicher, dass sie es waren. Ich spürte es in meinem Herzen, es war eine der wenigen Gewissheiten, die mir im Leben geblieben waren. Dann war wieder alles vorbei, die Traumwelt entließ mich aus ihrer kalten Umarmung.

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